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Opfer von Pannen erhalten künftig Soforthilfe

Geothermie-Verband reagiert auf Schadensfälle

Geothermie-Bohrungen, die zwei wasserführende Schichten verbinden, sind derzeit in Baden-Württemberg verboten. © BWP

Nach den Schäden durch Geothermie-Bohrungen in Baden-Württemberg hat der Bundesverband Solarthermie für künftige Fälle Soforthilfen angekündigt.

Mit Soforthilfen für die Opfer von fehlerhaften Geothermie-Bohrungen reagiert der Bundesverband auf die Geothermiepanne in Eltingen im Landkreis Böblingen, wo es nach Geothermie-Bohrungen zu Schäden an mittlerweile 24 Gebäuden kam. Im Gespräch sei eine Summe zwischen 15.000 und 30.000 Euro je Fall, so der Verband. Damit sollen Gutachter, kurzfristige Sicherheitsmaßnahmen und in Notfällen auch eine vorübergehende Unterkunft finanziert werden. Die Opfer der Eltinger Bohrpanne allerdings gehen leer aus. Die Unterstützung soll ausschließlich Opfern von Bohrschäden zugute kommen, die sich eventuell noch in der Zukunft ereignen, berichtet die Stuttgarter Zeitung.

Die finanzielle Unterstützung, die über einen Fond oder Kredite abgewickelt werden soll, ist eine von mehreren Soforthilfemaßnahmen, mit denen der Verband um seinen guten Ruf kämpft. So wird es ab sofort eine E-Mail-Hotline geben, die über die Webseite des Geothermieverbands zu erreichen ist. Innerhalb von fünf Tagen verspricht der Verband eine kostenlose Analyse durch Sachverständige. Den aktuell Geschädigten in Baden-Württemberg bietet er eine Beratung durch seine Experten an.

Zudem wird sich der Verband, dessen Mitgliedsfirmen in Leonberg nicht beteiligt sind, mit den beteiligten Branchenverbänden zusammensetzen und an einer schnellen Ursachenfindung mitarbeiten, damit die Schäden behoben werden und die Voraussetzungen für die Zahlung durch die Versicherungen geschaffen sind.

Weitere Maßnahmen zielen darauf ab, dass die Tiefenbegrenzung für Bohrungen der oberflächennahen Geothermie wieder aufgehoben wird. Diese hat das baden-württembergische Umweltministerium am 18. August 2011 als Reaktion auf die Schadensfälle erlassen, die durch oberflächennahe Erdwärmebohrungen entstanden sind. Dabei machte Umweltminister Franz Untersteller deutlich, diese Beschränkung der oberflächennahen Geothermie auf geringere Tiefen könne wieder zurückgenommen werden. Er erwarte zuvor aber "praxistaugliche Vorschläge der Geothermie-Branche, wie Qualitätsstandards künftig eingehalten und überwacht" und wie Opfer "bei Verstößen schnell entschädigt werden können".

Mit der Erlass wird die problematische sogenannte stockwerksübergreifende Bohrung ausgeschlossen, die offenbar auch in Eltingen zu den Problemen geführt hat. Bohrungen sind nur noch bis zum ersten Grundwasserstockwerk zugelassen. Der Verband sieht dadurch die Existenz zahlreicher Branchenunternehmen bedroht. In Baden-Württemberg seien davon rund 500 bis 1.000 Geothermiebohrungen betroffen. "Wenn das der Status quo ist, geht in spätestens drei Monaten die Hälfte aller Bohrfirmen im Südwesten pleite", zitiert die Stuttgarter Zeitung Vorstandsmitglied Jakob Sierig. Allerdings ist Baden-Württemberg mit der Regelung nicht alleine, in Bayern besteht ebenfalls eine solche.

"Unser Ziel ist der sichere Ausbau der Geothermie in Baden-Württemberg, weil es eine alternative Heiz/Kühltechnik mit vielen Vorteilen ist", sagte Stefan Schiessl, Sprecher der Sektion oberflächennahe Geothermie (SONG) auf einer Pressekonferenz in Stuttgart. Neben den Soforthilfemaßnahmen im Schadensfall erläuterten die Branchenvertreter dort, wie der Verband Verbesserungen bei der Ausführung von Geothermie-Vorhaben erreichen will."

Im Mittelpunkt soll dabei die Minimierung der aufgetretenen Risiken beim Baugrund stehen. Gemeinsam mit dem Umweltministerium und den beteiligten Behörden will der Bundesverband Geothermie an der Weiterentwicklung des in Freiburg erstellten Geo-Informations-System "ISONG" arbeiten. "Das ist ein hervorragendes Instrument für die qualitative Bewertung von Geothermie-Vorhaben", sagte Jakob Sierig, Vorstand des Verbandes. "Wir werden alle unsere Daten und unser Wissen über die geologischen Besonderheiten in Baden-Württemberg einbringen, um die Informationslage für Entscheidungen zu verbessern."

Zusätzlich bietet der Bundesverband Geothermie Kurse für die Qualifizierung der eigenen Mitglieder und von Beamten in Genehmigungsbehörden an. Darüber hinaus lädt der Bundesverband Geothermie, der derzeit rund 900 Mitglieder aus verschiedenen Bereichen der Erdwärmenutzung vertritt, alle an der Geothermie beteiligten Verbände zu einem Runden Tisch ein. Gemeinsam soll an weiteren Verbesserungen sowie an der Umsetzung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards gearbeitet werden. Ziel sei es, das verbindliche Regelwerk für eine sichere Geothermie mit Leben zu füllen. Ausdrücklich begrüßt der Verband regelmäßige und unangekündigte Prüfungen auf Baustellen durch die Zertifizierungsstellen, ob Vorschriften eingehalten werden.

Von unserer Redakteurin Silke Thole

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