© Christoph Aron Pixelmaster-x -pixelio.de
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Scheitern Kyotos als Handlungsanstoß zur Energieeinsparung

Zukünftiger Energieverbrauch und CO2-Ausstoß wird heute festgelegt.

Österreich wird seine Kyoto-Ziele nicht einhalten. ‘Unser Energieverbrauch muss auf ein vernünftiges Maß zurückgeschraubt werden, sonst geht es nicht nur mit dem Klima bergab, sondern konkret spürbar auch mit dem Wohlstand’, warnt Franz Roland Jany, Geschäftsführer der GDI (Gemeinschaft Dämmstoff Industrie). Die gute Nachricht: Für den Gebäudebereich, der 40 Prozent des Energieverbrauchs ausmacht, liegen Lösungswege auf dem Tisch. Ein Gesamtpaket bestehend aus Baugesetzen, einer Neuordnung der Raumplanung bis hin zum Ankurbeln der thermischen Sanierung kann das Land wieder auf Schiene bringen: Oberstes Ziel muss Energieeinsparung sein. Der verbleibende Bedarf sollte dann zunehmend mit erneuerbarer Energie abgedeckt werden.


Neubau: Schlüssel sind die Baugesetze

Ab 2020 dürfen laut EU nur noch ‘nearly zero energy houses’ errichtet werden, in Großbritannien müssen schon 2016 Neubauten emissionsneutral betrieben werden. Jany setzt sich für eine schrittweise Anhebung baurechtlicher Bestimmungen ein: ‘Um nicht 2019 draufzukommen, dass es sich bis 2020 ‘nicht ausgeht’, müssen jetzt die Weichen gestellt werden’. Die GDI schlägt eine sozial verträgliche und bindende Hinführung des Gebäudestandards in Richtung ‘Niedrigstenergiehaus’ vor. Und zwar durch ein Absenken des gesetzlichen Mindest-Energieverbrauchs in den entsprechenden Baugesetzen (OIB Richtlinie 6) in periodischen Schritten. ‘Starttermin muss schon 2012 sein, sonst wird es wieder eng’, so Jany. Eine leichte Erhöhung der Baukosten würde angesichts steigender Energiekosten in kürzester Zeit durch niedrigeren Heiz- bzw. Kühlbedarf ausgeglichen.



Baubestand: Thermische Sanierung stärken

In Österreich stehen heute rund 1,4 Millionen Gebäude, die durchschnittlich 250 kWh/m2a verbrauchen. Die Reduktion des Energiebedarfs auf Niedrigenergiehaus-Standard (20 kWh/m2a bis 40 kWh/m2a) ist meist mit einfachen und erprobten Mitteln möglich. ‘Da reden wir nicht von Hightech, sondern von Sanierungsmaßnahmen, die von der lokalen Bauwirtschaft umgesetzt werden können’, so Jany. Mit entsprechenden Maßnahmen kann der Energieverbrauch praktisch von heute auf morgen massiv gesenkt werden – zum langfristig großen Vorteil aller. Denn nicht nur Eigentümer, auch Mieter profitieren angesichts steigender Rohstoffpreise langfristig vom gesenkten Energieverbrauch.

‘Die Förderung der thermischen Sanierung um 100 Mio. Euro pro Jahr bis 2014 ist ein wichtiger Schritt. Um die notwendigen 3% Sanierungsrate zu erreichen, wären aber 300 Millionen bis 2020 notwendig’, meint Jany, der aber gleichzeitig darauf aufmerksam macht, dass es auch bei der thermischen Sanierung Mittel zur Steigerung gäbe, die den Staatshaushalt nicht belasten.



Budgetbelastung nicht zwingend

Parallel zu den Standards bei den Neubauten wäre etwa die Einführung baurechtlicher Energie-Mindeststandards für Bestandsgebäude möglich. Auch hier sollte ein verpflichtender Zielkorridor definiert werden, der Planungssicherheit und Finanzierbarkeit für Besitzer, für Mieter und für das gesamte Baugewerbe ermöglicht. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass Mieter und Eigentümer gleichermaßen von der ‘WIN-WIN Situation’ durch verminderten Energieverbrauch profitieren. ‘Dafür sollte bei entsprechendem politischen Willen eine sanierungsfreundliche Weiterentwicklung des Mietrechts- und des Wohnungseigentumsgesetzes möglich sein’, mahnt Jany an die politischen Entscheidungsträger, denn ‘all das kostet dem Staat kein Geld und erspart den Bürgern

langfristig steigende Energiekosten’. Neben den beschriebenen Maßnahmen regt die GDI auch die Entwicklung innovativer Finanzierungsmodelle an. Denn auch wenn sich die thermische Sanierung finanziell langfristig auszahlt (rund 8 – 12 Jahre), so stellen die einmaligen Kosten oft eine (psychologische) Hemmschwelle dar. Hier könnten Energie-Contracting Modelle weiterhelfen, wo die für die Sanierung notwendigen Kredite direkt durch die Einsparung der Energiekosten finanziert werden.



Raumordung: Flächenbedarf eindämmen

‘Wer mit dem Monstertruck alleine hinterm Lenkrad jeden Tag 60 km in die Arbeit fährt, wird diese Energiesünde auch durch das beste Passivhaus nicht mehr wettmachen’, bringt Jany die Problematik ‘Raumordnung und Verkehr’ mit einem krassen Beispiel auf den Punkt. Ausschlaggebend für den Energieverbrauch ist nicht nur, wie ein Gebäude gebaut und betrieben wird, sondern auch, wo es steht und wie es an die (öffentliche Verkehrs-) Infrastruktur angebunden ist. Die Forderung der GDI: In Planung und Gestaltung der Wohn- und Arbeitsorte müssen energetische Kriterien vermehrt Eingang finden. Als erster Schritt könnte – ähnlich wie bei UVP-Verfahren – auch in diesem Bereich zumindest die Deklarierung von energierelevanten Auswirkungen, etwa bei Umwidmungen, eingeführt werden. Das Ziel ist dabei klar: Transportwege müssen minimiert, die Zersiedelung eingedämmt werden und im städtischen Bereich muss kompakte Stadtentwicklung im Vordergrund stehen.


‘In Österreich lebt die Chance noch, dass wir uns rechtzeitig auf eine nachhaltige Energiezukunft einstellen. Die notwendigen Schritte müssen aber rasch gesetzt werden, um rechtzeitig zu greifen’, so Jany


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /