Direkter Dialog zwischen Biobauern und Handel ist notwendig

„Interessen der Biobauern müssen vom Lebensmittelhandel stärker wahrgenommen werden!“ - Arbeit an Bio-Qualitätsstandards muss vom Lebensmittelhandel und anderen Marktpartnern anerkannt werden

"Ein direkter Dialog zwischen Biobauern und Lebensmittelhandel ist notwendig, nur dann
können die Möglichkeiten und Chancen der Biolandwirtschaft und des Bio-Marktes genutzt werden." so Bio Austria Obmann Rudi Vierbauch. Er fordert vom Lebensmittelhandel die Einbeziehung der Biobauern in alle bio-relevanten
Bereiche: ‘Eine nachhaltige und erfolgreiche Ausrichtung der Bio-Marken im
Lebensmittelhandel kann nur unter starker Einbeziehung der Biobäuerinnen und
Biobauern gelingen. Es muss daher seitens des Lebensmittelhandels bei Bio-
Qualitätsstandards, Bio-Sortimentsentwicklungen, Bio-Preisgestaltungen bis hin zu Bio-Werbemaßnahmen im Sinne der österreichischen Bio-Konsumenten eine intensive, konstruktive Zusammenarbeit mit uns Biobauern geben.’

Als Vorreiter in der europäischen Bio-Landwirtschaft hat für die Bio Austria biobäuerinnen und Biobauern die konsequente Weiterentwicklung von Qualitätsstandards im Bereich der biologischen Lebensmittelproduktion und
Verarbeitung höchste Priorität. dazu gehört auch eine laufende Weiterentwicklung von
Bio-Qualitätsstandards, die über dem Niveau der EU-Bioverordnung liegen, um für noch
mehr Transparenz und Sicherheit bei Marktpartnern und allen Bio-Konsumenten zu sorgen. Dieses Selbstverständnis der Biobauern – die Richtlinien der EU-Bioverordnung mit zusätzlich höheren Qualitätsstandards im Sinne der Konsumentensicherheit weiterzuentwickeln – konnte mit dem ‘Qualitätsstandard für Ackerfrüchte und daraus erzeugte (Misch-)Futtermittel’ im Jänner 2009 erfolgreich umgesetzt werden. Damit im Bereich der Futtermittel für die Tiere für höchste Qualität gesorgt ist, setzt man auf 3-fache Sicherheit: 100% Gesamtbetriebsumstellungen, 100% Bio-Lagerstellen für Bio-Futtermittel und 100% Bio-Futtermittelwerke sorgen nun in diesem wesentlichen Bereich für einen weltweit einmaligen Bio-Qualitätsstandard.

Vierbauch fordert vom Lebensmittelhandel, diese Leistungen der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern im Bereich der Weiterentwicklung von höheren Bio-Qualitätsstandards anzuerkennen und damit den wertvollen Bio-Standort Österreich national wie international zu stärken.

‘In der Kette der biologischen Lebensmittelproduktion, Verarbeitung und Vermarktung kommt jedem Glied ein hohes Maß an Verantwortung zu. Hier ist von allen 100%-ige Verlässlichkeit notwendig. Wir nehmen diese Verantwortung für die Entwicklung von
Qualitätsstandards in unserer täglichen Arbeit wahr. Diese liegen über den gesetzlichen Anforderungen der EU-Bioverordnung. Mit einer vorgeschriebenen Gesamtbetriebsumstellung, mit einem Gentechnikgrenzwert von 0,1% und mit der 100% Sicherheit und Transparenz im Bereich der Futtermittel sorgen die Bio Austria Biobäuerinnen und Biobauern für europaweit einmalige Qualitätsstandards. Der Lebensmittelhandel sollte diese Leistungen als unverzichtbare Basis anerkennen
und in seine Arbeit integrieren. Denn das ist ein wesentlicher Beitrag zur Stärkung
des Konsumentenvertrauens’ – so Rudi Vierbauch.

Die Biobauern fordern außerdem direkte Preisverhandlungen mit dem Lebensmittelhandel, denn längerfristige Wirtschaftsperspektiven sind für Biobauern nur auf Basis fairer Erzeugerpreise möglich.

Die Festlegung der Bio-Erzeugerpreise findet derzeit weitgehend bei Verhandlungen
der Verarbeiter von Milch, Fleisch, Eiern etc. mit dem Lebensmittelhandel statt. Was
zur Folge hat, dass die Bio-Erzeugerpreise immer von Unternehmensinteressen
überlagert werden.

Bio-Erzeugerpreise sollten nicht von kurzfristigen Momentaufnahmen des Marktes geprägt sein, sondern langfristige Wirtschaftsperspektiven für die Biobäuerinnen und Biobauern inkludieren und damit eine nachhaltige Bio-Produktion für die Bio-Konsumenten sicherstellen. Als Vorbild hierfür nennt Vierbauch die Bio-Milchzuschläge der Bio-Marke "Zurück zum Ursprung". Mit einem auf fünf Jahre zugesicherten Bio-Milchzuschlag von 10,64 Cent per kg Bio-
Milch ist es Werner Lampert (Initiator "Zurück zum Ursprung" ) und der Hofer KG
gelungen, einen österreichweit einmaligen Impuls für die biologische Milchwirtschaft
zu setzen.

Faire, längerfristig gesicherte Bio-Erzeugerpreise für alle Bio-Produktionssparten
seitens des Lebensmittelhandels sind für Vierbauch eine Grundvoraussetzung, um
dem Wunsch der Konsumenten nach österreichischen Bio-Lebensmitteln zu
entsprechen.

Dazu sind folgende Eckpunkte notwendig:

‘BIO AUSTRIA Qualitätsstandard für Ackerfrüchte und Futtermittel’

* Bündelung der Rohware in reinen Bio-Lagerstellen = räumliche Trennung
(keine konv. Produkte in Gosse, Transportwegen, Lagerzellen)
* Herstellung von Mischfuttermittel in reinen Bio-Mischfutterwerken = räumlichtechnische
Trennung (keine Herstellung von konventionellen Futtermitteln auf der
gleichen Produktionslinie)
* Rückstandsmonitoring auf Pestizide und GVO:
GVO-Grenzwert = 0,1%
Pestizid-Grenzwert = 0,01 mg/kg
* Rohware grundsätzlich aus Österreich: wenn in Österreich nicht ausreichend Rohware vorhanden ist, dann erst ist der Import nach Freigabe durch BIO AUSTRIA erlaubt.
* Import nur aus EU-Staaten: Importware muss auf GVO und Pestizid-Verunreinigung analysiert werden, bevor sie in Verarbeitung geht.
* Durchgängiges Kontrollsystem (Bauern, Getreidehändler, Mischfutterwerke, Futterhändler etc.) stellen Einhaltung der Regeln sicher. Jeder der BIO AUSTRIA zertifizierte Ware produzieren oder handeln will, muss sich dieser Kontrolle unterziehen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /