Biospritproduktion - sinnvoll oder nicht?

Neue Studie zeigt dramatische Folgen der EU-Biotreibstoffpolitik - österreichischer Biodiesel-Sprecher sieht dies konträr

Eine Erhöhung des Biospritbedarfs bedeutet, dass die Nachfrage nach Rohstoffen für Biodiesel und Bioethanol zunimmt. Diese erhöhte Nachfrage führt in vielen Fällen zu einer Erweiterung der Plantagen, zum Beispiel für Palmöl, auf Kosten der Urwälder. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die von Greenpeace und anderen Umweltorganisationen in Auftrag gegeben und vom Brüsseler Institut für europäische Umweltpolitik verfasst wurde. "Allein der zusätzliche Biospritbedarf von Österreich könnte durch die Abholzung von Urwäldern eine halbe Million Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen bedeuten. Die Biospritquote darf nur dann erhöht werden, wenn das nicht auf Kosten des Urwaldes geht", meint dazu Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof.

Inhalt der Studie sind die durch den Biospritbedarf verursachten "indirekten Änderungen der Bodennutzung" (ILUC - indirect land use change) und die daraus resultierenden zusätzlichen Treibhausgasemissionen. Der Studie zufolge würde die geplante Erhöhung der Biospritquote auf zehn Prozent bis 2020 dazu führen, dass eine zusätzliche Anbaufläche von bis zu 69.000 Quadratkilometer benötigt wird. Das verursacht bis zu 56 Millionen Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen jährlich. Im Vergleich dazu: Das sind zwei Drittel des österreichischen Treibhausgasausstoßes im Jahr. "Was uns hier als Klimapolitik verkauft wird, geht für das Klima in Wahrheit nach hinten los", so Westerhof.

In Österreich muss bereits jetzt ein beachtlicher Teil der Rohstoffe importiert werden, vor allem für die Biodiesel-Produktion. Eine Erhöhung der Beimischung würde die Importabhängigkeit nur noch weiter erhöhen. Der jetzt vorliegenden Studie zufolge würden für den zusätzlichen Bedarf Österreichs bis 2020 zwischen 280 und 480 Quadratkilometer in Agrarland umgewandelt werden, eine Fläche in etwa so groß wie das Bundesland Wien (414,9 Quadratkilometer). Das würde zusätzliche 0,3 bis 0,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen jährlich bedeuten.

Greenpeace fordert daher, die Erhöhung der Biotreibstoffbeimischung auszusetzen, bis geklärt ist, wie die negativen Auswirkungen vermieden werden können. Die EU muss stattdessen strengere Richtlinien für den Treibstoffverbrauch von Autos beschließen. "Der CO2-Ausstoß durch den Verkehr wird sich nur dann verringern, wenn neben der Erhöhung der Biosprit-Quote auch die Autos sparsamer gebaut werden müssen. Alles andere ist naiv und wird die Klimaproblematik vielmehr verschärfen", meint Westerhof.

Biodiesel-Sprecher MÜNZER meint: Österreichischer Biodiesel macht Sinn!

"Die Produktion von Biodiesel in heimischen Produktionsstätten ist ökologisch wie ökonomisch sinnvoll, bringt nationale Wertschöpfung mit sich und bietet unserem Land weitere Versorgungssicherheit an Treibstoffen unabhängig von fossilen Energieträgern. Aufgrund ökologischer aber auch volkswirtschaftlicher Aspekte müssen Biokraftstoffe konsequenterweise weiterhin in der Energiestrategie der Republik Österreich berücksichtigt werden, da eine Abänderung der Biokraftstoffziele einen Rückschritt bei der Erreichung der Österreichischen Klimaschutzziele bedeuten würde", so Ewald-Marco Münzer, Mitglied der Geschäftsführung der größten zentraleuropäischen Biodiesel-Anlage, der Münzer Bioindustrie GmbH (MBI) und Vorstandsmitglied der ARGE flüssige Biokraftstoffe der WKO.

Wissenschaftlich bestätigte CO2-Einsparung

In Österreich ist der Verkehr mit den höchsten Emissionszuwächsen unangefochten Klimasünder Nummer Eins. "Daher gilt es - wie Zahlen des Instituts für Energieforschung des österreichischen JOANNEUM RESEARCH untermauern - Alternativen wie die Verwendung von Biodiesel, mit der eine wissenschaftlich bestätigte CO2-Einsparung von 55 % gegenüber fossilen Kraftstoffen erreicht wird, weiter zu forcieren. Entgegen den haltlosen Behauptungen sind wir mit der Klima- und Biokraftstoffstrategie in Österreich auf dem richtigen Weg", betont Münzer.

Neue EU-Richtlinie sichert bereits positive Umweltbilanz

"Anstatt Biokraftstoffe immer wieder undifferenziert und tendenziös zu kritisieren, fordern wir hiermit auf , sinnvolle und marktfähige Alternativen aufzuzeigen!", so Münzer. Die Europäische Union hat mit der Veröffentlichung der Richtlinie der Erneuerbaren Energien im April 2009, welche bis Ende dieses Jahres im nationalen Recht ratifiziert wird, strenge Nachhaltigkeitskriterien erlassen, damit ihre Verantwortung übernommen und schafft somit die Rahmenbedingungen, dass eine ökologisch nachhaltige und sinnvolle Produktion von Biokraftstoffen zu 100 % gewährleistet ist. Alle Produzenten von Biokraftstoffen müssen zukünftig eine Minderung der Treibhausgasemissionen ihrer Biokraftstoffe von mindestens 35 % gegenüber fossilen Kraftstoffen nachweisen. In weiterer Folge steigt dieses Ziel der Minderung der Treibhausgasemissionen von 35 % ab dem Jahr 2017 auf mindestens 50 %. Somit ist eine positive Umweltbilanz europäischer Biokraftstoffe in jeder Hinsicht gewährleistet.

MBI ist erster nachhaltiger Biokraftstoffproduzent Österreichs

"Wir haben uns als eines der ersten europäischen Unternehmen den strengen EU-Vorgaben, welche bis Ende dieses Jahres auch imösterreichischen Recht ratifiziert werden, verpflichtet und dürfen stolz bekannt geben, dass unser Unternehmen als erster heimischer Biokraftstoffproduzent nach den neuen EU-Nachhaltigkeitskriterien durch das unabhängige ISCC-System zertifiziert ist." so Münzer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /