© Nationalpark Donau-Auen GmbH
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Die Donauauen müssen ein Naturjuwel bleiben

Staatssekretärin Christa Kranzl will Dialog weiter führen- Umweltverträglichkeitsprüfung für das "Flussbauliche Gesamtprojekt" östlich von Wien läuft demnächst

Wien/Stopfenreuth - "Für mich ist wichtig, dass die Donau als europäischer Verkehrsweg aufgewertet wird. Genauso wichtig ist mir allerdings auch, dass der unvergleichliche Naturraum Donauauen erhalten bleibt", erklärte die Staatssekretärin in einer Reaktion auf das errichtete "Warncamp" in der Stopfenreuther Au. Um diesem
Anspruch gerecht zu werden, wurde das Flussbauliche Gesamtprojekt für die Donau östlich von Wien entwickelt. "Bei der Planung dieses Projektes waren namhafte Experten der BOKU und der Universität Wien beteiligt. Der Nationalpark Donauauen begrüßt das Projekt ausdrücklich, da es zu einer wesentlichen Verbesserung der
ökologischen Grundlagen in der Au führt", meinte Kranzl weiter.

Kranzl selber sei seit dem Beginn ihrer Amtszeit um einen konstruktiven Dialog mit Gegnern des Flussbaulichen Gesamtprojektes östlich von Wien bemüht. "Ich will die Leute davon überzeugen, dass die Verbesserung des Verkehrsweges Donau und der Erhalt des Naturjuwels Donauauen miteinander vereinbar sind." Erste Gespräche
mit Vertretern von Umweltschutzorganisationen - darunter auch Virus, den Initiatoren des Warncamps - wurden bereits Anfang Mai geführt. "Dabei haben wir vereinbart, dass wir den Dialog nach dem Sommer weiter führen werden," erläuterte die Staatssekretärin. Sie habe daher die Vertreter der Umweltschutzgruppen erneut im Oktober und November zu Gesprächen eingeladen. Allerdings wurden die genannten
Termine immer im letzten Moment seitens dieser Organisationen abgesagt. "Es wäre schade, wenn der Dialog über die Zukunft unserer Donau nicht gewünscht wäre", erklärte die Staatssekretärin.

Die Naturschutzorganisation WWF weist den Vorwurf, Umweltorganisationen würden sich dem Dialogüber die Zukunft der Donau entziehen, massiv zurück. "Zu einem ernsthaft und effizient geführten Dialog waren und sind wir jederzeit bereit", erklärt Andreas Wurzer, stellvertretender Geschäftsführer des WWF. "Für Alibi-Aktionen stehen wir jedoch nicht zur Verfügung."

Der WWF hat seit Beginn der Diskussion um den Ausbau der Donau zur Schifffahrtsstraße darauf hingewiesen, dass von dem österreichischen Projekt und seiner Tiefenvorgabe von 2,8 Metern eine ernsthafte Gefahr für die gesamte Donau ausgehen könne. Eine zu erwartende Signalwirkung insbesondere für die unmittelbar angrenzenden Länder in Deutschland und Ungarn wurde stets betont. Die aktuellen Diskussionen in Bayern, die eine entsprechende Tiefenvorgabe nur über den Bau einer neuen Staustufe entlang der letzten freifließenden Strecke fordern zeigen deutlich, dass die Gefahr des Dominoeffekts nicht von der Hand zu weisen ist. Die weiteren Ausbaupläne der Donau auf 1000 Kilometern Länge drohen die letzten verbliebenen natürlichen Flussstrecken entlang der ungarischen, serbischen und bulgarischen Strecke sowie das Donau Delta unwiederbringlich zu zerstören.

Im Rahmen des "Flussbaulichen Gesamtprojekts" sind zwar ökologische Ausgleichsmaßnahmen und die Hinzuziehung von UmweltexpertInnen geplant, die in anderen geplanten Ausbauprojekten der Donau bisher fehlen. Dennoch bedeutet die Verbauung der Donau auf 48 Kilometern Länge zwischen Wien und Bratislava einen massiven Eingriff in das Ökosystem. Dass das Projekt "den ökologischen und ökonomischen Ansprüchen gerecht" werde, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht festgestellt werden. Denn die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt östlich von Wien liegt erst zwischen 12.12.2007 und 24.1.2008 öffentlich auf. Den Umweltverbänden wurde damit eine spannende Weihnachtszeit beschert, um auf die kritischen Projektpunkte einzugehen. "Bei diesem knappen Timing über die Weihnachtsfeiertage von einem konstruktiven Dialog zu sprechen, ist nicht sehr glaubwürdig", meint Wurzer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /