Feuerbrand: Steirische Bio-Imker wollen Antibiotika-Einsatz durch Obstbauern nicht hinnehmen

Renommierte Umweltrechtskanzlei prüft Klagen!

Deutsch Goritz, Sinabelkirchen, Rettenegg, Wien - Der heimische Erwerbsobstbau steht vor einer ernsthaften Bedrohung durch den Feuerbrand. Nach großen Schäden im Vorjahr will das Bundesamt für Ernährungssicherheit heuer erstmals das Antibiotikum Streptomyzin zu dessen Bekämpfung zulassen. Allein in der Steiermark könnte so das Antibiotikum auf einer Fläche von 4.620 ha Obstbau angewandt werden. Steirische Bio-Imker warnen nun vor massiven Auswirkungen dieser Bekämpfungsmaßnahme auf den Bienenbestand und fürchten um das Image ihrer Produkte. Sie fordern die Forcierung von mechanischen Maßnahmen und alternativen Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung der Bakterienerkrankung.

Honig wird kontaminiert

Anders als in Intensiv-Obstplantagen, in denen das Antibiotikum nach wenigen Tagen nicht mehr nachweisbar ist, gelangen Rückstände über den Blütennektar in den Honig. Der auf diese Art und Weise verunreinigte Honig ist nicht mehr verkehrsfähig und soll mit öffentlichen Mitteln aufgekauft und entsorgt werden.

Honigbienenfreie Zone

"Berufsimker werden ihre Bienen aus den betroffenen Gebieten evakuieren müssen. Betroffen sind aber auch unzählige Nebenerwerbsimker, die mit wenigen aber gut über das Land verteilten Bienenvölkern einen beträchtlichen Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen leisten. Sie sind meist nicht imstande - im Gegensatz zu ihren Berufskollegen - ihre Bienen aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Die Folge davon wird ein massives ?Imkersterben" mit weitreichenden Auswirkungen auf die Bestäubung der Kultur- und Wildpflanzen sein. Weite Teile der Steiermark werden so zur honigbienenfreien Zone" so Bio-Imker Siegfried Amplatz aus Sinabelkirchen.

Imageschaden für Marke "Steiermark"

Dazu Imkerkollege Johannes Gruber aus Rettenegg: "Von ökologischen Kollateralschäden eines großflächigen Antibiotikaeinsatzes einmal abgesehen, ist eines mit Sicherheit vorhersagbar: Ein gewaltiger Imageschaden für den heimischen Honig. KonsumentInnen lehnen den Einsatz von Antibiotika in der heimischen Lebensmittelproduktion entschieden ab und werden auf Ersatzprodukte zurückgreifen. Die Marke "Steiermark" - als Herkunft von reinen Lebensmittel aus intakter Natur - wird Schaden nehmen."

Keine Bienen, kein Obst

Ergänzend dazu Sergej Stebih aus dem südsteirischen Deutsch Goritz: "Vor allem eines ist für mich unfassbar: dass ein Bauer in Kauf nimmt, dass die Ware von Berufskollegen kontaminiert wird, wenn auch im verzweifelten Versuch, damit seine eigene Haut zu retten. Und was ich weiters nicht verstehe: selbst wenn die Obstbauern mit dem Antibiotikum ihre Bäume retten, werden sie - da die Bienen ausbleiben - keine bestäubten Blüten und in Folge keine Ernte haben."

In der Zwischenzeit wurde eine renommierte Umweltrechtskanzlei mit der Prüfung von rechtlichen Schritten beauftragt. Etwaige Schadenersatzklagen werden ebenso in Erwägung gezogen wie eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof.

Mehr über die Bioimker

Johannes Gruber (Sprecher der Gruppe) bewirtschaftet 60 Bienenvölker nach biologischen Richtlinien im nordoststeirischen Rettenegg. Spezialisierung auf Gebirgswaldhonig aus Einzellagen und besondere Herstellungsweisen. Vertrieb über gehobene Feinkost- und Bioläden.

Siegfried Amplatz aus dem oststeirischen Sinabelkirchen ist Imker im Vollerwerb und mit 500 Bienenvölkern einer der bedeutensten Betriebe des Landes. Vertrieb über Grosshandel, Verarbeitungsbetriebe und regionale Bio-Bauernmärkte.

Sergej Stebih ist Vollerwerbsimker im südoststeirischen Deutsch Goritz. Er seinen 300 Völkern ist er als einer der ersten österreichischen Imker nach bio-dynamischen Richtlinien (Demeter) zertifziert. Der Vertrieb seiner Honige erfolgt über den Naturkosthandel.

GastautorIn: F.J. Purkarthofer für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /