Wien: Keine Chancen für Elektrofahrzeuge?

Noch kein Umdenken in der Stadtregierung für eine Förderung der Elektromobilität in Wien

Wien hat offensichtlich die Chancen der solaren Energietechnik für den Verkehrseinsatz noch nicht erkannt, sondern blockiert diese sogar noch. In dieses Bild passt nicht nur die Abschaffung der Elektroautoförderung, sondern auch die Blockade der heutigen Aktion.

Die ÖVP Wien wollte mit der auf eine Woche beschränkten Errichtung einer Solartankstelle zeigen, wie wichtig ein solares E-Fahrzeugtankstellennetz in Wien wäre. Die Stadt Wien hat diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechung gemacht und die Genehmigung für dieses Projekt aus eher fadenscheinigen Gründen nicht erteilt. Die ÖVP Wien hat nun eine Presseveranstaltung in Form einer Demonstration organisiert, um wenigstens für kurze Zeit auf die Vorteile der solaren Antriebstechnik aufmerksam machen zu können. Allerdings muss diese Tankstelle sofort wieder abgebaut werden und die Wienerinnen und Wiener können diese Einrichtungen nicht länger nutzen.

Richtigerweise hat das KLIP, das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien, auf die Bedeutung der solaren Antriebsenergie als eine der sinnvollsten alternativen Fahrzeugtechniken hingewiesen und sich für einen verstärkten Einsatz im Wiener Straßenverkehr ausgesprochen. So schrieb die Stadtregierung in ihrem Klimaschutzprogramm ganz richtig: ‘Einen signifikanten Vorteil bieten Elektrofahrzeuge in Leichtbauweise unter der Voraussetzung, dass die elektrische Energie vorwiegend aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen wird.’ Ein Handeln in diese Richtung ist bisher leider nicht erfolgt. Positive Beispiele, wie entsprechende Projekte aussehen können, gibt es bereits: die Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg, Steiermark oder Kärnten zeigen mit ihren Förderprogrammen die Richtungen vor- auch einzelne Gemeinden oder Städte, wie die Gemeinden Amstetten in Niederösterreich, Arnoldstein in Kärnten oder Graz haben bereits Förderungen zur Forcierung elektrischer Mobilität. Es wäre höchste Zeit, die ökologischen Vorteile wie die Nullemission beim Schadstoffausstoß sowie die weitgehend lautlose Fahrweise auch für eine Ökologisierung des Wiener Stadtverkehrs auszunützen. In Wien passiert derzeit noch das Gegenteil: so wurde die E-Fahrzeugförderung vor einiger Zeit abgeschafft, dafür werden Gasautos gefördert.

Die ÖVP-Vertreter meinen, im KLIP wurde auch auf das Fehlen von Infrastruktur wie etwa solare Tankstellen hingewiesen. In dieser Richtung haben sich in den letzten zehn Jahren kaum Verbesserungen abgezeichnet. Tatsächlich hängt der Durchbruch der solaren Fahrzeuge auch von der Bereitstellung einer ausreichenden Anzahl von Tankstellen ab, die Solarenergie anbieten.

Erneuerbare Energie aus der Sonne tanken

Darüber hinaus sollten dies solche sein, die ihrerseits wieder zu einem gewissen Anteil solaren Treibstoff anbieten, der direkt über Photovoltaik erzeugt wird und nicht unbedingt nur aus der Steckdose kommt. Selbst konventionelle Solartankstellen ohne Photovoltaikanschluss sind in Wien eher selten. Hier wäre eine politische Initialzündung für eine bessere Infrastruktur für Solarfahrzeuge in Wien längst fällig.

Erster Schritt dieses "solaren" Impulsprogramms für den Verkehr in Wien sollte die Schaffung eines Tankstellennetzes für elektrobetriebene Fahrzeuge sein, um einen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität zu leisten.

Hiermit entstünde für die Ökologisierung des Verkehrs in Wien ein zweifacher Effekt: Zum einen könnten die elektrobetriebenen Motorroller mehr Bürgerinnen und Bürger dazu bringen, auf Stau vermeidende Fahrzeuge umzusteigen – andererseits wären diese solaren Tankstellen der Prototyp für ein späteres Netz von Solartankstellen, die dann auch für E-Autos geeignet sind.

Solartankstellen könnten zum Beispiel auch in die City-Bike Terminals der Gewista eingebaut werden, die dann wiederum einen Teil ihres Fahrradfuhrparks auf elektrobetriebene Fahrräder umstellen sollten, was eine Angebotserweiterung für die Benützer darstellen würde.

Förderung endlich auch für Elektrofahrzeuge!

Die Stadtregierung sollte die Öko-Fahrzeugförderung ändern, sodass auch der Ankauf von Hybridfahrzeugen und E-Fahrzeugen gefördert wird. Außerdem sollten E-Fahrzeuge von der Parkabgabe befreit werden, wie dies beispielsweise in London der Fall ist. Darüber hinaus sollen in den Garagen besonders günstige Garagenplätze mit Ladestationen für E-Fahrzeugbesitzer bereitgestellt werden. Die Errichtung von kleinen Solartankstellen zu fördern und ein Ausbaukonzept dazu zu erstellen wäre außerdem sinnvoll. Das City-Bike-Projekt sollte in Richtung des Einsatzes von Solartankstellen ausgeweitet werden, wobei zentrale Terminals mit Solartankstellen ausgestattet werden und auch E-Fahrräder angeboten werden sollen. In den ‘Innenstadtbezirken’ sollten derartige Pilotprojekte unterstützt werden. Anbieten würde sich beispielsweise derzeit eine Solartankstelle im vierten Bezirk.

Auch Grüne Wien fordern Masterplan für Elektroautos

In ein ähnliches Horn stößt man auch bei den Grünen Wiens. Sie fordern einen Masterplan für Elektroautos. "In den nächsten Jahren werden verstärkt Elektroautos oder Hybridautos auf den Markt gebracht, dafür müssen rechtzeitig die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden", meint der Energiesprecher der Grünen Wien, Christoph Chorherr.

Mit dem Elektroauto ist Volltanken für 2 Euro für 100 Kilometer Reichweite möglich. "Würde die Hälfte aller PKWs in Österreich mit Elektroantrieb unterwegs sein, so würde der gesamte Stromverbrauch inÖsterreich lediglich um 7% steigen", so Chorherr. Voraussetzung für Elektroautos ist ein flächendeckendes Netz an Ladestationen, das es derzeit noch nicht gibt.

Daher ist die Stadt Wien aufgefordert, rechtzeitig einen Masterplan für eine flächendeckende Stromversorgung der Elektroautos auszuarbeiten. Die SPÖ hat einen entsprechenden Antrag der Grünen im Gemeinderat zwar abgelehnt, aber die Grünen werden das Thema weiter forcieren. "Die Stadt Wien muss die Voraussetzungen für die notwendige Infrastruktur in Garagen und im öffentlichen Raum jetzt schaffen", fordert Chorherr. Das umfasst eine Fülle von Maßnahmen baulicher und organisatorischer Natur, wie z.B. die Vorschreibung einer Leerverrohrung für Stromanschlüsse bei allen Garagenbauten (Änderung der Wiener Bauordnung) oder die Harmonisierung der Abrechung bei allen Stromtankstellen. Auch für den öffentlichen Raum soll es Angebote geben, fordert Chorherr.

Nachdenken in der Stadtregierung

Auf Nachfrage in der Stadtregierung im Büro der Wiener Umweltstadträtin ist zu hören, es gebe derzeit ohnehin rund 90 Möglichkeiten, wo man "Strom" tanken kann. Das diese leider nicht im öffentlichen Bereich in der Innenstadt vorhanden sind, ist kein Thema.

Man schaue sich derzeit an, was am Markt passiert, im Augenblick sei noch keine Förderung geplant., weder für Solartankstellen noch für Elektrofahrzeuge.

Da kann man nur hoffen, dass man es auch schafft, in andere Bundesländer oder in andere Städte zu schauen. Beispielsweise wurde vor kurzem in Frankfurt eine weitere Solartankstelle eröffnet und auch Salzburg will elektrische Mobilität mit Ladestationen im öffentlichen Bereich forcieren.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /