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Indien: Gewaltloser Protest für einen Rückzug von AREVA

Bernhard Riepl übersetzt aus: Magazin von www.sortirdunucleaire.fr Nr: 48 Seite 13

Clinton hatte für mehrere Monate den Code für die Atombombe verloren

Frankreich versucht, sein Fiasko mit dem EPR-Reaktor bis nach Indien zu exportieren. Aber das kleine Dorf Madban (Bezirk Ratnagiri im Bundesstaat Maharashtra) stemmt sich mit aller Macht dagegen. In der Nähe dieses Dorfes soll das AKW von Jaitapur errichtet werden. Es soll sechs Reaktoren mit einer Kapazität von 10 000 Megawatt umfassen.

Die DorfbewohnerInnen haben schon im Ende 2010 einen unbestrittenen Sieg errungen, und zwar durch eine exemplarische Aktion mit dem Namen ‘Jail Bharo Andolan’, was in etwa heißt ‘Protestiert, indem Ihr die Gefängnisse füllt’. Es handelt sich dabei um eine gewaltlose Kampftaktik, die Mahatma Gandhi im Kampf für die Unabhängigkeit Indiens entwickelt hat, und die in Indien eine sehr häufige Form des Protestes geworden ist.

Präventive Verhaftungen, Fahr- und Ausgangsverbote und Straßensperren haben die 3000 DorfbewohnerInnen nicht davon abgehalten, ihre eigene Festnahme einzufordern. Um 18 Uhr verlangte die Polizei von den Protestführern, den Zustrom der DorfbewohnerInnen, die festgenommen werden wollten, zu stoppen. Diese Aktion war im Prinzip als Antwort auf die Regierung gedacht, die vorgab, dass im Dorf Ruhe herrsche und dass die Proteste gegen das Projekt nichts anderes seien, als eine von einer Handvoll auswärtiger Aktivisten angezettelte Aktion.

Die Veranstaltung begann etwa um Mittag friedlich vor dem Tempel der Göttin Bhagwati. Hunderte Frauen, einige davon schon alt, stellten sich in Schlangen auf, um verhaftet zu werden. Hinter ihnen stellten sich die Männer auf. Die Polizei hatte vier Busse angemietet, was dennoch nicht genügte, da die Bewohner der Nachbardörfer herbeiströmten, um sich denen von Madban anzuschließen.

Die DorfbewohnerInnen sind wütend, weil die Regierung sich weigert, ihnen die Wahreit zu sagen und Informationen nur in homöophatischen Dosen herausgibt. ‘Es sind doch wir, die davon direkt betroffen sind’, sagt Sanjay Gavankar, Dorfbewohner und Besitzer einer Firma, die Nüsse verarbeitet. Um diese Auseinandersetzung zu führen, waren 250 mit Gewehren bewaffnete Polizisten anwesend. Alles ist aber geordnet und ruhig verlaufen. ‘Das ist eine Demonstration der Gewalt, die Regierung muss ab nun verstehen, dass sie mit uns rechnen muss’, erklärte Pravin Davankar von der Stiftung Jahit Seva Samoti, welche das Projekt seit fünf Jahren bekämpft.

Die Dorfbewohner haben das Angebot einer finanziellen Kompensation vehement abgelehnt. Sie haben sogar öffentlich die Entschädigungsurkunden verbrannt, welche ihnen das Finanzministerium geschickt hatte.

Der pensionierte Admiral L. Ramdas und der ebenfalls pensionierte Richter des Obersten Gerichtshofes, P.B. Sawant, die sich der Manifestation angeschließen wollten, wurden von der Polizei davon abgehalten. Ein anderer hoher pensionierter Beamter, ehemaliger Richter des Höchstgerichts, hat sich trotz des Verbots den Demonstranten angeschlossen. Während die Polizei ihn in den Straßen suchte, kam er über das Meer und trat mit einer bemerkenswerten Rede um 15 Uhr beim Tempel auf. ‘Ich bekämpfe diese verächtliche Haltung des Staates mit Zähnen und Klauen’, erklärte er. Die Polizei musste ihn unter Einsatz von Gewaltmitteln festnehmen.

Quelle: Times News network / Magazin von www.sortirdunucleaire.fr Nr: 48 Seite 11



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