© WWF Gerhard EGGER
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March-Thayaauen brauchen Schutz

WWF startet Kampagne - Manifest kann online unterzeichnet werden

Wien - Bereits 1984, als die Donauauen vehement bedroht waren, gab es die Forderung nach einem Nationalpark Donau-March-Thayaauen. Durch das Einschreiten der BürgerInnen gegen das geplante Großwasserkraftwerk wurden die Donauauen geschützt - die March-Thayaauen sind es noch immer nicht.


Mindestens 100 Arten werden aussterben, wenn die wertvolle March-Thaya- Flusslandschaft im Osten Niederösterreichs an der Grenze zu Tschechien und der Slowakei weiterhin ungescützt bleibt, warnt der WWF. Ein riesiges zusammenhängendes Flusstal von rund 60.000 Hektar Größe ist bedroht. Dagegen ist der Nationalpark Donauauen klein. Das Gebiet ist zwar Ramsar-Feuchtgebiet, aber der Schutz reicht offensichtlich nicht aus.

Die Bedrohungen sind vielfältig- wirtschaftliche Interessen, Straßenbau, Schifffahrt. Die geplante S8-Schnellstraße oder der Donau-Oder-Elbe-Kanal sollen das Grüne Band entlang des ehemaligen Eisernen Vorhanges zerstückeln. Ein Transkontinentales Terminal könnte ebenfalls in der Region errichtet werden und viel Verkehr anziehen.

"In den March-Thaya-Auen ist der Naturschutz 1996 auf halbem Wege stecken geblieben, sagt WWF-Geschäftsführerin Hildegard Aichberger und spielt damit an die Eröffnung des Nationalparks Donau-Auen an. "Wir laden alle ein, den Weg mit uns zu Ende zu gehen, und das Naturparadies March-Thaya-Auen endlich durch einen Nationalpark oder Biosphärenpark zu schützen und zu erhalten!"

Eine der letzten unzureichend geschützenden Flusslandschaften

Gemeinsam mit der Donau formen die March und die Thaya in der Dreiländerregion Österreich-Tschechien-Slowakei ein riesiges, zusammenhängendes Flusstal von 60.000 Hektar Größe von internationaler Bedeutung (trilaterales Ramsar-Gebiet). Das Aufeinandertreffen unterschiedlichster Ökosysteme bedingt eine außergewöhnlich hohe Biodiversität: überschwemmte Auwiesen, trockene Sanddünen, und uralte Auwälder beherbergen eine faszinierende Artenvielfalt. Von majestïätischen Großgreifvögeln wie dem See- und dem Kaiseradler, über Auhirsch, Fischotter und Ziesel, bis hin zu Molchen, Fröchen, Urzeitkrebsen und Libellen."Wir haben hier ein nationales Naturerbe, das mindestens so bedeutend ist wie der Stephansdom oder die Wachau!ï" meint WWF-Präsident Helmut Pechlaner und fordert eine wirtschaftliche Entwicklung mit Hirn. Monsterprojekte lassen die Region sicher nicht zusammen wachsen. "Es gibt keine Gesamtstrategie und es fehlt eine gemeinsame Vision für die Region!" so Pechlaner weiter.

Unkoordinierte Infrastrukturprojekte sind eine vehemente Bedrohung

Eine Welle unkoordinierter Infrastrukturprojekte rollt auf die Region zu. "Es ist auffällig, dass die Schifffahrt, die sich selbst immer als umweltfreundlicher Verkehrsträger bejubelt, vermehrt schwere Eingriffe in höchst sensible Flusslandschaften fordert!" ist Bernd Lötsch, Altaktivist aus der Hainburg-Zeit und langjähriger Direktor des Wiener Naturhistorischen Museums, empört. Der Donau-Oder-Elbe-Kanal als künstliche Verbindung zwischen dem Schwarzem Meer und der Nordsee, würde 170 Marchkilometer einfach zerstören.

Das von ïÖsterreich und der Slowakei angedachte Donau-Kraftwerk Wolfsthal würde die March von der Mündung bis ins WWF-Reservat Marchegg aufstauen .

"Auch der verheerende Trend zur Zweit - und Drittstraße besteht," so Lötsch. Nur 20 Kilometer parallel zur bestehenden Straße zwischen Wien und Bratislava soll mit der Marchfeldschnellstraße D4/S8 ein zweiter Autobahnring entstehen. Etwas, das nicht nur teuer, sondern auch nicht notwendig ist.

"Österreich lässt zu, dass zerstörerische Faktoren eines unkoordinierten Wachstums über die Region hereinbrechen", so Lötsch. "Dabei hätte man die Jahrhundertchance, das ehemalige "Niemandsland' entlang der Grenzflïüsse für ein gemeinsames "grünes' Projekt zu nutzen. Im Gegensatz zu Deutschland, das entlang des Grünen Bandes intensiven Naturschutz betreibt, vergißt man in Österreich darauf und sieht die großen Chancen nicht! Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas- diese Chancen müssen rasch genutzt werden!"

Richtige Weichenstellungen für das Auenparadies sind endlich notwendig

"Es ist einfach allerhöchste Zeit, wir haben einfach keine Natur mehr, die wir verlieren können! Wir sollten weit mehr darauf bedacht sein, Naturschätze wie die Marchauen für unsere Kinder zu bewahren - oder sollen wir ihnen einmal erzählen, dass wir für den vermeintlichen Fortschritt alles zerstört haben?, mahnt Hainburg-Kämpferin und Grünikone Freda Meissner-Blau. "Wir dürfen einfach nicht mehr zusehen, wie der Ballungsraum zwischen Wien und Bratislava völlig chaotisch und unkoordiniert zuwächst und dabei die Natur unter die Räder kommt!"

Die Region brauche eine Entwicklung, die den wirtschaftlichen Aufschwung gewährleistet, ohne dabei ihre Naturschätze zu zerstören, sind sich die Auschützer einig.

Naturerbe endlich wirklich erhalten!

Pläne für den Schutz der einzigartigen Flusslandschaft existieren seit über 20 Jahren - diese wurden jedoch nie realisiert. Die Einrichtung eines Nationalparks oder eines Biosphärenparks ist notwendig, um sicher zu stellen, dass nicht noch mehr Arten aus dem Gebiet verschwinden. Fünf internationale Abkommen und zwar die Biodiversitïäts- und die Ramsarkonvention, die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und die Vogelschutzrichtlinie der EU verpflichten Österreich, diese einmalige Flusslandschaft zu erhalten. Es gibt gute Einzelinitiativen, aber keinen Überbau- der Wille das Gebiet als Gesamtes zu schützen ist notwendig.

Ein Herzstück der March-Thaya-Auen ist beispielsweise das knapp 1.100 Hektar große WWF-Naturreservat mit der Weißstorch-Kolonie bei Marchegg, das bereits seit 30 Jahren ökologisch nachhaltig bewirtschaftet wird - aber dennoch nur eine Einzelinitiative von vielen ist.

Bund und Land sind zum Handeln aufgefordert. "Mit unserer Initiative laden wir alle konstruktiven Kräfte der Region, aus den Gemeinden, von Land und Bund, dazu ein, das Grüne Herz zwischen Wien und Bratislava gemeinsam zu sichern," unterstreicht WWF-Präsident Helmut Pechlaner. Für den WWF ist klar, dass nur die Einrichtung eines Nationalparks dem Gebiet eine nachhaltige Zukunft sichern kann.

Alle Österreicher sind eingeladen, das Manifest zur Rettung der March-Thaya-Auen auf www.die-au.at zu unterstützen.

Helmut Pechlaner, Freda Meissner-Blau und Bernd Lötsch sind die Erstunterzeichner des Manifests zur Rettung der March-Thaya-Auen. Das Ziel eines weiteren Nationalparks oder einer Erweiterung des Nationalparks Donauauen in Richtung March wird nicht kurzfristig erreicht werden, aber eine nachhaltige Entwicklung und eine nachhaltige Zukunft kann nur damit gesichert werden.

Mehr dazu:

www.die-au.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /