Nuclear-Free Future Award: ein wichtiges Signal gegen die Atomkraft

Bereits das zehnte Mal fand die Preisverleihung des Anti-Atom-Preises in Salzburg statt

"Kernenergie ist keineswegs die überzeugende Lösung, als die sie häufig angepriesen wird. Mit unserem Schwerpunkt auf Energieeffizienz und alternative Energien sind wir am richtigen Weg. Ich bin überzeugt, dass wir damit auch dazu beitragen, die Voraussetzung für eine nachhaltige und verantwortungsvollere Energienutzung zu schaffen", so Günter Liebel, Sektionschef im Lebensministerium, am Donnerstag, bei der Preisverleihung in der "Anti-Atom-Stadt" Salzburg.

Der Nuclear-Free Future Award 2007 wird heuer bereits zum zehnten Mal vergeben und ist ein Projekt der "Franz-Moll Stiftung für die kommenden Generationen" in München. Der weltweit wichtigste Anti-Atom Preis wird jährlich vergeben und richtet sich seit 1998 an Visionäre und Aktivisten, die sich mit großem Engagement gegen Atomwaffen und Atomenergie einsetzen.

Der Nuclear-Free Future Award wird in den Kategorien "Widerstand", "Aufklärung" und "Lösungen" vergeben, die mit jeweils 10.000 US-Dollar dotiert sind. Darüber hinaus will der Nuclear-Free Future Award mit dem Ehrenpreis "Lebenswerk" Menschen würdigen, die ihre ganze Kraft einsetzen, um eine atomfreie Zukunft zu ermöglichen. Eines der wichtigsten Anliegen des internationalen Preises ist es, diese Menschen aus dem Schatten ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. In der Kategorie "Widerstand" wurden die "Defenders of the Black Hills", ganz besonders Charmaine White Face, geehrt. Die indianische Aktivistin setzt sich im Kampf gegen das Wiederaufleben des Uranabbaus und der damit verbundenen radioaktiven Verseuchung des Bodens in den Black Hills ein.

Den Preis für "Aufklärung" erhält der deutsche Wissenschaftler Siegwart Horst Günther, der die Öffentlichkeit über die tödlichen Uran-Geschosse der US-Armee informierte.

In der Kategorie "Lösungen" wurden in der Person von Tadatoshi Akibah die "Mayors of Peace" ausgezeichnet, die mit ihrer weltweiten Bewegung eine konstruktive Alternative zur atomaren Aufrüstung ins Leben gerufen haben.

Den Ehrenpreis "Lebenswerk" erhielten Freda Meissner-Blau und Professor Armin Weiss. "Die beiden Leitfiguren der mitteleuropäischen Anti-Atom Bewegung erinnern uns an die Pflicht des Widerstands im Namen der kommenden Generationen", so die Begründung der Jury.

Charmaine White Face

und die "Defenders of the Black Hills", USA: Die Aktivistin von der indianischen Nation der Oglala gründete die Organisation im Kampf gegen das Wiederaufleben des Uranabbaus in den Black Hills und auf ihrem Heimatreservat Pine Ridge. Uranabbau bedeutet nicht nur die radioaktive Verseuchung von Boden und Grundwasser, sondern auch die Zerstörung der heiligen Plätze des Stammes. (www.defendblackhills.org)

Siegwart Horst Günther

Dr. Siegwart Horst Günther forschte bereits lange im Nahen Osten als Epidemiologe und behandelte als Arzt Patienten, als er 1991 im Irak auf ungewöhnlich viele missgebildete Babys stieß, aber auch auf Krankheitsbilder, wie er sie in dieser Region noch nie gesehen hatte: Kinder, deren Immunsystem kurz vor dem völligen Zusammenbruch stand, Kinder, die an schrecklichen Hauterkrankungen litten. Günther vermutete, dass die kranken Kinder und die Eltern der missgebildeten Kinder radioaktiv verstrahlt worden waren. Strahlungsquelle waren Kriegsgüter des ersten Golfkriegs.

Prof. Günther ließ ein im Wüstensand aufgelesenes Projektil 1992 in Berlin spektrographisch untersuchen, was seinen Verdacht bestätigte, ihm aber auch wegen "Freisetzung ionisierender Strahlung" einen Strafbefehl über DM 3000 einbrachte. Sein lautes "j'accuse" wurde von den Medien weitgehend ignoriert, trug ihm aber eine breite Palette von Schikanen und Repressalien durch deutsche Behörden ein. Inzwischen ist der Arzt, der 1963-65 bei Albert Schweitzer in Lambarene gearbeitet und von seinem Vorbild gelernt hatte, dass die "sittliche Haltung des Einzelnen" entscheidet, selbst so krank, dass er seine vielfältigen medizinischen Hilfsaktionen beenden musste.

Mayors for Peace

1982 hatte Takeshi Araki , Bürgermeister von Hirsohsima, eine einfache Idee von globaler Dimension: Was wäre, wenn alle Bürgermeister der Welt ihren Ort zu einer atomwaffenfreien Zone erklären würden? So begann die weltweite Bewegung der "Bürgermeister für den Frieden", eine konstruktive Alternative zur atomaren Aufrüstung und ein Netzwerk, das heute (August 2007) 1698 Städte in 122 Ländern umfasst. Tadatoshi Akiba ist gegenwärtig Bürgermeister von Hiroshima

Die lange Aktivitäten-Liste der Mayors for Peace (MfP) weist von Mitte 1982 bis Mitte 2007 rund 90 größere Aktivitäten aus: darunter diverse Mahnbesuche in Hiroshima, diverse Proteste gegen französische Atomtest und US-Untergrund-Atomtests, Ausstellungen in Mumbai, Boston, Leeds, mehrere Eingaben beim Weltgerichtshof in Den Hague. Die Mayors for Peace fechten mit vielen (friedlichen!) Waffen, mit Appellen, Deklaration, Unterschriftenlisten, Bildern, Ausstellungen, wissenschaftlichen Analysen nicht zuletzt.

Freda Meissner-Blau

Für Freda Meissner-Blau ist der Kampf gegen die Nuklearindustrie immer Teil einer grundsätzlichen Veränderung: »Die Chimäre ständigen Wirtschafts - wachstums in einer endlichen Welt wird immer noch von Regierungen, Bürokraten und Nationalökonomen verfolgt. Ihre Logik ist die Logik des Geldes....Doch Geld ist nicht die Währung der Natur. Es kann nie den Wert des Lebens bemessen. Unsere Zivilisation wird nur überleben, wenn vormarktwirtschaftliche Ethik und Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft wieder Kategorien wirtschaftlichen und politischen Handelns werden.«

Armin Weiß

Die Anti-AKW-Bewegung wäre hilflos geblieben, wenn es nicht Experten wie Professor Dr. Dr. Armin Weiß gegeben hätte – und zum Glück noch gibt –, die die schlimmen Vereinfachungen erkannt und entlarvbar gemacht hätten.

Armin Weiß wies in den Achtzigern in den hoch aufgeladenen Debatten um die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf darauf hin, dass schon bei der Wiederaufarbeitung von Brennelementen im Normalbetrieb ein halbes Prozent der Radioaktivität über Abluftkamine an die Umwelt abgegeben wird. Eine kleine Menge? Wohl kaum, angesichts der Mengen, die in der WAA-Wackersorf bei Volllast emittiert worden wären. (Dieses Detail ist nur ein winziger Ausschnitt aus seinen komplexen Aufführungen; aber in Chemie und Physik und in der Öffentlichkeitsaufklärung geht es ja häufig um wirksame Teilmengen.)



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /