© Autosalon Genf
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Elektromobilität noch nicht ganz am Weg

Technische und kommerzielle Hürden sind noch zu überwinden

Wien- In einer Pressekonferenz stellte A.T. Kearney seine neue Studie zum Bereich e-Mobility vor und dämpfte den Optimismus zum Thema Elektromobilität. Ein maßgeblicher Beitrag von e-mobility zur Verbesserung der CO2-Bilanz wird in der Studie von A.T. Kearney bezweifelt. Auf dem Weg zum Massenmarkt seien noch große technische und kommerzielle Hürden überwinden.

Klimaschutzziele und CO2 –Limits gelten als wesentliche Treiber für die Entwicklung alternativer Antriebskonzepte und Kraftstoff-Technologien. Diese stehen untereinander in starkem Wettbewerb. Bislang galt die Elektromoblität als Favorit im Rennen um den ‘saubersten und energieeffizientesten Antrieb’. Auch nationale und europäische Strategien zur Förderung der Elektromobilität belegen die großen Hoffnungen, die in dieses Konzept gesetzt werden. A.T. Kearney Energieexperte Florian Haslauer meint dazu: ‘e-mobility führt nicht automatisch zu einer Verbesserung der CO2-Bilanz. Entscheidend ist der Stromverbrauch der E-Fahrzeuge. Analysen zufolge wird durch ihren vermehrten Einsatz der Strombedarf in der EU bis 2020 um 1%, bis 2030 um bis zu 5% steigen. Nur eine signifikante Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien im Stromerzeugungsmix verspricht eine Verbesserung der CO2-Belastung.’

Für die CO2-Bilanz ist entscheidend, woher der Strom kommt

Neben dem Stromverbrauch ist auch das Stromerzeugungsportfolio ein entscheidender Faktor für eine positive Beeinflussung der CO2-Bilanz. Innerhalb der EU 27 kommen derzeit noch hauptsächlich thermische Energiequellen (Kohle, Gas, Öl), gefolgt von nuklearer Energie und Wasserkraft, zum Einsatz. Für das Jahr 2020 wird je nach Szenario mit einem Anteil CO2-freier Technologien (Wasser, Nuklear, erneuerbare Energien) an den Stromerzeugungskapazitäten von 44% bis 62% gerechnet. Je nachdem, wie sich dieser Anteil tatsächlich entwickelt, wird sich die Elektromobilität positiv auf die CO2 Emissionen auswirken. ‘Doch selbst bei Annahme eines künftig deutlich ‘grüneren’ Stromerzeugungsparks der EU ist der Verbrauch der E-Fahrzeuge immer noch der wesentliche Einflussfaktor’, so Haslauer. Österreich bildet hier jedoch eine große Ausnahme: Wegen des hohen Anteils der Wasserkraft am Erzeugungsmix verbessert die Einführung von Elektroautos bereits heute die CO2-Bilanz.

Neue Geschäftsmodelle notwendig

‘Die größte Herausforderung der e-mobility auf dem Weg zum Massenmarkt ist die Entwicklung eines kommerziell tragfähigen Geschäftsmodells’, meint Kremlicka, der Co-Autor der Studie. ‘Elektrofahrzeuge etwa benötigen völlig neue Komponenten im Gegenwert von etwa 40%. Dies hat großen Einfluss auf Österreichs Zulieferindustrie’, so Kremlicka. Fragen nach einem effizienten Vertriebssystem und Service für die Fahrzeuge sind nach Meinung von A.T:Kearney auch vorerst noch unbeantwortet.

Auch Investitionen in die Ladetechnik und die notwendige Infrastruktur (Ladestationen, etc.) müssen gemacht werden.Derzeit fehlen noch leistungsstarke und für den Durchschnittskonsumenten leistbare Batterien. ‘Erst wenn die Kosten der Batterien massiv sinken und die Ölpreise steigen, werden Elektroantriebe wettbewerbsfähig’, erklärt Kremlicka. Er prognostiziert, dass Elektromobilität vorerst noch ein Nischenmarkt bleibt und sich erst nach 2020 zu einem Massenmarkt entwickeln wird.

Elektromobilität in Österreich – Chance für Energieversorger?

‘Für 2020 rechnen wir mit einem Anteil von ca. 10% der E-Fahrzeuge an den gesamten Neuzulassungen in Österreich’, sagt Kremlicka. Für diese Fahrzeuge muss geeignete Infrastruktur zur Verfügung stehen. Über 1 Mrd. € an Investitionen in Ladestationen sind dazu bis 2030 alleine in Österreich erforderlich. Etwa 80% davon müssen im öffentlichen Bereich getätigt werden. Wer welchen Anteil an diesen Investitionen tragen wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Den Energieversorgern könnte sich – die genannten Investitionen vorausgesetzt – allerdings zusätzliches Umsatzpotential bieten. ‘Je nach Stromverbrauch der Elektrofahrzeuge rechnen wir im Jahr 2020 mit einem zusätzlichen Umsatz zwischen 23 Mio. € und 45 Mio. €’, meint Haslauer. Im Jahr 2030 könnte der Umsatz schon auf 195 bis 390 Mio. € anwachsen.1Auch auf die Speicherkapazität könnte sich e-mobility auswirken und zu einer Erhöhung von etwa 10% führen. ‘Die Realisierbarkeit dieser Erhöhung ist allerdings noch zu hinterfragen, da negative Einflussfaktoren wie die starke Abnutzung der Batterien, die Steuerung der Entladung und eine mögliche Überlastung der Stromnetze berücksichtigt werden müssen’, ergänzt Haslauer.


‘Zur Beschleunigung der Markteinführung sind neben den bereits angesprochenen Investitionen in die Ladeinfrastruktur und deren Finanzierung sowie der technischen Verbesserung der Batterien auch einheitliche europäische Normen und Sicherheitsstandards, eine klare F&E Strategie sowie ein temporäres und transparentes Förderungswesen notwendig’, so Kremlicka.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /