Greenpeace-Potest gegen AKW-Ausbau durch Strabag

Umweltaktivisten befestigen Kühlturm-Transparent an Firmenfassade

Greenpeace-Aktivisten aus Österreich, Ungarn und der Slowakei haben gestern Vormittag die Fassade der Strabag-Zentrale in Wien-Donaustadt bestiegen, um darauf ein riesiges Transparent in Form eines Kühlturmes anzubringen. Damit fordert die Umwelt-schutzorganisation den heimischen Bauriesen auf, sich nicht am Ausbau des grenznahen Atomkraftwerkes Mochovce zu beteiligen.

Vor knapp zwei Wochen wurden Greenpeace Informationen zugespielt, denen zufolge sich die hundertprozentige Strabag-Tochter ZIPP an der Ausschreibung zum Fertigbau der Blöcke 3 und 4 des AKW Mochovce beteiligt. Und als eindeutiger Billigstbieter stehen die Chancen auchäußerst gut, diesen Bauzuschlag zu erhalten. Erfahrung mit dem Ausbau von Atomkraft-werken hat die ZIPP GmbH bis jetzt allerdings noch keine gemacht. "Dass ein grenznahes Atomkraftwerk ausgebaut werden soll, beunruhigt die österreichische Bevölkerung bereits zur Genüge - und das völlig zu Recht", meint Jurrien Westerhof, Energie-Experte von Greenpeace CEE. "Dass dies darüber hinaus unter der Leitung eines Unternehmens geschehen soll, das sich bisher vor allem mit Wohnungen und Supermärkten beschäftigt hat, trägt jedoch nicht gerade zur Beruhigung bei", betont Westerhof.

Derzeit sind am AKW-Standort Mochovce zwei Reaktoren des Typs WWER 440-213 in Betrieb, einer veralteten sowjetischen Reaktorart aus den frühen 1970er-Jahren. Zwei weitere Reaktoren desselben Typs sollen nun neu gebaut werden, entgegen allen gängigen Sicher-heitsnormen jedoch keine Containment-Schutzhüllen mehr erhalten. "Bereits ein Flugzeug-absturz auf das Atomkraftwerk würde mit ziemlicher Sicherheit eine nukleare Katastrophe auslösen, und das gerade einmal 150 Kilometer von Wien entfernt", warnt Greenpeace-Sprecher Westerhof.

Zudem basiert die Entscheidung, das AKW Mochovce auszubauen, auf einem Beschluss der damaligen tschechoslowakischen Regierung aus dem Jahr 1986. Auch alle Sicherheits-bescheide und technischen Genehmigungen stammen noch von damals. Die aktuelle slowakische Regierung und die italienische ENEL halten an diesen Beschlüssen fest, obwohl es unter der kommunistischen Führung weder Umweltverträglichkeitsprüfungen noch Mitspracherechte für die Bevölkerung gab.

"Die überwältigende Mehrheit der Österreicher ist gegen Atomkraft, die Strabag will dagegen ein unsicheres Atomkraftwerk vor den Toren Wiens ausbauen", kritisiert Jurrien Westerhof. "Wir verlangen von der Strabag, dass sie umgehend aus der Finanzierung des AKW Mochovce aussteigt, denn ein heimisches Unternehmen darf aus der Risikotechnologie Atom-kraft einfach keinen Profit schlagen", so sie Greenpeace-Forderung.



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Weitere Infos: Greenpeace Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /