Werbung für die Ölheizung?

Österreichischer Biomasse-Verband, Global 2000, Agenda X und andere kritisieren Ölheizungsförderung durch Mineralölwirtschaft

Die österreichische Energiepolitik der letzten Jahre läuft in die falsche Richtung. Brachte das Ökostromgesetz 2002 gediegene Ausbauzahlen, so stoppten die gesetzlichen Rahmenbedingungen ab 2006 jedwede Investition. Der Ausbau des Wind- und Biogasstroms steht. "Diese Fehler erreichen nun im Wärmemarkt einen vorläufigen Höhepunkt, da führende Ölheizungsfirmen und Ölhändler in einer beispiellosen Werbeaktion eine Umweltzerstörung sponsern wollen, die alle Energie- und Umweltziele Österreichs konterkariert," so Ernst Scheiber, Geschäftsführer des Österreichischen Biomasse-Verbandes, in einer ersten Reaktion auf die geplante Förderung von Ölkesseln durch die Ölindustrie. Konkret soll jeder Kunde, der sich für eine neue Ölheizung entscheidet, 3.000 Euro Förderung erhalten, die aus einem gemeinschaftlichen Topf der Mineralölindustrie und der Brennstoffhändler stammen.

Derzeit niedrige Ölpreise geben falsches Signal

"Momentan sind Öl und Gas, durch die Rezession und ein Überangebot auf den Märkten, im Vergleich zum vergangenen Jahr relativ billig. Nach einem Wirtschaftsaufschwung steigen gesetzmäßigerweise die Preise wieder. Das lockt Ölheizer in die Falle, da Heizungen für 20 bis 30 Jahre eingebaut werden und auf die Lebensdauer betrachtet die Betriebskosten mit Öl stark steigen werden," so Dr. Heinz Kopetz, Vorsitzender des Verbandes. "Die geplante Förderung lockt Konsumenten in eine Investitionsfalle, deshalb ist es vernünftiger in erneuerbare Wärmeerzeugung zu investieren, dazu gibt es nun auch vermehrt finanzielle Anreize von Bund und Ländern," meint Kopetz .

Energie- und Klimaziele scheinbar unbekannt

Die Erreichung des Kyoto-Ziels, ohnehin schon massiv gefährdet, bedarf aller Anstrengungen, um annähernd erfüllt zu werden und die CO2-Emissionen Österreichs massiv zu senken. Österreichs Ziel, bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 34 % zu steigern, wurde gerade erst von den zuständigen Ministern als absolut prioritäres Ziel erklärt. " Da stellt man sich die Frage, ob den Vertretern der Mineralölwirtschaft das Kyoto-Protokoll oder das 34 %-Ziel überhaupt bekannt sind. Jedenfalls stellt so ein Verhalten einen unverzeihlichen Auswuchs dar, der einer Bankrotterklärung punkto Erreichung sämtlicher Umwelt- und Klimaziele Österreichs gleichkommt," wundert sich Ernst Scheiber, Geschäftsführer des Biomasseverbands.

Volle Taschen für die Umwelt nutzen

"Wenn die Mineralölwirtschaft schon über so prall gefüllte Taschen verfügt, dann wäre dies eine große Chance, erneuerbare Energien weiter zu entwickeln, da sich die Umwelttechnikindustrie größter Wachstumsraten erfreuen kann und selbst in der anhaltenden Wirtschaftskrise profitiert. Eines ist klar: Man kann es drehen und wenden wie man will, fossil bleibt fossil, daran ändert auch die Brennwerttechnik nichts," so Scheiber. "Wer auf erneuerbare Energieträger setzt, verfügt über einen heimischen, umweltfreundlichen, kostengünstigen und krisensicheren Energieträger!" fügt Kopetz hinzu.

Entsetzen bei den NGOS und den Grünen

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 reagiert entsetzt auf die von der vereinigten Ölindustrie angekündigten angeblichen "Klimaschutzinitiative", von OMV, BP und Co. "Hier werden gutgläubige HausbesitzerInnen finanziell umgarnt und dann über den Tisch gezogen. Die 3000 Euro scheinen anfangs attraktiv, doch bei drastisch steigenden Ölpreisen in naher Zukunft wird die jetzt verlockende Abhängigkeit von der Ölindustrie teuer zu bezahlen sein," empört sich Manuel Graf, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000. Fragwürdig ist außerdem, ob die OMV, die sich zu rund 30 Prozent in staatlicher Hand befindet, bei einer solch klimaschädlichen Aktionüberhaupt mitmachen kann. "Mit den österreichischen Zielen der CO2-Reduktion und einer größeren Energieunabhängigkeit hat diese Hau-Ruck-Aktion nun wahrlich nichts zu tun," stellt Graf klar.

"Es ist absurd, dass in Zeiten der Energie- und Klimakrise, Aktionen gesetzt werden, die uns noch weiter in die Krise drängen anstatt sie zu lösen", kritisiert die Umwelt- und Energiesprecherin der Grünen, Christiane Brunner. "Gerade am heutigen Tag der Sonne ist das ein völlig falsches Signal und eine verantwortungslose Vorgangsweise. Wir brauchen einen Umstieg auf Erneuerbare energien und ich erwarte endlich Maßnahmen, der Bevölkerung diesen Umstieg zu ermöglichen, damit wir nicht weiter im Ölzeitalter verhaftet bleiben", so Brunner.

"Mit geschicktem Lobbying optimieren die Ölfirmen ihre Gewinne auf Kosten der Umwelt und der KonsumentInnen", meint auch Volker Plass, Bundessprecher der Grünen Wirtschaft.

Öl-Heizung? Eisbären jammern: „Unser Tod!“

Mit einer Aktion am Rande der Pressekonferenz der Öl-Wirtschaft kritisierte auch die Agenda X – Das junge Zukunftsnetzwerk – die fossile Sackgasse, in der die Öl-Wirtschaft noch immer weitere Expansion sucht, indem einige "Eisbären" vor Ort auftauchten - mit der Aussage, solche Investitionen in die falsche Richtung seien ihr Tod.

‘Wir anerkennen die Leistungen der Öl-Wirtschaft für unsere moderne Gesellschaft, aber über 30 Jahre Diskussion über die Grenzen des Wachstums, Klimawandel und Umweltschutz sind lange genug für die Branche, die Zeichen der Zeit zu erkennen und in neue saubere, sichere und leistbare erneuerbare Energie zu investieren’, erklärt Alexander Trinkl, Vorsitzender von Agenda X. "Das ist eine Sackgasse für die Öl-Industrie, den Klimaschutz und die Haushalte! "

Neben der Preisfalle für die KonsumentInnen sieht das Netzwerk eine absolute
Fehlinvestition für die Öl-Wirtschaft: Die Ölnachfrage wird sich zunehmend in Bereiche verlagern, wo neue Technologien noch nicht ausreichend bzw. rasch verfügbar sind, beispielsweise Verkehr und Industrie. Mit absehbaren Preissteigerungen wird der Haushaltsmarkt zugunsten von Energiesparmaßnahmen wie Dämmung und erneuerbaren Energietechniken, wie Solarthermie und Biomasse, wegbrechen. Öl-Heizungen sind sowohl für die Öl-Industrie als auch für die KonsumentInnen als Fehlinvestition einzustufen. Die globale Verantwortung für Klima-, Umwelt- und Artenschutz muss gerade auch von einer sehr starken Industrie wahrgenommen werden. Fatale Eigeninteressen sind der falsche Weg, um in einer globalisierten Welt für das 21. Jahrhundert weiter erfolgreich sein zu können! Die Agenda X fordert, genauso wie bei den Glühbirnen, ein Verbot von neuen Öl-Heizungen und die Weichenstellung zugunsten von umweltfreundlichen Heiztechnologien, auf Basis von Biomasse und Solarthermie, sowie Wärmedämmung und Energiesparmaßnahmen.

‘Das Ziel muss sein, gemeinsam an einer sauberen, sicheren und leistbaren Energiezukunft mitzuwirken, anstatt kurzfristig in Märke zu investieren, die ohnedies verloren werden.’ schließt Trinkl.

Äußerst kritisch


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /