Experten für Stärkung des Biogas-Heimmarktes

Mehr Unabhängigkeit durch alternative erneuerbare Energieformen

‘Biogas könnte alleine in Österreich ca. 15 % des aktuellen Gasverbrauches abdecken und dadurch die Eigenversorgung von ca. 20 % auf zumindest 35 % anheben ’ so Energie-Experte Dr. Lukas Kranzl von der TU Wien. Eine solche Entwicklung würde einen großen Schritt in Richtung EU-Klimaschutzpaket (Energiesparen, Klimaschutz und forcierter Ausbau von erneuerbaren Energien) bedeuten. Experten fordern daher eine Forcierung der heimischen Biogas-Produktion.

Ende 2008 wurde erstmals der ‘Biogas Branchenmonitor’ - zur Erhebung von Wirtschaftsdaten und Trends zu Biogas erstellt. Im Rahmen der Erhebung wurden 151 Biogas-Betreiber, 35 Wirtschaftsunternehmer der Branche (Anlagenbauer, -planer und Komponentenhersteller) und 50 heimische Biogas-Experten telefonisch interviewt.

Der Branchenmonitor liefert einen Gesamtüberblick über die Biogas-Branche, deren Entwicklung und Potentiale und unterstützt so die Weiterentwicklung und Professionalisierung der Branche. Unterstützt wurde der Branchenmonitor neben der Wirtschaft vom BMVIT und vom FGW (Fachverband Gas- und Wärmeversorgung).
99 Prozent aller befragten Energie-Experten sprachen sich nachdrücklich für eine weitere und langfristige Förderung der Biogastechnologie aus. 80 % von ihnen sind für eine Novellierung des Ökostromgesetzes. Außerdem werden die Forcierung von Biogas als Treibstoff durch steuerliche Begünstigung und die Einspeisung von Biogas ins öffentliche Netz gefordert (siehe Abbildung 3 - . Maßnahmen/ Rahmenbedingungen die bei der staatlichen Förderpolitik besonders berücksichtigt werden sollten’) Für das neue Ökostromgesetz wünschen sich die Experten einen langen Geltungszeitraum (15-20 Jahre), eine Erhöhung der Gesamtfördersumme sowie eine gänzliche Abschaffung der Deckelung (siehe Abbildung 4 ‘Welche Novellierung des Ökostromgesetzes?’).

Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch eine relativ gute Akzeptanz der Biogasanlagen in der Bevölkerung. Biogas wird grundsätzlich als umweltfreundlich und innovativ empfunden. Entgegen der gängigen Meinung verwenden nur 15 % der Betreiber ausschließlich Energiepflanzen (wie z. B. Mais oder Grasschnitt) als Substrat. Drei Viertel der Betreiber setzen verschiedene Mischungen aus Energiepflanzen, tierischen Exkrementen und Lebensmittel-Abfällen zur Energieerzeugung ein (siehe Abbildung 2). Der Vorwurf, die Biogasbranche trage durch die Verwendung von Energiepflanzen Mitschuld an gestiegenen Lebensmittelpreisen, wird dadurch entkräftet. Ganze 41 % der Anlagenbetreiber können ihren Biomassebedarf durch die eigene Produktion abdecken. Ein Großteil der österreichischen Biogasanlagen wird in der Umgebung von Grünlandwirtschaft und Feldfutterbau betrieben. Die Verwertung von überschüssiger Grünlandbiomasse birgt bei effektiver, energetischer Nutzung noch großes Potential für die Biogasproduktion.

Biogasbetriebe sind, vor allem in der Startphase, auf Förderungen angewiesen – über drei Viertel der Befragten haben beim Bau ihrer Anlagen Fördermittel in Anspruch genommen. Seit der Novellierung des Ökostromgesetzes 2005 erhalten die Betreiber weniger Unterstützung. Hohe Investitionskosten und angestiegene Substratkosten bringen Biogas-Betreiber, vor allem in der Aufbauphase, in eine schwierige Lage.

Im industriellen Umfeld der Biogas-Produzenten entwickelt sich ein florierendes Exportgeschäft. Zwei Drittel der befragten Anlagenhersteller, Zulieferer und Dienstleister konzentrieren ihre Produktion auf Exportgeschäfte. Fast ein Viertel orientiert sich mit über 90 % des Umsatzes an ausländischen Kunden.
Biogas entsteht durch die Vergärung verschiedener Rohstoffe wie zum Beispiel Energiepflanzen (Maissilage, Grassilage, Grünschnitt) tierische Exkremente oder Lebensmittelrückstände. Das so erzeugte Biogas produziert beim Verbrennen nicht mehr CO2, als die Pflanzen mit denen die Anlagen gefüttert werden beim Wachsen verbrauchen. Biogas kann vielseitig verwertet werden, Verwendungsmöglichkeiten sind zum Beispiel Verstromung, Wärmeproduktion vor Ort oder die Einspeisung in öffentliche Gasnetze (siehe Abbildung 1 ‘Nutzung von Biogas in Österreich’).

BIOGAS Branchenmonitor

in Kooperation mit:
FGW (Fachverband Gas- und Wärmeversorgung)
GE Jenbacher GmbH&CoOHG
Nahtec GmbH
Ökobit Austria GmbH
Swietelsky BauGmbH
ARGE Kompost & Biogas Österreich

Befragt wurden:

151 Biogas-Anlagenbetreiber (Ausschöpfungsquote: 44 %)
35 Wirtschaftsunternehmen der Branche
50 Biogas-Experte

Methode: telefonische Interviews, auf Basis standardisierter Fragestellungen
durchgeführt von Karmarsin Marktforschung
mit Unterstützung des
Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
im Rahmen des Programms:
Energiesysteme der Zukunft

Download der Studie unter: www.energiesystemederzukunft.at/edz_pdf/0841_biogasmonitor.pdfhtm


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /