Sechs Gemeinden aus Österreich mit Climate Star ausgezeichnet

Das Klimabündnis prämierte im Stift Melk in Niederösterreich die besten kommunalen Klimaschutz-Projekte Europas vor dem Spiegel

Melk - 444 Städte und Gemeinden aus 11 Ländern (Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien) haben beim größten kommunalen Klimaschutz-Wettbewerb des Klimabündnis eingereicht. Das entspricht einer EinwohnerInnenzahl von rund 23 Millionen. In vier Kategorien wurden die besten Klimaschutz-Projekte Europas von einer international besetzten Jury ausgewählt und im Stift Melk in Niederösterreich ausgezeichnet. In der Kategorie ‘bis 10.000 EinwohnerInnen’ gingen Climate Stars an Dorf an der Pram in Oberösterreich (Projekt: Energiebaukasten), Gleisdorf in der Steiermark (Leben im Sonnenzeitalter) und Poysdorf in Niederösterreich (Energiesparinitiative). Lustenau in Vorarlberg (Kyoto-Ziel übererfüllt) und St. Pölten in Niederösterreich (Fernwärme NEU) setzten sich in der Kategorie ‘10.000-100.000 EinwohnerInnen’ durch. Einen Sonderpreis für das ‘umfassendste Konzept’ erhielt die Stadtgemeinde Wien (Klimaschutzprogramm). ‘Klimaschutz ist Fortschritt. Das erkennen immer mehr Gemeinden und Städte. Die Rekordbeteiligung beim heurigen Climate Star ist der beste Beweis dafür’, so der Geschäftsführer des Klimabündnis Österreich, Peter Molnar.



Internationale Auszeichnung



Der Climate Star 09 wurde vom Klimabündnis, dem mit 1.600 Städten und Gemeinden größten kommunalen Netzwerk Europas, heuer bereits zum vierten Mal verliehen. Der Klimaschutz-Wettbewerb zeichnet sich durch seinen internationalen Charakter aus. Die dreiköpfige Jury kam aus Brüssel, Straßburg und Dortmund. Erstmalig besuchten die BündnispartnerInnen des Klimabündnis Österreich aus den Amazonas-Regenwäldern in Brasilien die Auszeichnungsveranstaltung. International auch der musikalische Beitrag von der mazedonischen Pianistin und Kulturbotschafterin Elena Misirkova. Als LaudatorInnen fungierten Dr. Franz Fischler, ehemaliger EU-Agrarkommissar und Vorsitzender der Raiffeisen Klimaschutz-Initiative, Mercedes Echerer, Schauspielerin und ehemalige EU-Parlamentarierin, der Schweizer Wissenschaftsjournalist Marcel Hänggi und der Vizepräsident des NÖ Gemeindebundes, LAbg. Bgm. Karl Moser. Den begehrten Stern aus Glas, Maissauer Granit und Amethyst aus der Amethystwelt Maissau erhielten neben den österreichischen Preisträgern noch Barcelona (ES), Den Haag (NL), Freiburg im Breisgau (D), Gent (B), Osnabrück (D), Kirklees (GB), Sand in Taufers (I), der Kommunalverband Skaraborg (S) und Ulricehamn (S).



Gastgeber und erster Gratulant bei der internationalen Gala war Niederösterreichs Umweltlandesrat Dr. Stephan Pernkopf: ‘Ein Großteil der Projekte hat sich mit dem Thema Energie beschäftigt. Auch Niederösterreich hat sich für den Weg, erneuerbare Energieträger verstärkt einzusetzen, entschieden. Diese Ziele sind dann erfolgreich, wenn sie gemeinsam eingeschlagen werden. Gerade die Arbeit der Gemeinden mit ihren vielen engagierten Bürgern und Bürgerinnen spielt bei diesem ‘klimafreundlichen Umbau’ eine Schlüsselrolle.’



Dorf an der Pram (OÖ): ‘Energie-Baukasten’



Vor drei Jahren wurde das Projekt ins Leben gerufen: Die Gemeinde Dorf an der Pram will mit dem Energiebaukasten in 30 Jahren komplett auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. Über 30 engagierte MitstreiterInnen erarbeiten die Ideen im Rahmen von Workshops und verwirklichen sie. Die Bevölkerung wird über die Gemeindezeitung laufend informiert und zum Mitmachen motiviert. Energiesparlampen in allen öffentlichen Gebäuden und die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf niedrigen Energieverbrauch waren die ersten Schritte. Inzwischen ist als neueste Errungenschaft eine Solarstraßenlaterne dazu gekommen, die vor allem bei der Erweiterung des Gehwegnetzes verwendet wird. Damit Energiesparleuchten häufiger genutzt werden, verteilt der Bürgermeister eine Lampe als kleines Präsent für pünktliches Erscheinen bei Sitzungsterminen. Besonderes Augenmerk schenkt die Gemeinde der Photovoltaik: Fünf Anlagen sind schon installiert je eine auf dem Betriebsgebäude der Gemeinde und dem Haus des Bürgermeisters, zwei sind freistehende, nachgeführte Anlagen. Als nächstes soll mit dem PV-Strom eine Stromtankstelle mit neun Ladestellen versorgt werden. In der Schule lernen die Kinder, wie viel Strom sie durch ihr Verhalten sparen können. Zur Belohnung wird das eingesparte Geld für weitere Aktionen in der Schule verwendet, z. B. für fachkundig begleitete Besichtigungen von PV-Anlagen.



Gleisdorf (Stmk): ‘Leben im Sonnenzeitalter’



Die Stadtgemeinde Gleisdorf will nicht nur Klimaschutz betreiben und nachhaltig wirtschaften, sondern zusätzlich die regionale Wirtschaft stärken und die Abhängigkeit vom Aus land bei der Energieversorgung verringern. Daher hat sie sich bis 2015 die Ziele 25 % erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung, Senkung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen um 20 % sowie 100 % Strom aus erneuerbaren Energien gesetzt. 2007 folgte eine gründliche Ist-Analyse: Von allen 1.500 Gebäuden wurden Daten über den energetischen und baulichen Zustand erhoben, ausgewertet und in einem elektronischen Kataster dargestellt. Auf dieser Grundlage wurde berechnet, wie viele Sonnenkollektoren und PV-Anlagen, energetische Gebäudesanierungen, Biomasseheizungen und Elektrofahrzeuge Gleisdorf bis 2015 benötigt. Gleisdorf hat bereits viel erreicht: 250 PV-Anlagen und 2.750 Quadratmeter Sonnenkollektoren sind montiert, Biomasseheizungen und ein Pflanzenöl-BHKW sind gebaut, 50 Elektrofahrzeuge fahren und tanken in Gleisdorf. Energiemanagement in den öffentlichen

Gebäuden ist fast selbstverständlich und der Umsetzungsstand des Gesamtprojektes wird jährlich evaluiert.



Poysdorf (NÖ): ‘Energiespar-Initiative’



Poysdorf tritt in die Pedale’ heißt es seit Mai 2008. Heute hat der Radverkehr im Alltag merkbar zugenommen und in mehreren Betrieben gibt es Dienstfahrräder. Dazu beigetragen haben Aktivitäten wie Radler des Monats, Radlerhomepage, Berichte in den Stadtnachrichten und Lokalzeitungen, Frühjahrsradservice, Fahrradcomputeraktionen zur Messung der Kilometer, Radständer an Bushaltestellen, Aktionen in Schulen sowie neue Radwege abseits des Straßenverkehrs. Im Januar 2009 startete die Energiesparinitiative mit Fachvorträgen u. a. über energetisches Sanieren, alternatives Heizen, finanzielle Förderung und Passivhäuser. Es entstand ein Energiestammtisch. Radausflüge führten zu Passivhäusern, PV-Anlagen und energieoptimierten Altbauten. Außerdem gibt es einen Energieberatungstag und für interessierte BürgerInnen der Stadtgemeinde werden Thermographiebilder erstellt. Im März 2009 wurde dann die Energiespargemeinde Poysdorf gegründet und ein Energieleitbild für die Stadtgemeinde erstellt. Im Herbst sollen zur Motivation der Bevölkerung in allen Katastralgemeinden Energietage abgehalten werden. In Planung ist die Energiebuchhaltung für die Stadtgemeinde mit den Bereichen Beleuchtung, Strom und Fahrzeuge. Dabei ist der Kauf von Elektrofahrzeugen schon fest eingeplant.



Lustenau (Vlbg): ‘Kyoto-Ziel übererfüllt’



Durch Gebäudesanierung, Wärmedämmung und Umstellung auf erneuerbare Energien erreichte Lustenau ein Minus von 70 % CO2-Ausstoß! In knapp vier Jahren ist schon viel erreicht worden, denn erst 2006 nahm das Energie-Team e5 seine Arbeit auf. Als Startschuss für das ‘gemischte’ e5-Team (Gemeindeverwaltung und Privatleute) fand eine Klausur statt, auf der Klimaschutzziele und eine Maßnahmenliste festgelegt wurden. Als Handlungsfelder wurden Gebäudesanierung und Wärmedämmung, die Umstellung der Heizsysteme auf erneuerbare Energieträger sowie der Bezug von Ökostrom festgelegt. Zuerst wurden die Schulgebäude energetisch saniert. Im Jahr 2007 waren dann die Heizungen im Seniorenhaus und Schulzentrum Hasenfeld an der Reihe: sie wurden auf Holzpellets umgestellt. Beim Neubau des Seniorenhauses Schützengarten setzte Lustenau auf eine Erdsonden-Wärmepumpe, Wärmerückgewinnung sowie eine PV- und Solaranlage. Seit 2008 bezieht die Gemeinde für ihre Liegenschaften ausschließlich Ökostrom, der teilweise von den sechs eigenen PV-Anlagen erzeugt wird. Außerdem wurden konkrete Ziele und Maßnahmen für weitere Klimaschutz-Aktivitäten bis 2015 in sechs Handlungsfeldern wie Verkehr und BürgerInnenbeteiligung, beschlossen. Im März 2009 wurde der Grundsatzbeschluss zur Errichtung einer Biomasse-Nahwärme-Anlage gefasst. Jetzt wird geplant und gerechnet. Der Baubeginn der Anlage, die

u. a. das Rathaus und einige Privathäuser versorgen soll, ist für November, die Inbetriebnahme für 2010 festgelegt.



Wien: ‘Klimaschutzprogramm’



Die Reduzierung der Treibhausgase, die Verbesserung der Lebenssituation und die Schaffung von Arbeitsplätzen sind Ziele des Programms. Das Klimaschutzprogramm (KliP) der Stadt Wien wurde 1999 ins Leben gerufen, läuft bis 2010 und umfasst 36 Programme mit über 200 Maßnahmen. Das KliP verbindet die Reduzierung der Treibhausgase mit der Verbesserung Verbesserung der Lebenssituation, der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Stärkung des Wirtschaftsstandortes Wien. Die Umsetzung des KliP wird regelmäßig externevaluiert; für den Zeitraum von 1999 bis 2007 von der Österreichischen Energieagentur. Danach wurden mehrere 100 Maßnahmen in den fünf Handlungsfeldern Fernwärme- und Stromerzeugung, Mobilität, Stadtverwaltung, Wohnen sowie Betriebe realisiert. So konnten bis Ende 2007 jährlich bereits 2,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden. Damit ist schon heute der Zielwert von 2,6 Millionen Tonnen bis 2010 übertroffen. Durch das KliP wurden 10 Milliarden Euro Investitionen mit einer Wertschöpfung von 22 Milliarden Euro ausgelöst. Außerdem sind durch das KliP rund 55.000 Arbeitsplätze gesichert worden das sind fast 7 % der in Wien unselbständig Beschäftigten. Wien hat österreichweit jetzt schon die niedrigsten CO2-Emissionen pro Kopf und wird sie mit dem Klimaschutzprogramm sicher noch weiter reduzieren.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /