Argumente im Kreuzverhör - Kommt Europa aus der Energieabhängigkeit?

Europa braucht eine gemeinsame europäische Energiepolitik - Wir können uns nicht zufrieden zurücklehnen - Schnellere Umstellung von fossiler zu erneuerbarer Energie notwendig

Im tiefsten Winter stand Europa plötzlich ohne Erdgaslieferungen da. Eine eindrucksvolle Demonstration dafür, dass die EU nicht in der Lage ist seinen Energiebedarf aus eigner Kraft zu decken. Welche Schritte gesetzt werden müssen um eine Wiederholung dieser Situation zu verhindern und insbesondere inwieweit es möglich ist, sich auf Dauer von fossilen Brennstoffen zu verabschieden und dabei Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu garantieren, wurde im Rahmen einer Expertendiskussion am TGM Wien (Technisches Gewerbe Museum) erörtert.

Wie Europa aus der Energieabhängigkeit kommt, diskutierten rund 300 Jugendliche im TGM, Brigittenau mit dem EU-Parlamentarier Hannes Swoboda, den Energieexperten Hans Kronberger und Franz Zöchbauer(Verbund) sowie Alexander Bachler von der Landwirtschaftskammer und einem Vertreter der tschechischen Botschaft im Rahmen der Veranstaltungsreihe ‘Argumente im Kreuzverhör’. Eingeladen hatten die Jungen Europäischen Föderalisten.

EU-Abgeordneter Hannes Swoboda (SPÖ) machte sich für mehr Europa in der Energiepolitik stark. "Die Rahmenbedingungen für die europäische Energiepolitik sind nicht ausreichend", stellte Swoboda fest und erläuterte mehrere Gründe, warum mehr Europa in der Energiepolitik notwendig sei. " In der letzten Krise haben
wir gesehen - im Streit zwischen der Ukraine und Russland - wie wichtig es ist, dass Europa hier mehr tut, weil sich einzelne Länder nicht wehren können", so Swoboda. Weiters gehe es darum, die Energieflüsse zu kontrollieren, was nur Europa insgesamt könne, sowie einen gemeinsamen Strommarkt herzustellen.

Als weiteren Grund für eine gemeinsame europäische Energiepolitik nannte Swoboda die Umstellung in Richtung erneuerbare Energie. "Das geschieht von alleine nicht. Das muss europaweit unterstützt, propagiert und letztendlich vorgeschrieben werden. Wir haben beim Klimapaket das auch entsprechend getan", erklärte Swoboda. Europa müsse ein Vorbild sein und mit gutem Beispiel vorangehen, um auch andere Länder dafür zu gewinnen. "Wenn wir allein in Österreich etwas tun, dann wird das nicht ausreichen", betont Swoboda die Wichtigkeit gemeinsamen Agierens. "Europa muss gemeinsam handeln, was die Klimapolitik betrifft."

Außerdem nannte Swoboda Energiesparen und Energieeffizienz als Gründe für gemeinsames Handeln. "Wir müssen viel mehr Energie einsparen und viel effizientere Lebensformen entwickeln. Auch da muss Europa insgesamt Druck ausüben", so der EU-Abgeordnete. Trotz der Kritik an der europäischen Energiepolitik, betonte Swoboda: "Es gibt keinen Kontinent, der in der Summe so weit voran ist in der Energie- und Klimapolitik. Das heißt aber nicht, dass wir uns jetzt zufrieden zurücklehnen können."
Es sei eine Überlebensfrage.

Eine schnellere Umsetzungsgeschwindigkeit der Umstellung von fossiler zu erneuerbarer Energie würde nicht nur die Klimasituation, sondern auch die Arbeitsplatzsituation weitgehend verbessern, war man sich einig. Sollte es nicht zu einer Allianz aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft kommen, drohe bereits 2013 ein Versorgungsengpass. Unwidersprochen blieb die Feststellung Hans Kronbergers, dass eine Versorgung Europas mit erneuerbarer Energie möglich ist.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /