Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

Anpassungen der Verarbeitung wurden getestet

Bewehrung von Beton mit Biofasern untersucht

Naturfasern können zur Bewehrung von Beton, Porenbeton oder Gips eingesetzt werden. Sie sind leichter und elastischer als anorganische Stoffe, eine Herausforderung ist die Verarbeitung.

Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) hat die Eigenschaften von Naturfasern und ihr Potenzial bei der Bewehrung von Beton, Porenbeton und Gips untersucht. Die Forscher ermittelten die grundlegenden Vor- und Nachteile, die Fasern wie Flachs, Hanf oder Jute hierbei mitbringen. Für die derzeit noch bestehenden technischen Probleme entwickelten sie wirtschaftlich machbare Lösungsansätze.

Faserverbundwerkstoffe wie faserverstärkte Betone und Zemente, Gipskarton- oder Gipsfaserplatten enthalten in der Regel Fasern aus Glas, Stahl, Kunststoff oder Kohlenstoff. Naturfasern wie Zellulose haben in diesem Segment bislang nur einen geschätzten Marktanteil von 2 Prozent. Dabei weisen sie grundsätzlich interessante Eigenschaften auf, wie zum Beispiel eine höhere Elastizität, eine größere Fähigkeit zur Feuchteregulation und eine geringere Dichte und damit ein geringeres Gewicht als die anorganischen Pendants.

Dem gegenüber stehen allerdings auch noch technische Hemmnisse. Für diese wurden im Projekt des IBP diverse Lösungsansätze geprüft. So kann die Fähigkeit der Fasern, große Wassermengen zu speichern und abzugeben, der umgebenden mineralischen Matrix zu viel Feuchtigkeit entziehen. Dem begegneten die Forscher mit einer Anpassung der Wasserzuschlagmengen in den Beton- beziehungsweise Gipsrezepturen.

Um die Haftung zwischen den Fasern und der Matrix zu verbessern, testeten sie außerdem verschiedene Verfahren zur Oberflächenbearbeitung. Schließlich ist auch die gleichmäßige Einbringung der Fasern ein Problem - sie neigen dazu, in der Matrix zu verklumpen. Hier erwiesen sich die Vorvereinzelung der Fasern mittels Reibsiebung und der Einsatz von Intensivmischern mit großen Scherkräften als machbare Lösungen. Auch die Nutzung von elektrostatischen Abstoßungseffekten durch chemische Modifizierung mit ionischen Endgruppen unterband die Agglomeration erfolgreich. So können beispielsweise GPS-modifizierte Fasern auch ohne Reibsiebung oder Verwendung von Intensivmischern in alkalischen Matrizes problemlos homogen verteilt werden.

Die Ansätze sind vielversprechend. Hersteller, die sie entsprechend weiter entwickeln, können mit ihnen interessante, neue Produkte auf den Markt bringen. Naturfaser-Matrixverbünde eignen sich aufgrund ihrer Eigenschaften für spezielle Anwendungen: Ihre Fähigkeit zur Feuchtigkeitsaufnahme und Regulierung des Raumklimas prädestinieren sie für den Innenausbau, aufgrund ihrer guten Verformbarkeit und Elastizität eignen sie sich auch für den Bau erdbeben- und explosionssicherer Gebäude. Quelle: FNR / pgl

Eine Verwendung dieses Textes ist kostenpflichtig. Eine Lizenzierung ist möglich.
Bitte nehmen Sie bei Fragen Kontakt auf.