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Weitere Experimente in der aktiven Zone des AKW Temelín – diesmal mit russischer Hilfe

Russischer Brennstoff soll von einem russischen Unternehmen geprüft werden – Sicherheitsprobleme werden ignoriert

Nach dem endgültigen Scheitern der Behebung eines der schwerwiegendsten Sicherheitsprobleme des AKW Temelín – Konfiguration der aktiven Zone – durch die Firma Westinghouse soll nun ein weiteres gefährliches Experiment gestartet werden. ‘Nach mehr als fünf Jahren Probebetrieb soll der gescheiterte Westinghouse-Prototyp nun durch einen russischen Prototypen ersetzt werden’, erklärt Radko Pavlovec. ‘Die Bevölkerung Mitteleuropas soll nun mit wieder mit jahrelangen Experimenten im laufenden Betrieb konfrontiert werden’.

Die Rekonstruktion der aktiven Zone wurde vom Temelin-Betreiber als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Behebung der schweren Sicherheitsmängel der WWER 1000 – Reaktoren präsentiert. Im Rahmen der Vorgespräche zum Melk-Abkommen, dem sog. Trialog, war dieses wichtige Thema an der Tagesordnung. Die tschechische Seite hat dieses Thema für abgeschlossen erklärt, die EU-Kommission hat diese Erklärung akzeptiert. Aus diesem Grund fand diese Problematik keinen Eingang in das Melk-Abkommen. Die Informationen der tschechischen Seite haben sich allerdings als nicht richtig herausgestellt. Nach etwa drei Betriebsjahren traten starke Deformationen des nuklearen Brennstoffes auf. Die Ignoranz des Betreibers und der Nuklearaufsichtsbehörde SUJB führte im Juni 2006 schließlich zu einem ernsten Störfall. Erst durch massiven öffentlichen Druck ist es gelungen, den Betreiber zu wirksamen Maßnahmen zu bewegen. Diese Maßnahmen gehen allerdings auf Kosten der Wirtschaftlichkeit und der Umwelt. Seit einem Jahr verbraucht das AKW Temelin etwa die doppelte Menge an nuklearem Brennstoff und produziert die doppelte Menge an hochradioaktiven Abfällen.

Vor einigen Monaten hat der Temelin-Betreiber beschlossen, den Brennstoff künftig von einem russischen Lieferanten, der Firma TVEL, zu beziehen. Damit wurde das endgültige Scheitern des Westinghouse-Experiments eingestanden. Der Öffentlichkeit wird allerdings verschwiegen, dass mit dem Einsatz des neuen Brennstoffs gravierende Änderungen in der aktiven Zone verbunden sind. Es handelt sich de facto um den Neustart der Reaktoren. Die Angelegenheit soll sehr rasch und ohne öffentliche Beteiligung durchgezogen werden. Es sind offensichtlich keine Dauertest des Brennstoffes geplant, die angesichts der aufgetreten Deformationen dringend erforderlich wären. Stattdessen soll alles mit einem viermonatigen Kurztest erledigt werden. Es wurde stolz verkündet, dass der Test von einem tschechischen Unternehmen Skoda JS durchgeführt wird. ‘Kaum jemand hat Notiz davon genommen, dass dieses Unternehmen vor einigen Monaten von einem russischen Atomlieferanten aufgekauft wurde’, erklärt Pavlovec. ‘Der russische Lieferant möchte den Brennstoff demnach von seinen russischen Kollegen im Schnellverfahren prüfen lassen. Die tschechische Nuklearaufsichtsbehörde schweigt zu diesen skandalösen Vorgängen’.

Quelle: Radko Pavlovec



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