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Umweltdachverband: Aktuelle Wasserkraftwerksliste beweist, dass E-Wirtschaft Gewässerschutz ignoriert

UWD präsentiert brandaktuelle Kraftwerksliste: 218 Wasserkraftwerke in Planung, 93 weitere in Bau bzw. seit Kurzem in Betrieb

Öko-Desaster: 52 % der Projekte liegen in sensiblen Standorten - Überzogene Ausbaupläne der E-Wirtschaft durchkreuzen Schutzpläne für unsere Flüsse - Alle Planungen abrufbar auf google maps via http://www.umweltdachverband.at

Der Umweltdachverband hat seine Liste mit allen Wasserkraftwerksplanungen der E-Wirtschaft in Österreich aktualisiert. "Unsere google maps-Karte im Internet bringt zu jedem Wasserkraftprojekt Daten und Fakten und beweist, dass die E-Wirtschaft die Bestrebungen für eine zukunftsweisende Gewässerschutzpolitik im Rahmen des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans (NGP) ignoriert: 218 Wasserkraftwerke sind derzeit in der Pipeline - davon sind 174 als Neu- und 44 als Ausbauten zu deklarieren. 32 Kraftwerke davon haben Leistung von mehr als 15 MW und sind daher umweltverträglichkeitsprüfungspflichtig. Spitzenreiter des Ausbaus ist Kärnten mit 68 uns bekannten Vorhaben, gefolgt von Tirol (43), Vorarlberg (32), Oberösterreich (28), der Steiermark (26), Salzburg (16), und Niederösterreich (5)", erklärt Gerhard Heilingbrunner, ehrenamtlicher Präsident des UWD.

115 Kraftwerksprojekte in Zonen mit besonderer ökologischer Qualität geplant Besonders schändlich ist aus ökologischer Sicht, dass 29 Kraftwerke in gewässerrelevanten Natura 2000-Gebieten, Nationalparken oder Sonderschutzgebieten geplant sind - je 6 in der Steiermark und in OÖ, je 4 in NÖ und Salzburg, je 3 in Kärnten, Tirol und Vorarlberg. Betroffen sind z.B. die Natura 2000-Gebiete Ober- und Mittellauf der Mur, Untere Traun, Salzach-Auen, und die Bregenzer Achschlucht. Nimmt man zu den Schutzgebieten jene Strecken hinzu, die eine besondere ökologische Bedeutung haben - in einem guten bzw. sehr guten ökologischen Zustand sind, aber außerhalb von Schutzgebieten liegen -, befinden sich 86 Vorhaben in sensiblen Zonen - 40 (!) in Kärnten, 16 in Vorarlberg, 15 in Tirol und 9 in der Steiermark. Betroffen sind z.B. die Kärntner Lieser und Gurk, Gebirgsflüsse der Ötztaler und Stubaier Alpen, die Osttiroler Isel, die Salzburger Fuscher Ache sowie Zubringer der oberen Enns und Mur. Darüber hinaus liegen 42 Planungen auf Gewässerstrecken, an denen laut NGP bis 2015 Maßnahmen zur Verbesserung der Hydromorphologie vorgesehen sind.

Ausnahmefälle nicht zur Regel machen! "Die UWD-Wasserkraftwerksliste zeigt, dass 52 % aller künftigen Planungen in sensiblen Gebieten liegen, was zu einer regelmäßigen Anwendung der Ausnahme vom Verschlechterungsverbot nach EU-WRRL führen würde. Das Ziel der WRRL, den Zustand der Flüsse zu erhalten bzw. zu verbessern würde somit konterkariert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Europäische Kommission einer derartigen Verwaltungspraxis zustimmt. Hier sind also ganz klar die Genehmigungsbehörden gefordert, umweltunverträgliche Projekte tatsächlich nicht zu bewilligen", stellt Heilingbrunner fest.

Umweltdachverband fordert strategische Energieraumplanung "Wir fordern, dass die E-Wirtschaft von ihren überzogenen Ausbauplänen Abstand nimmt und endlich Richtung naturverträglicher Ausbau steuert. Ein naturverträglicher Ausbau muss gewässerökologisch sensible Strecken und die im Nationalen Aktionsplan genannten Ausbauziele für die Wasserkraft berücksichtigen. Zumindest großflächige Eingriffe in die Natur müssen so lange Tabu sein, bis Effizienzsteigerungsmöglichkeiten und Einsparungsreserven ausgeschöpft sind. Wir fordern daher klare politische Entscheidungen, um den Strombedarf zu stabilisieren, und eine strategische überregionale Energieraumplanung, die die Nutzung der erneuerbaren Energieträger mit Natur- und Landschaftsschutzinteressen in Einklang bringt", so Heilingbrunner.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /