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Brennstoffprobleme im AKW Temelín: Nuklearbrennstoff für Hunderte Millionen Kronen wird vorzeitig entsorgt

Trotz Verzicht auf "Mischbetrieb" bleiben zentrale Sicherheitsfragen offen

Der nukleare Brennstoff entwickelt sich für den Betreiber des AKW Temelín zu einem sicherheitstechnischen undökonomischen Albtraum. Bemühungen um die Nutzung des vorhandenen Westinghouse-Brennstoffes beim Übergang auf den russischen Brennstoff im Rahmen des sogenannten "Mischbetriebes" sind nun endgültig gescheitert. Im nächsten Jahr sollen die Temelin-Reaktoren vollständig mit dem neuen Brennstoff des russischen Lieferanten TVEL befüllt werden. Durch die vorzeitige Entsorgung des gesamten verbliebenen Brennstoffes entsteht dem Temelin-Betreiber ein weiterer Schaden von mehreren Hunderten Millionen Kronen, Dutzende Tonnen hochradioaktiver Abfälle ohne Entsorgungsmöglichkeiten werden zusätzlich erzeugt. Der Mischbetrieb des als schadhaft bekannten bisherigen Brennstoffes zusammen mit dem neuen ungeprüften Brennstoff würde zahlreiche zusätzliche Risiken bergen. Angesichts der scharfen Beobachtung dieses schwerwiegenden sicherheitstechnischen Problems im Rahmen der Anti-Atom-Offensive des Landes Oberösterreich traute sich die tschechische Nuklearaufsichtsbehörde SUJB offensichtlich nicht, eine Genehmigung für solchen riskanten Betrieb zu erteilen. Die Leiterin von SUJB Dana Drabova wies unter anderem darauf hin, dass "der Genehmigungsprozess auch international darstellbar sein muss" und die Behörde "sich nicht unter Zeitdruck setzen lässt". "Aus sicherheitstechnischer Sicht stellt der Verzicht auf den gefährlichen Mischbetrieb einen wichtigen Erfolg dar", erklärt Radko Pavlovec, Anti-Atom-Beauftragter des Landes Oberösterreich. "Es darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass die Experimente in Temelin auf Kosten der Umwelt gehen und der Übergang auf den russischen Brennstoff neue sicherheitstechnische Fragen aufwirft".

Die Rekonstruktion der aktiven Zone wurde vom Temelin-Betreiber als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Behebung der schweren Sicherheitsmängel der WWER 1000 - Reaktoren präsentiert. Im Rahmen der Vorgespräche zum Melk-Abkommen, dem sog. Trialog, war dieses wichtige Thema an der Tagesordnung. Die tschechische Seite hat dieses Thema für abgeschlossen erklärt, die EU-Kommission und dieösterreichische Bundesregierung haben diese Erklärung akzeptiert. Aus diesem Grund fand diese Problematik keinen Eingang in das Melk-Abkommen. Die Informationen der tschechischen Seite haben sich allerdings als unrichtig herausgestellt. Nach etwa drei Betriebsjahren traten starke Deformationen des nuklearen Brennstoffes auf. Die Ignoranz des Betreibers und der Nuklearaufsichtsbehörde SUJB führte im Juni 2006 schließlich zu einem ernsten Störfall. Erst durch massiven öffentlichen Druck aus Oberösterreich und Tschechien ist es gelungen, den Betreiber zu wirksamen Maßnahmen zu bewegen. Diese Maßnahmen gingen allerdings auf Kosten der Wirtschaftlichkeit und der Umwelt. Seit 2006 verbrauchte das AKW Temelin etwa die doppelte Menge an nuklearem Brennstoff und produzierte damit die doppelte Menge an hochradioaktiven Abfällen.

Im Jahr 2007 hat der Temelin-Betreiber beschlossen, den Brennstoff künftig von einem russischen Lieferanten, der Firma TVEL, zu beziehen. Damit wurde das endgültige Scheitern des Westinghouse-Experiments eingestanden. Der Öffentlichkeit wird allerdings verschwiegen, dass mit dem Einsatz des neuen Brennstoffs gravierende Änderungen in der aktiven Zone verbunden sind. Es handelt sich de facto um den Neustart der Reaktoren. "Nach mehreren Jahren Probebetrieb soll der gescheiterte Westinghouse-Prototyp nun durch einen russischen Prototypen ersetzt werden", erklärt Radko Pavlovec. "Die Bevölkerung Mitteleuropas soll nun wieder mit jahrelangen Experimenten im laufenden Betrieb konfrontiert werden".

Aktuelle Informationen zu den AKW`s Temelin und Mochovce sowie zu wichtigen Aspekten der Kernenergienutzung finden Sie auf unseren Internetseiten: WWW.TEMELIN.COM, WWW.MOCHOVCE.COM

Quelle: Radko Pavlovec Anti-Atom-Beauftragter des Landes Oberösterreich


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /