Erneuerbare Energie - Schutzschild gegen Energiekrise

Aleklett: Erdölzeitalter geht zu Ende!

Anlässlich des 14. Österreichischen Biomassetages in Grieskirchen/Oberösterreich bekräftigten heute Experten die Notwendigkeit des Umstiegs auf erneuerbare Energien, um einerseits die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern und andererseits die Klimaschutzziele Österreichs zu unterstützen. "Unsere Berechnungen zeigen, dass die globale Ölförderung kurz davor steht, ihr Maximum zu erreichen - bezeichnet wird dies mit dem Begriff "Peak Oil" (Ölfördermaximum). Zum jetzigen Zeitpunkt werden rund 86 Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert, jedoch schon etwa 87 Millionen Barrel nachgefragt - dazu steigt die Nachfrage derzeit mehr als zwei Prozent pro Jahr; im besten Fall (bei hohen Fördermengen) lassen sich bis etwa 2015 93 Millionen Barrel pro Tag erreichen. Im schlechtesten Fall haben wir das Ölfördermaximum bereits erreicht und können das Produktionsniveau noch für einige Jahre aufrechterhalten," so Kjell Aleklett, Präsident von ASPO, der Association for the Study of Peak Oil.

Alarmierende Studie der Internationalen Energie-Agentur (IEA)

Der Österreichische Biomasse-Verband sieht dunkle Wolken für die Energieversorgung in den kommenden Jahren am Horizont. Die Energiepolitik des Bundes muss sich schnell an den neuen globalen Bedingungen ausrichten und eine echte Energiewende zum Schrittweisen Rückzug aus fossilen Energieträgern einleiten. "Der starke Rückgang der Ölförderung aus den aktuell in Produktion befindlichen Ölfeldern, den die IEA bis 2020 prognostiziert, kann nur kompensiert werden, wenn weltweit verstärkt in die Erschließung neuer Felder investiert wird. Angesichts des Preiseinbruchs bei Rohöl werden jedoch derzeit alle Investitionsprogramme massiv gekürzt," so Dr. Heinz Kopetz, Präsident des Österreichischen und Europäischen Biomasse-Verbandes. "Daher ist abzusehen, dass es in einigen Jahren Engpässe in der Öl- und Gasversorgung verbunden mit exorbitanten Preissteigerungen geben wird. Nur durch den beschleunigten und vorausschauenden Ausbau erneuerbarer Energien kann eine drohende Energiekrise abgewendet werden," so Kopetz weiter.

Daher schlägt der Österreichische Biomasse-Verband drei Sofortmaßnahmen vor:

1. Umgehende Einführung eines zeitlich befristeten, flexiblen Zuschlags zur Mineralölsteuer auf fossile Brenn- und Treibstoffe in einer Höhe, die einem Rohölpreis von 120 Dollar/Fass entspricht. Mit den Einnahmen soll vor allem der Umbau zu erneuerbarer Energie im Wärmebereich forciert werden. Der Zuschlag soll auslaufen, sobald derÖlpreis über 120 Dollar ansteigt.

2. Weitere Verbesserung und Vereinheitlichung der Investitionsförderung für Biomasse und Solarthermie auf 30 % für Unternehmen und 40 % für Private (die durch die Bezahlung der Mehrwertsteuer ohnehin die Hälfte der Förderung selbst finanzieren).

3. Ein neues Gesetz für Strom aus erneuerbarer Energie anstelle des aktuellen Ökostromgesetzes mit dem Ziel, die Stromerzeugung aus Erneuerbaren bis 2020 um knapp 50 % zu erhöhen. Die aktuelle Gesetzgebung hat den Ökostromausbau zum Erliegen gebracht. Österreich wird immer mehr zum Nettostromimporteur. Die Stromimporte entsprechen schon der Jahresproduktion eines mittleren Atommeiler. Mit der aktuellen Strompolitik forciert Österreich den Ausbau des Atomstroms und die Zunahme der CO2-Emissionen.

"Die größten Chancen für Energie aus Biomasse liegen darin, Öl und Gas in der Wärmeversorgung zu ersetzen und 10 % des Treibstoffbedarfs mittels Biotreibstoffen abzusichern. Gerade die Preisentwicklung in diesem Jahr zeigt, dass diese 10 % Biotreibstoffe sehr wohl mit der Lebensmittelversorgung in Einklang zu bringen ist," zeigt sich Kopetzüberzeugt.

Dezentrale Energieversorgung als Garant für warme Stuben

In Oberösterreich liegt der Anteil an erneuerbare Energie am Gesamtenergieverbrauch bei über 30 % und damit weit über den aktuellen Zahlen der EU und Österreich. Besonders hervorzuheben ist dabei der Sektor Raumwärme mit einem Anteil von 41 % Ökowärme. Bis 2030 will Oberösterreich den Energiebedarf für Raumwärme und Strom zur Gänze durch erneuerbare Energie decken. "Etwa ein Drittel aller in Österreich installierten Biomasseheizanlagen befinden sich in unserem Bundesland", so Ludwig Schurm, Obmann des Biomasseverbandes OÖ, erfreut. Insgesamt gibt es im Bundesland über 300 Biomassegemeinschaftsanlagen, ebenso viele gewerbliche Biomassegroßanlagen und über 32.000 Einzel- oder Kleinfeuerungsanlagen, die mit Hackschnitzel, Scheitholz oder Pellets betrieben werden. Über drei Millionen Schüttraummeter bäuerliches Waldhackgut, 700.000 Raummeter Brennholz und 100.000 Tonnen Pellets werden verbraucht: Brennstoff im Gesamtwert von über 100 Millionen Euro - Wertschöpfung und Geld, das in der Region bleibt.

Der Biomasseverband OÖ ist in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer, Abteilung Forst und Bioenergie, seit 1992 erfolgreich in der Beratung und Umsetzung von Heizwerken undÖkostromanlagen tätig. "Im Jahr 2008 haben 37 Betreibergruppen einen Neu- bzw. Ausbau von Biomasseprojekten getätigt und dabei über 25 Millionen Euro in diese Anlagen investiert", resümiert Schurm und weist auf die wirtschaftliche Bedeutung der Bioenergie in Oberösterreich hin. Derzeit befinden sich weitere 80 Anlagen in der Planungs- und Umsetzungsphase.

"Investitionen in regionale Projekte mit österreichischem Geld und heimischer Wertschöpfung sind die richtige Antwort auf das Konjunkturstottern", so Kopetz abschließend.



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Weitere Infos: Österreichischer Biomasse-Verband

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /