Innovatives Energiekonzept im Mercedes-Benz Werk Rastatt

Umweltverträgliche Geothermie-Anlage für neue Rohbauhalle geht in den Betrieb - Jährlich werden rund fünf Millionen Kilowattstunden Energie gespart

Ab Ende 2011 laufen in Rastatt die ersten Fahrzeuge der Nachfolgegeneration der
A- und B-Klasse vom Band. Dazu investiert die Daimler AG 600 Millionen Euro in das Werk Rastatt – in Ergänzung zu den bestehenden Gebäuden entsteht eine weitere Produktionshalle für den Karosserierohbau. Besonderheit dieses neuen Rohbaugebäudes: Ein innovatives und umweltverträgliches Energiekonzept, das neben der Abwärme aus dem Produktionsprozess auch die natürliche oberflächennahe Erdwärme (Geothermie) nutzt. Das Grundwasser dient hierbei als Energiequelle.

Durch den Einsatz dieser neuen Geothermie-Anlage lassen sich Jahr für Jahr rund fünf Million Kilowattstunden Energie einsparen und rund 800 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen vermeiden – im Vergleich zur Nutzung von Fernwärme, Erdgas und Kompressionskälte.


Umfangreiche Gutachten vor Baubeginn

Um die Eignung des Rastatter Werksgeländes für den Betrieb dieser Geothermie-Anlage zu prüfen, wurde noch vor Baubeginn im Herbst 2008 eine positive geologische Erkundung des Umfelds durchgeführt. Um die optimale Position der einzelnen Brunnen der Anlage zu bestimmen, haben Geologen im Vorfeld weitere umfangreiche Untersuchungen vorgenommen. Die ebenfalls notwendige wasserrechtliche Erlaubnis durch das Regierungspräsidium Karlsruhe, Grundwasser für Heiz- und Kühlzwecke auf dem Werksgelände des Mercedes-Benz Werkes in Rastatt zu nutzen, liegt seit November 2009 vor.


Bauzeit von nur zehn Monaten

In den vergangenen zehn Monaten wurden zum vollständigen Aufbau der neuen Geothermie-Anlage elf Brunnen erstellt, 2.600 Meter Rohrleitungen in der Erde verlegt, zwei hochmoderne Wärmepumpen errichtet sowie eine Zentrale mit einer Schalt- und Steuerungsanlage in Betrieb genommen. Mit dieser eingesetzten Technik ist eine jährliche Entnahme von 800.000 m³ Grundwasser möglich. Dieses Grundwasser wird nach der thermischen Nutzung zur Temperierung der Rohbauhalle wieder dem natürlichen Kreislauf zugeführt – und zwar ohne jede Verunreinigung. Die Temperatur des genutzten und wieder zurück gegebenen Wassers liegt in einem behördlich vorgegebenen Fenster von 6 bis 20°C.


Test- und Inbetriebnahmephase erfolgreich abgeschlossen

Im Spätsommer 2010 wurden nach und nach einzelne Komponenten der Geothermie-Anlage einem Testlauf unterzogen, um das technische Zusammenspiel und die verschiedenen Betriebszustände zu prüfen. Mittlerweile ist die Leistungsfähigkeit und fehlerlose Funktion des gesamten Systems erprobt und abgesichert, so dass die neue Geothermie-Anlage ihren regulären Betrieb aufnehmen kann.


Nutzung von Erdwärme durch Grundwasser

Oberflächennahe Geothermie ist eine erneuerbare Energie. Bei der Nutzung von Erdwärme dient das Grundwasser als Energiequelle. Selbst an kältesten Tagen beträgt die Temperatur des Grundwassers ca. 12° C. Die Förderung des Wassers zur Wärmepumpe erfolgt über die sogenannten Entnahmebrunnen. Zum Heizen entzieht die Wärmepumpe dem Grundwasser Energie, zum Kühlen wird dem Grundwasser Energie zugeführt. Das Wasser wird dem Erdreich anschließend über die Schluckbrunnen wieder zugeleitet.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /