UMWELTTAGespräche 09: Konkretes Handeln umsetzen

KlimaWandel, WirtschaftsWandel, WerteWandel im Gespräch

Wien- Rund 300 TeilnehmerInnen beschäftigten sich gestern im Vienna International Centre. mit den Themen KlimaWandel - WirtschaftsWandel - WerteWandel in den unterschiedlichsten Facetten.

Der Klimawandel ist da, und wir sind aufgefordert zu handeln. "Nicht jeder, sondern DU kannst!" so ein Teilnehmer. ‘Your planet needs YOU! Unite to combat climate change: Dein Planet braucht dich – gemeinsam gegen den Klimawandel” das war das Motto des gestrigen Welt-Umwelttages 2009, der von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde. Mehr als 150 Staaten weltweit sind an diesem Aktionstag zum Umweltschutz da.

In ganz Österreich, wo "die umweltberatung" seit vielen Jahren die Umwelttags-Aktionen im Auftrag des Lebensministeriums plant und koordiniert, fanden rund 60 Veranstaltungen statt, eine herausragende Veranstaltung darunter waren die "UMWELTTAGespräche 09".

Gemeinsam an einem Strang ziehen

Umweltminister Niki Berlakovich, der die ‘UMWELTTAGespräche 09’ eröffnete, machte klar, wie wichtig es ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen: ‘Nur wenn alle, Umweltorganisationen, Wissenschaft und Politik zusammenarbeiten und die Wirtschaft sich den neuen Anforderungen stellt, nur dann können wir im Klimaschutz gemeinsam auch viel erreichen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in unzähligen Bereichen spürbar - zB. in Tourismus, Landwirtschaft und Arbeitsmarkt. Und wenn wir uns den Anforderungen stellen, ist der Klimawandel auch eine große Chance und kann z.B. im Bereich der erneuerbaren Energien Arbeitsplätze – ‘green jobs’ - schaffen und kräftige Impulse für neue Technologien und viele Wirtschaftszweige setzen.’

Politikwissenschafter Univ. Prof. Dr. Peter Filzmaier schockierte die TeilnehmerInnen mit seinem Vortrag, indem er die Diskrepanz zwischen ‘Wissen’ und ‘Handeln’ hervorhob. Laut Eurobarometer 2008 glauben 96% der EuropäerInnen, dass die Themen Umwelt- und Klimaschutz besonders wichtig sind. Sie werden für die Zukunft als größte Herausforderung der Gesellschaft und der Politik gesehen. Für 57% der ÖsterreicherInnen ist der Klimawandel die dringlichste Umweltsorge überhaupt! Auch in den Medien erreicht das Plädoyer für einen sorgsamen Umgang mit Umweltressourcen fast die 100%-Marke. An sich eine positive Erkenntnis, Nimmt man diese genauer unter die Lupe, so zeigt sich anderes: Es ist wahrscheinlich einfach ‘in’, für Umweltschutz und Verantwortungsbewusstsein zu sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass auch dementsprechend gehandelt wird! Hier gibt es Diskrepanzen – die Themen Pensionssicherheit, Gesundheit und die Zukunft der Kinder beschäftigt im persönlichen Alltag derzeit am meisten beschäftigt.

‘Wann, wenn nicht jetzt?’ – diese Frage stellte Ökonom Univ. Prof. Dr. Stefan Schleicher in seinem Statement. Er wies auf die Dringlichkeit raschcnHandelns hin, wenn das EU-weite Ziel, bis 2020 34% Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen, erreicht werden soll. Integriertes Handeln ist in vielen Bereichen notwendig. Schleichers Beispiele: Höhere Energieeffizienz und Senkung des Energieverbrauchs, z.B. durch bessere Wärmedämmung und neue Baustandards, neue Konzepte für die Kombination von öffentlichem – und Individualverkehr, Umstellung der Produktion auf hocheffiziente und sparsame Autos, eine attraktivere Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, Umbau des Energiesystems auf hocheffiziente, dezentrale Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme. ‘Eine neue industrielle Revolution ist gefragt!’, so Schleicher. Das Ziel, bis 2020 global 20% weniger CO2 auszustoßen muss erreicht werden, aber auch das Ziel in der EU 20% Energie aus erneuerbaren Quellen zu liefern.

Im Anschluss fanden Diskussionsforen zu den unterschiedlichsten Bereichen statt. ‘Wandel in Kultur, Religion und Gesellschaft’, ‘Jugend & Zukunft’, ‘Medien & Bildung’, ‘Tourismus’, ‘Wirtschaft/ Technologie/ Finanzmarkt’, standen im Mittelpunkt der Foren, in denen aktives Handeln gefragt war.

Die TeilnehmerInnen konnten auch bereits erfolgreich umgesetzte Projekte, die den ‘nachhaltigen Wandel’ in der Gesellschaft möglich machen vorstellen. Die Ergebnisse mit der höchsten Wichtigkeit wurden dann im Vorfeld einer Podiumsdiskussion mit allen ReferentInnen präsentiert.

Wir sind alle betroffen uns es liegt an jeder, jedem Einzelnen, selbst etwas in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu bewegen, so das allgemeine Resümee. Das beginnt im Alltag mit dem täglichen Essen, reicht über Bildung aus Ausbildung und Vorbildwirkung für die Kinder bis zum Urlaub, zur Fortbewegung, usw.

Momentan ist zwar die Wirtschaftskrise das große Thema, aber Klimawandel, Energiekrise und Wirtschaftskrise hängen eng zusammen.

Was muss zuerst geschehen? Wie kann man überzeugen? Einige Statements

Helga Kromp-Kolb. "Vieles muss und kann parallel passieren. Konkret muss ein 3. Konjunkturpaket ein Klimawandelmaßnahmenpaket sein!"

Petra Ramsauer:"Ein Ökoenergiegesetz nach deutschem Vorbild macht Sinn. Das funktioniert in Deutschland, das funktioniert in China und in 50 Ländern- Warum soll es in Österreich nicht funktionieren?"

Stefan Schleicher: " Wir brauchen ein Crash-Lernprogramm für die Spitzenpolitiker!"

Peter Pelinka: " 50.000 oder 100.000 - zig tausende Arbeitsplätze können durch Umweltinvestment abgesichert werden!"

Harry Gatterer: "Mit Beispielen kann man überzeugen!"

Herbert Lechner: "Energieeffizienz ist das große Thema!" "Das Bewußsein für ökoeffizientes Wirtschaften muss verstärkt werden."

"Die Energiefrage ist in den Papieren der Parteien nicht sehr weit auseinander. Es muss umgesetzt werden."

"Vorrangig brauchen wir keine weitere Energieforschung. Nehmen wir das was wir haben und setzen wir endlich um!"


AutorInnen: Doris Holler-Bruckner und Michael Sigmund


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /