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Nach Geothermie-Bohrung sind mittlerweile 24 Häuser beschädigt

Behörde gibt Bohrfirma Schuld an Geothermiepanne

Nach Geothermie-Bohrungen kam es im schwäbischen Eltingen zu Schäden an Gebäuden. Das Bohrunternehmen habe sich nicht an Auflagen gehalten, sagt Dusan Minic vom Landratsamt Böblingen.

In Eltingen im Landkreis Böblingen bei Stuttgart kam es nach Geothermie-Bohrungen zu Schäden an mittlerweile 24 Gebäuden. Einige sind bereits nicht mehr bewohnbar, es kann zu weiteren Setzungen und Zerstörungen kommen. Dusan Minic, Pressesprecher des zuständigen Böblinger Landratsamts, sieht die Schuld beim zuständigen Bohrunternehmen Rungl aus Renningen: "Aus unserer Sicht hat die Bohrfirma die Auflagen nicht eingehalten", sagt er gegenüber EnBauSa.de.

Das Bohrunternehmen Rungl hat ein Zertifikat für entsprechende Geothermie-Projekte. Das war die Voraussetzung dafür, überhaupt die Genehmigung für die Erdbohrung zu bekommen. Vom Unternehmen selbst war keine Auskunft zu bekommen, es hat mittlerweile die Ulmer Kanzlei Urwantschky, Dangel, Borst und Partner mit der Wahrung seiner Interessen beauftragt.

Das Bohrunternehmen halte Unterlagen zurück, hat Steffen Ochs, Fachingenieur des Böblinger Landratsamts erklärt. Die Zeit für die Abgabe der Unterlagen sei sehr kurz gewesen, erwidert Rechtsanwältin Daniela Nowak gegenüber EnBauSa.de. Aus diesem Grunde habe das Unternehmen zunächst eine grobe Skizze des Bohrprotokolls eingereicht und diese anschließend ausgearbeitet. Nun lägen die Unterlagen vor, so Nowak weiter. Pressesprecher Minic betont aber auf Nachfrage, dass die Unterlagen immer noch unvollständig seien. Man habe diese mittlerweile unter Androhung von Zwangsgeld angefordert.

Die Leidtragenden der Auseinandersetzung sind derzeit die Hausbesitzer. Sie müssen die Schäden an ihren Häusern auf eigene Kosten beseitigen lassen bis der Schuldige feststeht. In den Medien wurde spekuliert ob die Haftpflichtsumme dafür ausreiche. Zur Höhe der abgeschlossenen Haftpflichtsumme gab es von den Anwälten des Unternehmens keine Angaben.

Das Bohrloch hat anscheinend zwei wasserführende Schichten miteinander verbunden. Aus der oberen Schicht lief Wasser aus, dadurch kam es zu den Verwerfungen. Damit hätte die Bohrfirma gegen die Auflage des Landratsamts Böblingen verstoßen. Das hatte die Bohrung entsprechend des Leitfadens des Landes Baden-Württemberg genehmigt. Untersagt war, dass Grundwasser überläuft, so Minic. In der Vergangenheit war es in der jetzt betroffenen Straße bei Erdarbeiten bereits zu Rissen und Setzungen gekommen, die ein Haus beschädigt haben. Das war der Grund für die Auflagen. "Hätte man die eingehalten, wäre es nicht zu den Vorfällen gekommen", ist Minic sicher. Im Landkreis Böblingen gibt es zwischen 600 und 700 Bohrungen, zu Problemen kam es bislang nicht.

Es gibt nun ein Expertenforum mit Vertretern des zuständigen Landesbergamts sowie des Umweltministeriums und des Böblinger Landratsamts an einem Tisch. Man wolle prüfen, ob betroffene Bürger teilnehmen können, teilte das Landratsamt mit. Für die Betroffenen sei die Lage schwierig, gibt Minic zu, sie seien ohne eigenes Zutun in Not geraten. "Wir sehen das Land in der Pflicht, etwas zu tun", richtet er einen Appell in Richtung Landeshauptstadt. Auch der Gemeinderat hat mittlerweile die Initiative ergriffen und fordert Soforthilfe in Höhe von 250.000 Euro. Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) hat unterdessen angekündigt, dass es keine Genehmigungen für schichtübergreifende Bohrungen mehr geben soll. Eine Entschädigung der Hausbesitzer lehnte er ab, dafür seien die Verursacher zuständig.

Nach einem ähnlichen Vorfall im südbadischen Staufen hatte sich die Landesregierung an den Kosten zur Beseitigung an den Gebäudeschäden beteiligt. Die Leonberger Kreiszeitung berichtet, in Renningen, ebenfalls im Landkreis Böblingen, habe es eine vergleichbare Panne bei Bohrungen gegeben wie in Eltingen. Allerdings kam es bislang nicht zu Schäden an Gebäuden.

von unserer Redakteurin Pia Grund-Ludwig

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