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Ein solarer Kriminalfall in Graz

Manipulation an Energiezählern? Täter unbekannt

Die solar.nahwaerme.at ist eine Contractingfirma, die an mehreren Standorten in Österreich thermische Solaranlagen betreibt und die erzeugte Energie an die Kunden verkauft. Eines ihrer Projekte steht in Graz auf den Dächern der AEVG und liefert die Wärme an das Tochterunternehmen der ESTAG, die Steirische Gas Wärme.

Im Sommer 2010 ist bei diesem Projekt schlagartig die Leistung um 20 % abgefallen, eine ausführliche Überprüfung durch Techniker zeigte jedoch keine entsprechenden Mängel an der Solaranlage. Da alle Messdaten des Projektes minütlich protokolliert werden, war eine Nachrechnung der Betriebszustände möglich und die daraus folgenden Kontrollrechnungen haben ergeben, dass der Leistungsabfall nicht mit der wirklichen Leistung der Anlage zusammenhängt, sondern dass es offensichtlich am geeichten und geprüften Zähler liegen dürfte, der einfach zu geringe Werte geliefert hat. Diese ausführliche Analyse wurde an Univ. Prof. Dr. Wolfgang Streicher (Institut der Wärmetechnik, TU-Graz) zur Prüfung und Stellungnahme übermittelt, dieser bestätigte in einem Schreiben die Plausibilität der Schlüsse.

Dieser Sachverhalt wurden den Vorständen der Steierischen Gas Wärme mitgeteilt, um gemeinsam die Ursache dieser Abweichungen zu finden.
Die offensichtlich vorgenommenen Manipulationen sind nicht nur wissenschaftlich feststellbar, sondern auch sichtbar, wie uns übermittelte Bilder zeigen.

Die bestehende Messeinrichtung war danach im September 2010 ordnungsgemäß verplombt und versiegelt. Sie war dies auch bei der Erstinbetriebnahme der Anlage im Jahr 2007. Fotoaufnahmen aus dem Mai 2010 zeigen aber, dass das Eichsiegel des Bundes-Eich- und Vermessungsamtes hier fehlt. Die Bilder belegen und erklären auch eine zweite Störungsart, die wiederholt aufgetreten ist. Es gab Zeiten, in denen die Solaranlage in Betrieb war, der Energiezähler aber gar keine Werte lieferte. Auf den Fotos erkennt man, dass eines der Kabel zur Stromversorgung des Zählers fehlt- logisch, dass er schlicht und einfach nicht messen konnte.

Das Absurde daran: Die Technikzentrale zur Einspeisung in die Fernwärme befindet sich am Werksgelände der Steierischen Gas Wärme und ist gegen externen Zugriff gut gesichert. Will man hinein, dann muss man sich anmelden, erst danach werden Schranken geöffnet. Videokameras überwachen eintretende Personen und Fahrzeuge. In der Nacht wird ein Gittertor zugezogen. Der Container in dem die Anlage selbst ist, ist versperrt. Ein Schlüsselset ist im Besitz der solar.nahwaerme.at als Anlagenbesitzer das zweite Schlüsselset besitzt die Steirische Gas Wärme, um in Notfällen entsprechend rasch eingreifen zu können. Spuren eines gewaltsamen Öffnens des Containers konnten keine ausgemacht werden.

Es scheint so, dass irgend jemand anscheinend einem erneuerbaren Energieprojekt schaden möchte, dass immer als Vorzeigeprojekt galt.

Der solar.nahwaerme wurde dadurch zu wenig Geld verrechnet, mit der Fehlersuche und der Analyse liegt der Schaden bereits bei Zehntausender- Beträgen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Unternehmensphilosophie eines der beiden Unternehmen ist, sowohl des Errichters als auch des Wärmeabnehmers, gegen Solaranlagen zu arbeiten, doch offensichtlich gibt es hier irgendwo schwarze Schafe. Einige der technischen Eingriffe lassen sich, durch die umfassende Datenprotokollierung minutengenau zuordnen. Sie erfolgten zum Beispiel Freitag spät nachmittags, Samstag um sieben in der Früh oder auch in der Nacht.
Ohne jemanden beschuldigen zu wollen, denke ich, dass es im höchsten Interesse beider Unternehmen sein sollte, diese Vorgänge zu klären. Für die solar.nahwaerme.at ist diese Klärung wirtschaftlich eine Notwendigkeit; für die Steirische Gas Wärme als Teil der ESTAG geht es hier um Korrektheit und Image." meint dazu Christian Holter, der Geschäftsführer der solar.nahwaerme.

Holter weiter: "Insofern finde ich es sehr erstaunlich, dass die Einladung zu einem Gespräch an die Vorstände seit sechs Monaten ohne entsprechende Antwort liegen geblieben ist, und der Sachverhalt leider unbeachtet bleibt.
Natürlich wurden diese Sachverhalte auch der Polizei und Staatsanwaltschaft angezeigt.
Wir haben den Sachverhalt nach bestem Wissen und mit großer Sorgfalt ermittelt. Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung und wir erwarten die Ergebnisse polizeilicher Nachforschung."

Holter hat Anzeige gegen unbekannt erstattet. Circa 12.000 Euro zu wenig seien aufgrund der Probleme für die Einspeisung ins Wärmenetz bezahlt worden, rund 8000 Euro habe die Prüfung der Anlage gekostet erzählt er, dann erst habe man die offensichtlich manipulierten Zähler entdeckt.

Auf eine rasche Aufklärung darf man hoffen. Alles in allem- eine schlimme Sache für die betroffene Firma.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /