© Toyota Deutschland
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Elektro-Fahrzeuge als mobiler Beitrag zu einer umfassenden Energiewende

Deutscher Elektro-Mobil Kongress in Bonn

Bonn- Die Erwartungen an die Zukunftstechnologie sind hoch – doch was muss passieren, damit Elektromobilität tatsächlich zum Mittel der Massenmobilität wird? Welche Fortschritte gibt es bereits und welche Hürden sind noch zu bewältigen? Diese Fragen standen im Fokus auf dem Elektro-Mobil Kongress im Juni in Bonn. Bereits zum drittenmal trafen sich die maßgeblichen Akteure der Elektromobilität auf dem größten Fachkongress zu diesem Thema in Deutschland. Knapp 400 Teilnehmer fanden sich an den beiden Tagen im World Conference Center Bonn ein. In der dortigen Lobby präsentierten sich zudem rund 25 Aussteller aus Politik, Forschung und Industrie. Zum Programm gehörte auch ein attraktiver Fahr-Event. Auf einer Teststrecke am Rhein konnten die Besucher Probefahrten mit E-Autos, E-Motorrädern und Pedelecs unternehmen. Veranstaltet wurde der Kongress vom nova-Institut in Kooperation mit der IAV GmbH und mit Unterstützung der EnergieAgentur.NRW.

Bisher rollen auf Deutschlands Straßen erst knapp 3000 Elektroautos, bis 2020 sollen es nach dem Ziel der Bundesregierung eine Million sein, davon ein Viertel in Nordrhein-Westfalen. Ohne staatliche Unterstützung wird diese Vorgabe nicht zu erreichen sein. Die Entwicklung der Elektromobilität zur Massenmobilität stellt somit die zentrale Herausforderung von Industrie und Politik dar. "Der Dritte Deutsche Elektro-Mobil Kongress ist zeitlich sehr gut platziert, um erste Zwischenbilanzen zu ziehen. Er stellt eine wichtige Plattform dar, um die Fragen der Mobilität mit den Akteuren von morgen zu diskutieren und trägt dazu bei, dass die aufgezeigten Alternativen öffentlich wahrgenommen werden", sagte NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel zur Eröffnung des Kongresses. ‘Elektromobilität erlaubt in einem hohen Maße, Erneuerbare Energien einzusetzen. Für den Klimaschutz müssen wir dieses Potential unbedingt nutzen’, betonte der Minister.

Erforderlich ist dafür, ebenso verlässliche wie komfortable Systemlösungen für eine neue Mobilität zu schaffen. Einerseits müssen neue Mobilitätskonzepte Verkehrsträger und Dienstleistungen miteinander vernetzen, andererseits braucht man ein flexibles, intelligentes Netz, das sogenannte Smart Grid. Was dieses leisten muss und wie es sich nutzen lässt, das diskutierten die Experten in diversen Vorträgen. Die zentrale Anforderung ist ein intelligentes Lademanagement, damit das Stromnetz nicht überlastet wird, wenn es zum massenhaften Einsatz von Elektro-Fahrzeugen kommt. Intelligente Ladesysteme müssen dafür sorgen, dass die Fahrzeuge je nach Stromangebot flexibel laden können. Entscheidend ist auch: Im Smart Grid kann der Kunde mit seinem Elektro-Wagen dazu beitragen, das Netz zu stabilisieren. ‘Elektro-Fahrzeuge können in einem Smart Grid als flexible mobile Speicher genutzt werden’, erläuterte Jan Ringelstein vom Fraunhofer IWES. Das ist ein besonders wichtiger Aspekt, weil sich damit ein Ausgleich für das schwankende Energieangebot der Erneuerbaren Energien schaffen lässt. So kann die Elektromobilität die Einbeziehung der Erneuerbaren Energien ins Netz mit voranbringen und damit auch der CO2-armen Mobilität den Weg bahnen. Mit dieser Perspektive sind Elektro-Fahrzeuge als ein Beitrag einer umfassenden klimafreundlichen Energiewende anzusehen.

Ludwig Karg, Geschäftsführer der B.A.U.M. Consult GmbH, betonte zudem einen weiteren wichtigen Punkt: ‘Wir stehen an der Schwelle einer anderen Einstellung der Menschen zum Auto. Sie wollen Kilometer kaufen und nicht unbedingt mehr einen eigenen Wagen.’ Auch Thilo Röth, Professor an der Fachhochschule Aachen, bestätigte diesen Wandel der Denkweise: ‘Vor allem junge Menschen suchen sich die gerade am besten passende Mobilität aus. Da können Car-Sharing-Konzepte gut greifen.’ In seinem Forschungsprojekt ec2go arbeitet Professor Röth derzeit an einem ganzheitlichen Mobilitätskonzept für E-Car-Sharing. Das Projektteam der FH Aachen setzt grundlegend an und entwickelt auch die passenden Fahrzeuge dazu ganz neu. ‘Auf den Langzeitkomfort kann verzichtet werden, die E-Autos müssen stattdessen auf die Bedingungen für die Kurzstrecke, das einfache Laden und den häufigen Fahrerwechsel, also die unkomplizierte Nutzung im Car-Sharing-System optimal ausgerichtet werden’, erläuterte Röth.

Um die Entwicklung der Elektromobilität mit vollem Tempo voran zu treiben, legt sich das Bundesland Nordrhein-Westfalen auch weiterhin mächtig ins Zeug. Mit der Modellregion Rhein-Ruhr führt NRW eine der größten der acht bundesweiten Modellregionen Elektromobilität. Die Projektleitstelle ist bei der EnergieAgentur.NRW angesiedelt. Auf Bundesebene koordiniert die Nationale Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie GmbH (NOW) das Programm der Modellregionen Elektromobilität. Dieses wird durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit 115 Millionen Euro aus Mitteln des Konjunkturpakets II gefördert. Das Land NRW begleitet die Aktivitäten der Bundesregierung im Bereich Elektromobilität bis 2015 mit mindestens 100 Millionen Euro.

www.e-mobil-kongress.de


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /