Städte noch nicht gerüstet für Klimawandel und Energiewende

Internationale Expertenrunde fordert 100% Erneuerbare Energien für Städte

Hamburg - Städte sind Hauptverursacher und Hauptopfer des Klimawandels - und noch nicht für die dringend notwendigen Veränderungen gewappnet. Dies geht aus dem Abschlussdokument der internationalen Städtekommission des World Future Council (WFC) und der Hamburger HafenCity Universität (HCU) hervor, die am Donnerstag und Freitag im Hamburger Rathaus tagte. Demnach hängen Städte in Industrieländern und zunehmend auch in Entwicklungsländern fast ausschließlich von der Verbrennung fossiler Brennstoffe ab. Knapp 80% aller eingesetzten Rohstoffe werden in Städten verbraucht, so dass Städte die Hauptverursacher des sich rasant verschärfenden Klimawandels sind. Die Umstellung auf Erneuerbare Energien muss daher drastisch beschleunigt werden.

Um dies zu erreichen hat die Städtekommission, zu der auch der deutsche Klimaforscher Prof. Dr. Hartmut Graßl und der Hamburger Architekt Dr. Meinhard von Gerkan gehören, einen Aktionsplan erarbeitet. Darin enthalten ist ein Appell an nationale Regierungen und Stadtregierungen, innerhalb des nächsten Jahres einen Fahrplan für eine 100prozentige Versorgung von Städten aus Erneuerbaren Energiequellen zu erstellen.

"Städte, vor allem Großstädte, beziehen ihre Energie noch immer fast vollständig aus der Verbrennung von Gas, Öl und Kohle. Sie schaufeln sich damit ihr eigenes Grab, weil sie häufig in der Nähe von Küsten liegen und besonders bedroht sind von den Folgen des Klimawandels wie extrem starken Stürmen und steigenden Meeresspiegeln", erklärt Herbert Girardet, Programmdirektor des World Future Council. "Die Aufmerksamkeit beim weltweiten Ausbau Erneuerbarer Energien muss sich daher insbesondere auf die zukunftsfähige Energieversorgung von Städten richten."

Der weitaus größte Teil der CO2-Emissionen in Städten entsteht durch die Stromerzeugung auf Basis von fossilen Brennstoffen, schlecht gedämmte Gebäude und den innerstädtischen Autoverkehr. Hauptgrund für die zu langsam voranschreitende Energiewende in Städten ist nach Auffassung der Städtekommission fehlendes Dringlichkeitsbewusstsein nationaler Regierungen und die zu geringe Richtlinien-Kompetenz von Stadtregierungen.

Dies hat falsche finanzielle Prioritätensetzungen zur Folge, so dass in vielen Städten noch immer gelte, "für Klimaschutz ist kein Geld da", so Kommissionsmitglied Nicholas You, Chef der Strategischen Planung bei UN-Habitat, dem Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen: "Genau dieses Problem muss endlich geknackt werden. Erneuerbare Energien und Maßnahmen zur Energieeinsparung sind kein Luxus sondern Überlebensstrategie. Die Machtbefugnis von Städten muss dringend an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst werden".

Die Städtekommission besteht aus zwanzig weltweit führenden Experten aus Wissenschaft, Stadtplanung, Technologie und dem Bildungssektor. Unter den Mitgliedern sind auch Dr. Eric Martinot, Institute for Sustainable Energy Policy (Tokio), Prof. Peter Droege, Asien Pazifik Direktor des World Council for Renewable Energy (WCRE), Australien und Prof. Jeffrey Kenworthy, international anerkannter Verkehrsexperte.

Der World Future Council setzt sich für ein verantwortungsvolles, nachhaltiges Denken und Handeln im Sinne zukünftiger Generationen ein. Seine 50 Mitglieder kommen aus Politik, Geschäftswelt, Wissenschaft und Kultur - und von allen fünf Kontinenten. Der Rat identifiziert mithilfe seines Netzwerks von Wissenschaftlern, Parlamentariern und Umwelt-Organisationen weltweit zukunftsweisende Politikansätze und fördert ihre Implementierung auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene.

Quelle und weitere Info: www.worldfuturecouncil.org

GastautorIn: Anne Reis für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /