"Österreichischer Ernährungsbericht 2008“: Nanotechnologie

Risikobewertung fehlt - Verhaltenskodexe bereits vorhanden

Die Nanotechnologie wird als eine wichtige Zukunftstechnologie angesehen, durch deren Einsatz sich Industrie, Wissenschaft und auch Verbraucher verbesserte Produkteigenschaften erhoffen. Durch die Veränderungen der Materialeigenschaften, die im nanoskaligen Größenbereich auftreten, können Stoffe neue Funktionen und Eigenschaften bekommen und so für bestimmte Anwendungen ‘maßgeschneidert’ werden.
Im Bereich der Lebensmitel könnte die Nanotechnologie vielseitig eingesetzt werden, sei es bei der Lebensmittelproduktion mit nanodispersen Systemen wie Mizellen, Liposomen und Nanoemulsionen, bei Verpackungsmaterialien und Oberflächenbeschichtungen sowie bei Anwendungen in Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelhygiene.

Bis zum Jahr 2010 wird weltweit eine Steigerung der Umsätze von nanotechnologischen Anwendungen im Lebensmittelbereich auf 20,4 Mrd. USD prognostiziert.

Derzeit stehen Verbraucher den Entwicklungen der Nanotechnologie überwiegend positiv gegenüber, sie sind jedoch auch kritisch und schätzen das davon ausgehende Risiko differenzierter ein, je direkter der Kontakt mit den Produkten ist oder wenn eine Aufnahme in den Körper möglich oder gar vorgesehen ist.

Materialien, die Nanopartikel enthalten, könnten bislang unbekannte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt haben, da sie auf Grund ihrer nanoskaligen Größe imstande sind, biologische Barrieren zu überschreiten und biologische Wirkungen zu entfalten, die anders als bei Stoffen in makroskaliger Größe sind. Daher gilt es, die Technologieentwicklung mit einem Ausbau von Test- und Bewertungsstrategien für die Einschätzung eines möglichen gesundheitlichen Risikos zu begleiten.


Gesetzliche Regelungen

Derzeit bestehen weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene verbindliche Vorschriften zur Regulierung von Nanopartikeln. Für die in Lebensmitteln zugelassen Zusatzstoffe (beispielsweise Titandioxid E 171 oder Siliziumdioxid E 551), die in Verpackungsmaterialien, Nahrungsergänzungsmitteln und im kosmetischen Bereich eingesetzt werden sollen, sind keine Partikelgrößen festgelegt.

Es existieren jedoch Verhaltenskodexe, unter anderem auch von der Europäischen Kommission, die Empfehlungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Nanowissenschaften und Nanotechnologien von Behörden, Unternehmen, Forschungsinstitutionen und Organisationen auf freiwilliger Basis aussprechen.

Ausblick

Die Herausforderungen an die Zukunft in Hinblick auf die Nanotechnologie im Bereich des ‘Life Science Engineering’, ‘deren Anwendungen, aber auch mögliche gesundheitliche Risiken, bestehen in der Sicherstellung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Nanotechnologie’ – so der ‘Österreichischen Ernährungsbericht 2008’. Weiters ‘müssen Wissenslücken wie beispielsweise die Charakterisierung und analytische Nachweismethoden von Nanopartikeln oder deren Wirkung auf biologische Systeme gefüllt werden. Gleichzeitig soll eine auf nanotechnologische Innovationen zugeschnittene Risikobewertung durchgeführt und ein offener Verbraucherdialog, der die Entwicklung der Nanotechnologie im Lebensmittelbereich begleitet, geführt werden.’

GastautorIn: Anna Pucher für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /