© Biomasseverband
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Spanien zeigt den richtigen Weg für Ökoenergie

Wie es möglich ist, ein sinnvolles Ökostromgesetz umzusetzen, zeigte eine Exkursion des Österreichischen Biomasseverbandes nach Spanien beeindruckend auf

Ein Energiemix aus allen Bereichen der Erneuerbaren, Solar- und Windkraftwerke, Kleinwasserkraft und Biomassekraftwerken lassen den Ökostromanteil in Spanien steigen.

Spanien baut Erneuerbare Energie ambitioniert aus- Österreich setzt noch immer auf Erdgas

Spanien und Österreich haben eine Gemeinsamkeit, die eigentlich nichts Positives an sich hat. Sie sind die Schlusslichter in Europa bei der Erfüllung der CO2-Reduktionsziele im Kyoto-Protokoll. Aber Spanien denkt bereits weiter und will Strafzahlungen verhindern - Österreich offensichtlich nicht. Die spanische Regierung und manche Provinzen, an der Spitze die Region Navarra, reagieren auf die katastrophale Klimaschutzbilanz und fördern den Ökostromausbau. Österreich setzt mit seiner Energiepolitik derzeit noch auf fossile Energie und baut stattdessen weitere Gaskraftwerke, wodurch die CO2-Emsissionen um weitere fünf Millionen Tonnen steigen werden.

Ein ambitioniertes Einspeisegesetz bringt viele Vorteile

Während Spanien die Ökostromerzeugung mit attraktiven Einspeisetarifen fördert, die für 25 Jahre gelten und damit für entsprechende Planungssicherheit sorgen, wird in Österreich derzeit die Ökostromproduktion mit falschen politischen Vorgaben aus dem Wirtschaftsministerium gebremst. Spanien konnte durch seine Planungssicherheit die Leistung der Windkraft in den vergangenen zehn Jahren verdreißigfachen, in Österreich gab es nur für eine kurze Zeit bessere Bedingungen und derzeit stagniert der Ausbau. Auch im Bereich des Solarstroms setzt Spanien auf eine ambitionierte Förderung, während in Österreich der Ausbau gedeckelt ist. Die derzeit vorgeschlagene Novelle bringt keine Besserungen in Österreich. Die Finanzierung von CO2-verringernden Investitionen im Ausland wird Österreich teuer kommen, wenn wir nicht bald umdenken.

Nur rechtzeitiges Reagieren in der Energiepolitik sichert Chancen für die Zukunft. Spanien hat sich auf diesen Weg begeben, Schweden und Deutschland sind ebenfalls weit besser als Österreich unterwegs.

Vorbild Region Navarra

Als besonderes Vorbild ist die Region Navarra im Baskenland zu sehen. Bereits 70 Prozent des Stromverbrauchs werden hier mit einem Mix aus erneuerbarer Energie gedeckt. Rund die Hälfte wird mit Windenergie erzeugt. Die Region, die 600.000 Einwohner hat und etwa so groß wie Kärnten ist, kann allein 1100 Windräder in 32 Windparks vorzeigen. Das sind fast doppelt so viele Windräder wie in ganz Österreich am Netz sind. Naturschutzrechtliche Belange werden besonders beachtet, Zugvögelrouten und eine große Gänsegeierkolonie wurden in die Planung miteinbezogen. Als ein europaweites Vorzeigebeispiel gilt auch ein 25 GW-Strohkraftwerk, das in Sangüesa errichtet wurde. Vollautomatisiert werden die Ballen abgeladen und zum Kraftwerk transportiert. Das Stroh kommt aus der Region und wurde früher kaum genutzt. Die Acciona-Energia-Gruppe , die Eigentümerin des Strohkraftwerks, ist in allen Bereichen der Erneuerbaren Energien tätig, und hat 1500 Beschäftigte - Tendenz steigend. Mittlerweile exportiert Acciona das gewonnene Know-How und ist auch in anderen Ländern, wie in Deutschland, Frankreich, USA usw. aktiv.

Ein weiteres Beispiel: Die städtischen Busse in Pamplona wurden auf Biodiesel umgerüstet, auch dieser kommt direkt aus der Region. Die Bevölkerung ist begeistert und trägt den Umstieg mit, auch indem sie Energieeffizienzprogramme umsetzt, wie beispielsweise den Tausch alter Elektrogeräte durch neue, auch hierfür gibt es Förderungen. An Schulen und Universitäten ist Erneuerbare Energie ein wichtiges Thema, Besichtigungen von Erneuerbaren Energieprojekten gehören mit zum Unterricht. Rund 1,8 Milliarden Euro sollen bis bis 2010 für die Energiepolitik ausgegeben werden, davon etwa 25% für Energieeffizienz-Steigerungsprogramme. ‘Die Menschen haben die immens Bedeutung von erneuerbarer Energie begriffen’, erklärt Javier Belarra Garrochatequi, Kabinettschef für Innovation, Energie & Wirtschaft in der Regionalregierung. ‘Erneuerbare Energien bringen der regionalen Wirtschaft Geld und gleichzeitig gibt es mehr Arbeitsplätze. Wir werden in Navarra beweisen, dass Wirtschaftswachstum auch ohne höheren Energieverbrauch möglich ist.’

Ausbau Erneuerbarer Energie, gepaart mit Energieforschung

Während in Österreich ‘wahrscheinlich wegen politischer Kurzsicht’, wie ein Spanier bemerkt, als wir ihm von unserer Situation erzählen, seit einem Jahr kaum neue Windkraftwerke und Biogasanlagen in Betrieb gehen, investiert Spanien massivst in erneuerbare Energie. Solarthermische Anlagen sind auf neu erbauten Häusern und bei der Sanierung von Projekten Pflicht, das heißt, sie werden in der Bauordnung vorgeschrieben.

Auch in Forschung wird investiert. Das seit 30 Jahren bestehende Forschungs- und Technolgiezentrum Plataforma Solar de Almería’ beschäftigt sich mit Forschung und Weiterentwicklung solarthermischer Kraftwerke. Es wird auch international, beispielsweise mit dem DLR Deutschland, von dem eine Forscherdelegation fix in Almeria stationiert ist, zusammengearbeitet. Erste solarthermische Kraftwerke sind im Süden Spaniens bereits in Betrieb bzw. werden gerade errichtet- auch dafür gibt es langfristig garantierte Stromabnahmetarife. Etwas, wovon wir in Österreich bisher nur träumen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /