© Roland
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Vagabunden mit Heimatsinn

Flussregenpfeifer halten den Donau-Auen als Brutgebiet die Treue!

‘Einmal Mittelmeer und retour’ nehmen unsere Flussregenpfeifer jährlich auf sich, um doch wieder in ihr angestammtes Revier im Nationalpark Donau-Auen zurück zu kehren – ein Zeugnis der Qualität dieses Lebensraumes für die bedrohte Art. Die Schutzmaßnahmen für Flussregenpfeifer werden im Rahmen des Netzwerkes Danubeparks international koordiniert.

Der Nationalpark Donau-Auen östlich von Wien stellt eine der letzten dynamischen Flusslandschaften Mitteleuropas dar, hier finden sich noch Kiesbänke, Schotterinseln und unverbaute Ufer. Charakteristische Tier- und Pflanzenarten von Flussauen, selten und vielfach bedroht, finden hier noch Refugien. Der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) etwa stellt in den Donau-Auen heute eines der wichtigsten Vorkommen Österreichs.

Der hübsche Flussregenpfeifer ist an die Bedingungen von dynamischen Wildflüssen bestens angepasst und auf offene, fast vegetationslose Schotter- und Sandflächen angewiesen. Wie alle Watvögel legt dieser im Winter ziehende, partnertreue Vogel seine tarnfarbenen Eier im Frühling in eine flache Mulde auf dem nackten Kies. Doch Schotterbänke sind heutzutage rar - der ehemals an großen Flüssen wie Donau, Inn und Drau häufige Brutvogel wurde durch Gewässerregulierungen aus seinem natürlichen Lebensraum fast gänzlich verdrängt.

Daher werden dem Flussregenpfeifer neben anderen bedrohten Arten im Nationalpark Donau-Auen besondere Schutzmaßnahmen zuteil. Insbesondere wird Augenmerk auf die Förderung natürlicher Uferbereiche und weiter Schotterbänke gelegt, etwa durch Gewässervernetzungen und Uferrückbauten. Weiters dient die Einrichtung von möglichst ungestörten Naturzonen der Sicherung von Brutplätzen.
Ferner werden Bedürfnisse und Verhalten der Flussregenpfeifer eingehend erforscht. Dazu werden die Vögel mit Farbringen versehen und sofort wieder freigelassen, seit 2006 wurden hier insgesamt 130 Vögel markiert. Ihre Beobachtung liefert teils verblüffende Erkenntnisse, vor allem betreffend das Zugverhalten!

Forschungsprojektleiter Matthias Schmidt von BirdLife Österreich berichtet: ‘Erst kürzlich wurde ein im Nationalpark beringter Flussregenpfeifer auf seinem Weg ins Winterquartier auf Lesbos beobachtet. Anhand der Beringung konnte nachgewiesen werden, dass dieser Vogel bereits seit drei Jahren zum Brüten in die Donau-Auen zurückkehrt, hier seine Jungen großzieht und im Herbst sich wieder nach Lesbos verabschiedet’. Ein weiteres Tier wurde heuer 1.226 km entfernt auf Sizilien von einem italienischen Ornithologen beobachtet und fotografiert. Auch dieser Vogel ist ein treuer Gast im Nationalpark: 2006 als Jungvogel beringt, wird er jährlich als Brutvogel auf ein und derselben Schotterbank im Nationalpark nachgewiesen! Schmidt: ‘60% der beringten Altvögel und 30 % der als Jungvögel beringten Tiere kehren verlässlich in die Donau-Auen zurück. Diese Bindung der Flussregenpfeifer an die heimischen Schotterbänke belegt nicht nur die Qualität des Lebensraumes im Nationalpark, sondern vor allem auch wie wichtig die Natur- und Artenschutzmaßnahmen sind’.

Ursprünglich war der Flussregenpfeifer an der gesamten Donau heimisch. Für einen langfristigen Schutz dieser und anderer charakteristischer Arten von Flusslandschaften sind internationale Anstrengungen erforderlich..
Dazu gibt es nun koordinierte Schutzbemühungen entlang der Donau: DANUBEPARKS – das Netzwerk der Donau-Schutzgebiete bündelt die Bemühungen auf dem Gebiet des Lebensraumschutzes und der Fluss-Revitalisierung. 2011 startet zusätzlich ein donauweites Monitoring des Flussregenpfeifers.
Der Projektleiter von DANUBEPARKS, Mag. Georg Frank, erläutert: "Diese hochinteressante Art zeigt uns verlässlich die ökologische Qualität der Donauabschnitte: gute Vorkommen des Flussregenpfeifers belegen Standorte mit noch bestehender Flussdynamik und ausreichenden Strukturen wie Kiesinseln und Sandbänken. Hier müssen wir dann dringend Schutzmaßnahmen setzen. In Abschnitten, wo der Flussregenpfeifer verschwunden ist, finden wir eine schlechte Lebensraumqualität für bedrohte Arten vor, dort besteht dringender Bedarf für Fluss-Revitalisierungsprojekte."

Quelle: Nationalpark Donauauen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /