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Kosten für Autobahn verdreifacht!

ASFINAG gibt Kostenexplosion zu

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Vergangene Woche musste die ASFINAG zugeben, dass bei der geplanten Autobahn vom Gewerbepark Stadlau über Hirschstetten bis zum neuen Siedlungsgebiet am Flugfeld Aspern im Nordosten Wiens die Kosten explodieren.

Wie in mehreren Zeitungen zu lesen war, wird das bloß acht Kilometer lange Autobahnstück weitaus mehr kosten als die geplanten 428,3 Mio. Euro. Derzeit steht der Kostenzähler bei 955 Millionen, man rechnet mit einem weiteren Anstieg auf bis zu 1,2 Milliarden Euro.

Umweltunverträglich: Autobahn verzögert sich bis 2022

Die Planungen der ASFINAG sehen vor, dass die Südosttangente A23 über Hirschstetten und das Flugfeld bis zum Autobahnknoten Raasdorf verlängert wird, wo sie auf die zukünftige Lobauautobahn treffen soll. Unweit würde die Marchfeldautobahn von Bratislava in einem weiteren Knoten nahe Süssenbrunn einmünden. Die Wohnbevölkerung der Donaustadt würde – beispielsweise im Raum Hirschstetten – enorme Lärm- und Schadstoffbelastungen zu spüren bekommen.

Nun hat die ASFINAG selbst festgestellt (und gibt dies auch offen zu), dass das derzeitige A23-Projekt bei jeder Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) scheitern würde, da Lärm und Abgase den Menschen nicht zumutbar wären.

Der Autobahnabschnitt von Stadlau über Hirschstetten zum Flugfeld soll nun überarbeitet werden und kann deshalb frühestens im Jahr 2022 in Betrieb gehen. Die ersten Wohnungen am Flugfeld werden jedoch schon 2013 bezogen, bis 2015 sollen 8500 Haushalte wohnbereit sein. Ebenso werden sich bis dahin erste Firmen ansiedeln.

Es wird sich zeigen, ob die neuen Siedler in der ‘Seestadt Aspern’ am einstigen Flugfeld in den neun Jahren zwischen 2013 und 2022 primär die neue U-Bahnlinie U2 benützen werden, die möglicherweise ab 2013 das Flugfeld erreichen wird. Oder ob sie sich mit ihren PKWs durch die engen Ortskerne von Aspern und Stadlau quetschen und einen Zusammenbruch der Verkehrsströme verursachen werden.

Autobahn-Spinnennetz mit gewaltigen Umwegen

Da sich der westliche Teil der Autobahnstrecke um sechs Jahre verzögert, will die ASFINAG vorerst nur den östlichen Abschnitt bauen, also die Strecke vom Flugfeld zum Knoten Raasdorf und hinauf nach Süssenbrunn.

Die Neu-Ansiedler vom Flugfeld sollen daher laut ASFINAG-Plänen ab 2013 zehn Jahre lang einen merkwürdigen Umweg fahren: Vom Flugfeld nach Osten über den Knoten Raasdorf, nördlich auf einem ebenfalls in Planung befindlichen Stück ‘Lobauautobahn’ zum Knoten Süssenbrunn, und dann wieder nach Süden über die S2-Autobahn am Gewerbepark Stadlau vorbei zum Knoten Kaisermühlen und zur Praterbrücke.

Zukunftsszenarien

Die Zukunft wird zeigen, welches Szenario eintritt:

Volle Züge der U2 und ein 15-Minuten-Intervall der S80 vom Flugfeld über den Hauptbahnhof nach Meidling und Liesing, und das Flugfeld als blühender neuer Lebensraum, oder aber eine am Reißbrett konzipierte Siedlung ohne Flair, deren Bewohner und Angestellte sich mit dem PKW durch Aspern und Essling im Stau Richtung Praterbrücke quälen, während ein Stück weiter im Osten LKW-Kolonnen über die Transitroute vom Baltikum nach Slowenien donnern, dicht vorbei an Süssenbrunn mit neuen Gewerbeparks und Shopping Citys, bedroht von Auffahrunfällen und Bränden im endlosen Lobautunnel.

Übrigens: Nachdem sich die Kosten des acht Kilometer kurzen Autobahnteilstücks wie erwähnt fast verdreifacht haben, auf bis zu 1,2 Milliarden Euro, bekommt die steuerzahlende Bevölkerung nun eine Preisfrage gestellt: Welche Kostenspirale wird bei den zwei etwa neun Kilometer langen Tunnelröhren unter Donau und Lobau entstehen? Schon jetzt, noch vor dem Beginn der UVP, steht der Kostenzeiger irgendwo zwischen 1,6 und 2 Milliarden Euro.

Die Auflösung erfahren wir irgendwann in etwa zehn Jahren. Bezahlen müssen die Schulden dann unsere Kinder. Falls dieser Autobahn-Wahnsinn nicht endlich gestoppt und ein innovatives, auf Lebensqualität orientiertes Verkehrskonzept umgesetzt wird.



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Weitere Infos: Linktipp: Gerd Maiers Homepage - www.gerdmaier.com
GastautorIn: Gerd Maier für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /