Weg frei für das Österreichische Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen
Im Jänner 2009 wurde die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - ÖGNB gegründet . umfassende Qualitätssteigerung ist das Ziel
Wien- Die ÖGNB will durch ihre Tätigkeit wesentlich zur umfassenden Qualitätssteigerung in der Bauwirtschaft beitragen. Gemeinsam mit namhaften Organisationen aus dem Bereich Nachhaltiges Bauen wurde unter der Marke ‘TQB - Total Quality Building’ von der ÖGNB eine Harmonisierung der am österreichischen Markt erfolgreich eingeführten Gebäudebewertungssysteme TQ (Total Quality), IBO ÖKOPASS und klima:aktiv haus eingeleitet, die Ende Oktober 2009 abgeschlossen sein wird.
TQB ist ein Planungs- und Bewertungstool für die gesamte österreichische Bauwirtschaft, das alle Vorteile der bisherigen Systeme in sich vereint und gezielt weiterentwickelt. TQB ist von seiner Erstentwicklung an auf die österreichische Baupraxis abgestimmt und sowohl für die Auszeichnung von Bauten als auch zur Gebäudeoptimierung in der Planung geeignet. Nach Überprüfung der Gebäudequalität durch die Zertifizierungsstelle ÖGNB wird ein Gebäudezertifikat verliehen.
Da die Bauwirtschaft stark lokalen Rahmenbedingungen unterliegt, können importierte internationale Systeme wie LEED, BREEAM, DGNB auf die Besonderheiten des regionalen Marktes nicht ausreichend eingehen. Ein einheitliches, speziell für den österreichischen Gebäudemarkt entwickeltes Gütesiegel sehr wohl. ‘Vom Umfang des Bewertungskatalogs, den damit verbundenen Kosten der Zertifizierung und der angesprochenen Zielgruppe hängt es ab, ob ein System sich am Markt durchsetzen wird oder nicht’, erläutert Bernhard Lipp vom IBO. Die Entwicklungsgeschichte in Österreich trägt mit einem Stufenmodell genau diesem Umstand Rechnung. Das modulartig aufgebaute System TQB soll die Hemmschwelle für nachhaltige Gebäudezertifizierung verringern und so die Marktdurchdringung zertifizierter Gebäude erleichtern.
TQB schreibt österreichische Nachhaltigkeitsstandards fort. TQ - das bislang umfassendste Gebäudebewertungssystem in Österreich - wurde 2001 vom Österreichischen Ökologie-Institut (ÖÖI) mit Hilfe von Fördermitteln des Bundes (bm:vit, bmlfuw, bm:wa) entwickelt und ist das Resultat internationaler Forschungszusammenarbeit. Zahlreiche Wohn- und Büroprojekte im In- und Ausland wurden in den vergangenenJahren mit TQ ausgezeichnet. Das Österreichische Institut für Baubiologie und ökologie (IBO) entwickelte zeitgleich den IBO ÖKOPASS als möglichst praxistaugliches Bewertungsinstrument, das speziell auf Wohnhausanlagen im urbanen Kontext zugeschnitten ist. Eine zehnjährige Erfolgsgeschichte bestätigt die Richtigkeit des Ansatzes. Der klima:aktiv Gebäudestandard resultiert aus der österreichischen Klimaschutzinitiative des Lebensministeriums und wurde 2007 auf Grundlage der Erfahrungen bisheriger Bewertungssysteme und erprobter Wohnbaufördermodelle erarbeitet. klima:aktiv haus versteht sich als Selbstdeklarationssystem und keine Third-Party-Certification (Überprüfung durch unabhängige Dritte). Die Kriterien zielen primär auf eine Senkung des Gesamtenergieverbrauchs und der CO2-Emissionen sowie auf gesundes Wohnen ab.
Insgesamt wurden mit TQ, IBO ÖKOPASS und klima:aktiv haus bereits 8000 Nutzungseinheiten in Österreich und anderen europäischen Ländern bewertet und hinsichtlich ihrer Qualitätsmerkmale geprüft. Durch die gezielte Zusammenführung und Weiterentwicklung der Bewertungssysteme in TQB wird ein verbesserter Qualitätsstandard für nachhaltiges Bauen in Österreich definiert.
TQB als Grundlage für das Gütesiegel der ÖGNB
Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen wird von Institutionen mit jahrelanger Erfahrung im Bereich des nachhaltigen Bauens getragen: Zu nennen sind hier das Österreichische Ökologie-Institut (ÖÖI), das Österreichische Institut für Baubiologie und -ökologie (IBO), das Energie-Institut Vorarlberg (EIV), die Österreichische Energieagentur (AEA) und die Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien (MA 39). Die ÖGNB versteht sich als Dach für all jene Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, die gezielt an einer Höherqualifizierung der österreichischen Bauwirtschaft im Sinne des nachhaltigen Bauens interessiert sind.‘Die Gesellschaft setzt auf ein bewährtes System, das in den vergangenen zehn Jahren unter Mitwirkung zahlreicher ExpertInnen entstanden ist und ausreichend in der Praxis erprobt werden konnte’, so Robert Lechner, Geschäftsführer des ÖÖI und Mitbegründer der ÖGNB. ‘Wir unterstützen somit die Umsetzung wesentlicher Ziele der Österreichischen Nachhaltigkeits- und Klimaschutzpolitik.’
Die ÖGNB als offene Wissens- und Serviceplattform für nachhaltiges Bauen
Die Gebäudebewertungssysteme, die unter dem Dach der ÖGNB weiterentwickelt werden, sollen von Beginn an als ‘offener Standard’ erarbeitet und interessierten Personen, Unternehmen und Institutionen frei verfügbar gemacht werden. ‘Wir bringen die von uns entwickelten Bewertungsinstrumente und Erfahrungen für das nachhaltige Bauen kostenfrei in die ÖGNB ein und bekennen uns somit zur Idee einer Open-Source-Community’, erläutert Bernhard Lipp. ‘Die ÖGNB will als Open-Source-Entwickler dem Trend zu teuren Labels bewusst entgegen steuern.’ Im Gegensatz zu den Gebäudebewertungssystemen BREEAM, LEED oder DGNB forciert die ÖGNB einen niederschwelligen Zugang zum nachhaltigen Bauen bei gleichzeitiger Wahrung hoher Qualitätsansprüche. Wissen, Methoden und Werkzeuge zur nachhaltigen Qualitätssteigerung der österreichischen und internationalen Bauwirtschaft werden dabei - soweit wie möglich - kostenlos all jenen zur Verfügung gestellt, die durch ihr Wirken zu einer deutlichen Höherqualifizierung des Baugeschehens beitragen wollen.
‘Neben der Anwendung und Entwicklung gemeinsamer Gebäudebewertungssysteme wird die österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft gezielt durch Kongresse, Veranstaltungen, umfassende Medienarbeit und Erfahrungsaustausch unterstützt werden’, beschreibt Lechner die Kernaufgaben der ÖGNB. ‘Eine Mitgliedschaft ist grundsätzlich für all jene Personen, Unternehmen und Institutionen möglich, die ihr Wissen im Bereich des nachhaltigen Bauens einbringen und die Ziele der ÖGNB unterstützen wollen.’
Parallel dazu wird auch die Weiterentwicklung und Anpassung des TQBBewertungssystems für die ÖGNB vorangetrieben. Diese Entwicklungsarbeit findet in enger Abstimmung mit klima:aktiv Bauen und Sanieren sowie zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten aus den Programmen ‘Haus der Zukunft’ bzw. ‘Haus der Zukunft Plus’ sowie vergleichbaren Programme und Initiativen statt.
Weitere Info:
ÖGNB c/o Österreichisches Ökologie-Institut
Robert Lechner
Seidengasse 13
A-1070 Wien
T: +43-1-523 61 050
F: +43-1-523 58 43
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /