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Gipfelstromer oder entspannt mit Schildkrötenmodus

Tag 2 der e-miglia 2011 - Die höchste Herausforderung: über die Großglockner Hochalpenstraße nach Bozen

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Mittwoch, 3. August in Mittersill, 7 Uhr. Der Blick aus dem Fenster verheißt unheimlich viel. Dunkelblauer Himmel, klare Berge, kein Wölkchen. Auf dem Tagesplan: 267 km e-miglia Route über die Grossglockner Hochalpenstrasse, bedeutet 1700 Höhenmeter und wieder runter bis Bozen. Noch hängen die e-Mobile an der Leine. Das Kabel zur Welt, nein zur Ladestation. 31 Teams sind erwartungsvoll auf dem Weg zum Parc Ferme. Doch dann… 13 hat es getroffen.
7:45 Uhr ruft e-miglia Rallyeleiter Richard Schalber zum neuen Briefing: ‘ Das örtliche Stromnetz mit unseren provisorischen Stromleistungen hat den Belastungen in Stromspitzen nicht standgehalten. Dadurch kam es in der Nacht zu Stromausfall und 13 Fahrzeuge konnten nicht regelkonform wiederbeladen werden, so dass sie nach ihrer vorgegebenen Ladezeit nur einen Teil der Ladekapazität zur Verfügung haben. Aus sportlicher Fairness hat die Rallyeleitung entschieden, keine Wertungsetappen abzurufen, sondern den Fahrtag als Überführungsetappe zu werten.’ Ruhe, Staunen, Unverständnis, Entsetzen.
Die Königsetappe entfällt? NEIN. Der Großteil der Fahrzeuge macht sich trotz der Widrigkeit auf den geplanten Weg zum Grossglockner. ‘Wir werden es schon rauf schaffen. Und runter kommt man ja immer.’ Es steht den Teilnehmern frei die Strecke nach Bozen zu wählen und unterwegs andere Lademöglichkeiten zu nutzen, falls notwendig.

Die Sonderprüfung vom Fuß der Grossglockner Hochalpenstrasse wird gestartet 12,7 km bergauf sind in 15 min. zu erfahren, Ziel ist die Edelweißspitze auf 2571 m. Keine leichte Aufgabe, denn an diesem Bilderbuchtag sind viele Besucher unterwegs, stellen so manche Behinderung für die Rallyepiloten dar. Ralf Schollenberger, Team Allianz Autowelt: ‘Ich habe richtig aufs Pedal treten müssen, um die vorgegebene Zeit einzuhalten. Auch wenn es nicht gewertet wird, musste ich es einfach für mich wissen.’ Der sportliche Ehrgeiz hat auch das Team Jetcar angetrieben. Ihr Fahrzeug ging mit 89% Kapazität auf den Berg, was bei einer Reichweite von insgesamt 250 km aber im Bereich des Machbaren liegt. Das Jetcar ist schnell, doch auch Erfinder und Co-Pilot Christian Wenger-Rosenau sagt: ‘Mit dem heutigen Verkehr – wir hatten teilweise einen Bus vor uns – war die Zeitvorgabe nur mit ziemlichen draufhalten zu schaffen. Unsere Zeit liegt gut und mit unserem derzeitigen Platz 4 sind wir sehr zufrieden. Jetzt können wir ihn ja noch mindestens bis morgen halten.’

Spätestens auf der Edelweissspitze war klar, der Tag ist ein Gewinn. Der Blick vom Gipfel über die Gipfel, das Gefühl des ‘geschafft’ und die überaus gute Hoch-Stimmung machten den Schrecken vom Morgen schnell vergessen.
Schildkrötenmodus bis Heinsfels
Abwärts und bis zur nächste Säule sind es 84 km, nicht ganz wenig. Der Peugeot iON hatte nur noch 11 km im Batteriepack und war nicht der einzige am Limit. Auch der Schweizer Hosch im IMiev ist ‘nur mit Gottes Hilfe’ zur Ladestation gekommen. Abwärts konnten die Akkus wieder geladen werden und kamen fast bis auf Full, doch es ging ja nicht nur abwärts. Die letzten Kilometer bis zur heiß ersehnten P-Charge zogen sich. Mit letzten Reserven, kurz vor Zero und Geschwindigkeiten um 30 kmh – im sogenannten Schildkrötenmodus – erreichten fast alle die Ladepause. Zapfen was geht was die Devise für Maschine wie Mensch und eine Pause, um Erlebtes zu Verarbeiten.
Wer genug hatte, setzte den Weg nach Bozen fort, wo ab 18 Uhr dann noch ein Gewitter die elektrisch betriebene Truppe überraschte. Hart traf dies besonders Michal Buse auf den Raleigh Dover, dem e-Fahrrad. Buse hat die Strecke mit Bravour vollbracht, bergauf diverse hochtrainierte Rennradler stehen lassen und mit jedem gestrampelten Kilometer Geld für die Japanopfer gesammelt. Er genießt die Hochachtung aller e-migliaisti.

Die Ergebnisse: wie am Vortag

1. Tim Ruhoff, Team Energiebau/NextGM, Tesla - der Titelverteidiger
2. Kurt Sigl, Team Bundesverband eMobilität, Tesla
3. Michael Huhn, Sonnenpflücker Racingteam, Citroen C-Zero
4. Lars Krüger, Team Jetcar, Jetcar
5. Fuzzy Walter Kofler, Team Autotest Motorsport, Think City


Die Fakten der 2. e-miglia Tagesetappe

Gesamt 267 km, bergauf 94 km mit 4.130 HM

Es folgt: Bozen – St. Moritz am 4. August, dem 3.Etappentag der e-miglia 2011.

GastautorIn: Claudia Rickmann für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /