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Rohstoffe sparen, Natur bewahren

Ressourceneffizienz-Aktionsplan vorgestellt: Rohstoffe sparen bewahrt Natur - Win-Win-Situation für Umwelt und Wirtschaft - Grüne und Global 2000 wollen mehr Verbindlichkeit

Wien - "Mit weniger mehr erreichen" so das Motto des brandneuen Ressourceneffizienz-Aktionsplans, den Umweltminister Nikolaus Berlakovich heute bei einem Pressegespräch in Wien vorstellte. "Ressourceneffizienz heißt, dass wir Rohstoffe, Energie und dadurch Betriebskosten sparen und gleichzeitig der Umwelt Verschmutzung und Abfälle ersparen. Dies ist eine eindeutige
Win-Win-Situation für Ökonomie und Ökologie, daher haben wir als
erstes Land Europas den 'EU-Fahrplan für ein ressourcenschonendes
Europa' umgesetzt", betonte Berlakovich im Rahmen des Pressegesprächs. Österreich habe bereits in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte in diesem Bereich erzielt.

"Mit dem neuen Aktionsplan wollen wir die Ressourceneffizienz bis 2020 nochmals um mindestens 50% im Vergleich zu 2008 steigern. Vier konkrete Schwerpunkte wurden festegelegt: Produktion, öffentliche Beschaffung, Abfallwirtschaft und Bewusstseinsbildung", so Berlakovich. Erarbeitet worden ist der Ressourcen-Effizienz-Aktionsplan unter der Leitung des Lebensministeriums in Zusammenarbeit mit Wirtschafts- und dem Technologieministerium, der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung.

Wirtschaften nicht auf Kosten kommender Generationen

"Ziel des österreichischen Aktionsplans ist, den Rohstoff- und Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Wir brauchen ein neues Denken und müssen es schaffen, steigende Betriebsgewinne und Beschäftigtenzahlen mit geringeren Umweltbelastungen zu vereinen. Wir dürfen nicht auf Kosten der Lebensgrundlagen kommender Generationen wirtschaften", so Berlakovich bei der Vorstellung des Ressourceneffizienz-Aktionsplans gemeinsam mit Alexandra Amerstorfer, Geschäftsführerin der Kommunalkredit Public Consulting, sowie
Unternehmern, die konkrete Erfolgsbeispiele aus der Praxis vorstellten.

Beispiele zur Ressourceneffizienz aus der Praxis sind etwa Strom- und Kosteneinsparung durch Umrüstung auf LED-Beleuchtung, Wärmerückgewinnung durch Produktionsabwärme, ein geringerer Verschnitt, Reduktion von Aluminiumverpackungen, Chemikalien-Leasing und Wasseraufbereitung.

Best-Practice-Broschüre macht das Thema greifbar

"Im Rahmen der betrieblichen Umweltförderung mit Schwerpunkten zum Ressourcenmanagement sowie für nachwachsende Rohstoffe werden österreichische Unternehmen aktiv bei der Umsetzung von Projekten unterstützt. Die Investitionsförderungen betragen bis zu 30% der Kosten", so Amerstorfer. "Die aktuelle 'Best-Practice-Broschüre Ressourceneffizienz' zeigt Erfolgsbeispiele aus der heimischen Wirtschaft auf. Diese machen das Thema greifbar und regen zum Nachahmen an."

"Eternit produziert aus natürlichen Rohstoffen und besonders ressourcenschonend. Die Dach- und Fassadensysteme aus Faserzement lassen große Dämmstoffstärken zu, sie halten im Winter die Wärme drinnen und im Sommer die Hitze draußen. Im Rahmen der Förderungsinitiative Abfallvermeidung sparen wir durch die Optimierung des Ressourceneinsatzes in der Produktion jährlich mehr als 2.500 Tonnen Rohstoffe ein und können dadurch einen wichtigen
Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten", so Peter Rungger, Vorstand der Eternit-Werke Ludwig Hatschek AG.

Andreas Kutil, Geschäftsführer Kraft Foods Österreich, betonte: "Als führendes Lebensmittelunternehmen in Österreich sehen wir eine klare Verantwortung im nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Aus diesem Grund haben wir uns ganz bewusst ambitionierte Umweltziele gesetzt, die durch eine Reihe von Maßnahmen und Initiativen realisiert werden. Durch die Inanspruchnahme von
Förderungen können diese auch schnell und effektiv umgesetzt werden, was sowohl dem Unternehmen, als auch der Umwelt zu Gute kommt."
Kraftfood verwendet beispielsweise Kaffeeabfälle in einem Biomassekraftwerk und nutzt die Abluft eines Rösters bei einem Wärmeaustauscher.

"Innovation bedeutet für EVVA, einerseits technisch hochwertige Produkte auf den Markt zu bringen und diese andererseits effizient - und damit umweltgerecht - herstellen zu können. Das Unternehmen minimiert seine Umweltbelastungen beispielsweise durch das Fertigen ohne Öl und Wasser (Clean Production) und sichert gleichzeitig durch Ressourcenschonung sowie Energie- und Abfallkostensenkung seine führende Marktposition. EVVA ist einer der nachhaltigen Pioniere der Sicherheitsbranche", so Stefan Ehrlich-Adám, Geschäftsführer der EVVA Sicherheitstechnologie, die etwa auch 75% ihrer Abwässer recycelt.

"Ressourceneffizienz Aktionsplan" - vier Aktionsbereiche

1. Ressourceneffizienz in der Produktion

Hier geht es um die Förderung von betrieblichen Maßnahmen zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs mit bis zu 30% der förderungsfähigen Investitions-Kosten sowie um Beratungsprogramme gemeinsam mit den Ländern, bei denen Unternehmen auch bei den Beratungskosten unterstützt werden. Damit sollen Vorbildbetriebe geschaffen werden, um den Entwicklungsprozess in Richtung
Ressourceneffizienz voranzutreiben.

2. Öffentliche Beschaffung

Durch die Verwendung von grünem, ökologischem Strom und Effizienzmaßnahmen konnte die Bundesbeschaffung z.B. bereits die CO2-Emissionen um 90% reduzieren. Signifikante Ressourceneinsparungen in der öffentlichen Beschaffung soll es künftig auch in den Bereichen Fahrzeuge/Mobilität oder im ressourcenintensiven Beschaffungsbereich Bauen (Tief- und Hochbau) geben.

3. Abfallwirtschaft

Ein wichtiges Zukunftsthema ist das sogenannte "Urban Mining", das ist Recycling von wertvollen Materialien aus der Infrastruktur (z.B. Metalle wie Kupfer). Die für 2012 geplante Abfall-Ende-Verordnung soll unter anderem dieses Thema unterstützen. Ebenso sind Pilotprojekte zum verbesserten Recycling von sogenannten kritischen Rohstoffen wie "seltene Erden" geplant, die z.B. auch in Laptops, Mobiltelefonen, Hybrid-/Elektrofahrzeugen oder Photovoltaik Verwendung finden.

4. Bewusstseinsbildung

Da Veränderung in den Köpfen beginnt, wird es bei der nächsten Staatspreisverleihung Umwelt- und Energietechnologie im Mai einen "Sonderpreis Ressourceneffizienz" als Start-up-Förderung für innovative und kreative Jung-UnternehmerInnen geben, der mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotiert ist. Ebenso ist geplant, ein österreichisches Netzwerk Ressourceneffizienz aufzubauen, an dem VertreterInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung ebenso mitwirken wie KonsumentInnen. Dazu wird es jährliche Treffen geben, etwa beim Fachkongress Ressourceneffizienz Ende Mai 2012 in der Wiener Hofburg.
Unterstützung bekommt das Umweltministerium in puncto Ressourceneffizienz von der Industrie. Das Thema gewinnt an Bedeutung, auch darum hat die Industrie an der Erstellung des Aktionsplans mitgewirkt, meint der Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) Mag. Peter Koren. Die sehr pauschale Aussage des Aktionsplans die Ressourceneffizienz um 50 % erhöhen zu wollen kann aus Sicht der IV freilich nur eine Richtungsmarkierung sein. "Sinnvoller als ein generelles Ziel ist es in jenen Bereichen, die besondere ökonomische und ökologische Relevanz haben, die Stoffkreisläufe und Prozesse zu optimieren", sagte Koren.

Für die Industrie sei die Reduktion des Rohstoffeinsatzes aber kein Selbstzweck. "Wichtiger ist es die Kosten der Reduktion des Rohstoffeinsatzes (z. B. Recycling und Materialeffizienz) dem jeweiligen Nutzen (ökonomisch wie ökologisch) gegenüberzustellen", so der IV-Vize-Generalsekretär. Dazu bedürfe es gesamtheitlicher Betrachtungen über vollständige Lebenszyklen entlang von Wertschöpfungsketten. "Schlüsselelement der Weiterentwicklung unseres Umgangs mit Ressourcen ist, wie auch im Bereich der Energie, eine forcierte Innovation und Technologie. Sie sind der Schlüssel zu einer gesteigerten ökologischen aber auch ökonomischen Ressourceneffizienz", betonte Koren .

Unterstützung gibt es auch von der WKO: "Der vorgestellte Plan enthält sehr gute Ansätze und ist ein
Schritt in die richtige Richtung", erklärt WKÖ-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser.

Als Schritt in die richtige Richtung wird der Plan von Seiten der Umweltverbände gesehen, was fehlt, sei aber leider die Verbindlichkeit.

Lisa Kernegger, Ökologin bei GLOBAL 2000, erklärt: "Es ist längst überfällig, sich den Themen Ressourceneffizienz und Ressourcenverbrauch in Österreich anzunehmen - daher ist der Aktionsplan definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist es leider ein Ameisenschritt - der Aktionsplan enthält nämlich keinerlei verbindliche Maßnahmen. Das Thema Ressourceneffizienz ist
einfach viel zu wichtig, um es der Freiwilligkeit zu überlassen", betont Kernegger: "Ein Bekenntnis zur Reduktion des Rohstoffverbrauchs um einen Faktor 4 bis 10 bis zum Jahr 2050 ist zwar sehr erfreulich - aber ohne verbindliche Untermauerung bleibt es zahnlos. Der Aktionsplan ist in seiner derzeitigen Form selbst zu wenig effizient - der Ressourcenverbrauch wird so auch weiterhin
steigen statt fallen."

Auch den Grünen fehlt die Verbindlichkeit der Maßnahmen, diese seien außerdem zu wenig umfangreich. "Müllvermeidung ist eine der zentralen Herausforderungen einer nachhaltigen Ressourcenpolitik, kommt aber im heute präsentierten Aktionsplan nicht einmal vor", meint Christiane Brunner, Umweltsprecherin der Grünen. "Die Müllvermeidung ist eine der zentralen Herausforderungen einer
nachhaltigen Ressourcenpolitik, kommt aber im heute präsentierten Aktionsplan nicht einmal vor", sagt Brunner. Die Abgeordnete sieht besonders bei Getränkeverpackungen dringenden Handlungsbedarf.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /