© Biofach Nürnberg- Indische Delegation in Nürnberg
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BioFach und Vivaness 2012: Indien ist authentisches und glaubwürdiges Bio-Lieferland

Interview mit Sanjay Dave, Director, Agricultural & Processed Food Products Export Development Authority (APEDA)

Nürnberg- Vom 15. bis 18. Februar 2012 werden zur BioFach, Weltleitmesse für Bio-Produkte, in Nürnberg erneut rund 2.500 Aussteller – 200 davon auf der Vivaness, Leitmesse für Naturkosmetik und Wellness – und 44.000 Fachbesucher erwartet. Neben der gewohnten Vielfalt und Qualität des Angebotsspektrums sowie zahlreichen Highlights steht vor allem der Bio-Reichtum eines Rohstoffmarktes im Mittelpunkt: Indien präsentiert sich der internationalen Branche zur BioFach 2012 als Land des Jahres. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Partner APEDA, der indischen Exportfördergesellschaft aus Neu Delhi, realisiert. Sanjay Dave, Direktor der Agricultural & Processed Food Products Export Development Authority (APEDA), dazu im Interview:

Indien ist Land des Jahres der BioFach 2012. Auf welche Aspekte des indischen Bio-Marktes werden Sie sich konzentrieren?

Sanjay Dave: Wir wollen die Menschen für das gesamte Spektrum indischer Bio-Produkte und Öko-Textilien begeistern. Zudem informieren wir über Standards sowie aktuelle Entwicklungen in Tierhaltung, Aquakultur und dem Textilsektor. Vor allem möchten wir die Glaubwürdigkeit und Authentizität von indischen Bio-Produkten zeigen. Und natürlich unser Rückverfolgbarkeitssystem von der Produktion über dieZertifizierung bis zumHandel vorstellen.

2011 feiert APEDA sein 25-jähriges Bestehen. Wann begann das Engagement für den Bio-Sektor?

Sanjay Dave: APEDA ist seit 1998 in die Erarbeitung einheitlicher Bio-Standards involviert. Das National Programme for Organic Production (NPOP) wurde nach seiner Verkündung im Jahr 2011 realisiert.

Welches waren die wichtigsten Entwicklungsschritte seit NPOP ins Leben gerufen wurde?

Sanjay Dave: Für uns waren Meilensteine die Anerkennung Indiens durch die Industrieländer und die Akzeptanz indischer Standards. So ist der NPOP beispielsweise den europäischen Richtlinien gleichgestellt sowie denen der Schweiz und der USA. Die Gruppen-Zertifizierung von Kleinbauern, Weiterbildung für die verschiedenen Bio-Akteure, die Einführung eines Diploms für Bio-Landbau im Jahr 2008 als Fernlehrgang an der Indira Gandhi National Open University (IGNOU) waren Highlights. Und natürlich: Die Entwicklung einer web-basierten Rückverfolgbarkeits-Software für Bio-Produkte. Diese ist im Juni 2010 online gegangen.

Was sind Ihre weiteren Ziele innerhalb des NPOP?

Sanjay Dave: APEDA ist für die Umsetzung des staatlichen Programms zuständig.Dazu gehörenverschiedenste Aktivitäten: Die Erarbeitung von Gesetzesvorlagen, Formulierung nationaler Standards, Akkreditierung der Zertifizierungsstellen, deren Kontrolle und natürlich Bio-Marketing.

Was wollen Sie in den nächsten Jahren für den indischen Bio-Markt erreichen?

Sanjay Dave: Eines unserer wichtigsten Ziele ist, in den nächsten Jahren eine Bio-Anbaufläche von fünf Mio. Hektar zu erreichen. Wir wollen die Kleinbauern weiter im Zertifizierungsprozess unterstützen und natürlich das partizipatorische Garantie-Systems (PGS) in kleinen Dörfern als Vorstufe der Gruppenzertifizierung für Kleinbauern weiter ausbauen. Und es liegt uns viel daran, auch in Zukunft intensiv Marketing für Bio-Produkte zu betreiben. Zudem möchten wir das Netzwerk von Wissenschaftlern, Landwirten, Verarbeitern, Zertifizierern und der anderen Marktakteure erweitern und vertiefen, die Beschäftigung im Sektor fördern, die Institutionen stärken sowie das India Organic-Logo, das indische Bio-Siegel, international bekannter machen.

Mit welchen Budgets fördern der indische Staat und andere nationale Stellen diese Aktivitäten?

Sanjay Dave: Einige Bundesstaaten, wie Bihar (20 Mio. US-Dollar), Karnataka (50 Mio. US-Dollar) und Sikkim (20 Mio. US-Dollar) verfügen über spezielle Budgets für den Öko-Landbau. Die Zentralregierung mit dem Landwirtschaftsministerium unterstützt die Entwicklung des Öko-Landbaus ebenso finanziell. Und auch das Handelsministerium baut die Vermarktung von Bio-Produkten und den Export aus. Zwei zentrale Fördermaßnahmen des Landwirtschaftsministeriums möchte ich dabei hervorheben: die National Horticulture Mission und das Rajiv Gandhi Krishi Vikas Yojana (RKVY). Diese werden durch die Regierungen der einzelnen Staaten mit einem Budget von 44-65 Mio. US-Dollar umgesetzt.

Welche Staaten fördern aktiv die Bio-Landwirtschaft und den Öko-Markt Indiens? Welche Infrastrukturen gibt es für die Verarbeitung?

Sanjay Dave: Sechs Bundesstaaten bezeichnen sich als Bio-Staaten: Uttarakhand, Sikkim, Arunachal Pradesh, Mizoram, Karnataka und Himachal Pradesh. Das bedeutet: Diese Staaten dulden keine konventionelle, sondern ausschließlich Bio-Landwirtschaft. Alle anderen Bundesstaaten fördern den Öko-Landbau ebenfalls aktiv. Die Regierung unterstützt die Produktion entlang der Wertschöpfungskette und engagiert sich füreine verbesserte Infrastruktur mit Blick auf die Verarbeitung von Bio-Produkten.

Wie ist es um den indischen Binnenmarkt für Bio-Produkte bestellt? Wächst auch die inländische Nachfrage?

Sanjay Dave: Der Inlandsmarkt für Bio-Produkte wird derzeit gemäß einer Studie der Morarka Foundation aus dem Jahr 2010 auf 543 Mio. US-Dollar beziffert. Unserer Einschätzung nach dürfte die Gesamtzahl sogar noch höher liegen. Der indische Binnenmarkt für Bio wächst beständig: Derzeit gibt es etwa 2.000 Bio-Geschäfte im gesamten Land und mehr als 15 Unternehmen mit einer Palette von 200 Produkten im Einzelhandel. Derzeit zählen wir zudem 1.000 verarbeitete Bio-Produkte im indischen Markt.

Welche Haltung haben indische Verbraucher gegenüber Bio-Produkten?

Sanjay Dave: Die Menschen in Indien achten auf ihre Gesundheit und sind sich der Risiken, die mit konventionellen Produkten verbunden sind, sehr bewusst. Daher sind indische Verbraucher sehr an Bio-Produkten interessiert und die Nachfrage steigt entsprechend.

Welche Rolle spielt der europäische Markt für Sie und welche Länder haben Sie im Fokus?

Sanjay Dave: In den frühen 90er Jahren hat Indien begonnen, Bio-Produkte nach Europa zu exportieren - damals vor allem Tee. Heute haben wir unseren Export-Warenkorb ausgedehnt und liefern zum Beispiel nach Kanada, USA, Australien, Neuseeland, Japan, Schweiz, Korea sowie Länder des Mittleren Ostens und Süd-Ost-Asiens. Derzeit werden 44 % unserer Produkte in den europäischen Markt exportiert, gefolgt von Kanada (22 %), USA (19 %), und Asien (13 %), und zwar mehr als 300 Bio-Produkte aus19 verschiedenen Kategorien.

Indien konzentriert sich beim Bio-Export auf die größten Märkte, da dort die Nachfrage am stärksten ist – das heißt die Europäische Union, USA und Kanada. Doch wir erkunden auch asiatische Märkte wie Korea, Japan und Taiwan.

Woran sollen die Menschen denken, wenn sie sich an die Präsentation Indiens als Land des Jahres der BioFach 2012 erinnern? Was ist Ihre wichtigste Botschaft?

Sanjay Dave: Wir wünschen uns, dass die Menschen an Indien als möglicher Lieferant einer Vielzahl von Bio-Produkten denken. Unsere Botschaft an alle Aussteller und Besucher der BioFach 2012: Indien ist ein glaubwürdiges Ursprungsland für Bio-Produkte!

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GastautorIn: Biofach für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /