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Thermische Sanierung, leistbares Wohnen und Energieeffizienz-Partnerschaften

Nachhaltigkeitsinitiative Umwelt + Bauen zeigt neue Wege auf

"Es ist heute unsere Verantwortung, über Neubau und Sanierung den Wohnbedarf für morgen abzudecken, und zwar so, dass Wohnen leistbar bleibt", bringt Josef Muchitsch, Sprecher der Nachhaltigkeitsinitiative Umwelt+Bauen das Problem auf den Punkt. "Mit dem Strategiepapier "Wohnen 2020" haben wir der Bundesregierung einen Weg aufgezeigt: Erhöhung der geförderten Neubauleistung um 7.000 Wohnungen auf 21.000 pro Jahr, Hebung der thermischen Sanierung des Gebäudebestandes auf 3 Prozent pro Jahr und die Gründung einer Bundeswohnbauagentur zur Schaffung innovativer Finanzierungslösungen."

Unterstützung kam von Margarete Czerny, Leiterin des wissenschaftlichen Beirats von Umwelt+Bauen: "Durch die Einführung des Sanierungsschecks im Jahr 2009 wurden nicht nur rund 600 bis 700 Mio. Euro an Investitionen pro Jahr ausgelöst, sondern auch die angeschlagene Konjunktur wieder angekurbelt und 7.000 Arbeitsplätze gesichert. Ziel ist es daher, bis 2020 eine Milliarde Euro als Sonderaktion für thermische Sanierungen durch Bund und Länder zur Verfügung zu stellen, damit die 3 prozentige Sanierungsrate erfüllt werden kann."

Der Energieexperte der WKÖ Stephan Schwarzer forderte, dass das Gebäudesanierungsprogramm auf eine längere Laufzeit fixiert werden müsse. Denn nur so können die Beschäftigungspotenziale in der Bauwirtschaft und verwandten Bereichen (laut WIFO zusätzliche 28.000 Beschäftigte), langfristig gehoben werden. "Beschließt die Politik Jahr für Jahr neu, können die Betriebe ihre Kapazitäten nicht erweitern und keine neuen Beschäftigten einstellen. Expansion ist nur möglich, wenn die entsprechende Planungssicherheit gegeben ist. Um die Klimaziele bis 2020 zu erreichen, muss Österreich seine Schlagzahl bei der Gebäudesanierung schon jetzt deutlich erhöhen. Derzeit ist die Sanierungsquote bei müden 0,8%, was auch daran liegt, dass die Länder ihre Programme zum Teil zurückgefahren haben, sodass wir trotz erhöhter Anstrengungen des Bundes gesamtstaatlich auf der Stelle treten. Können sich Bund und Länder nicht auf einen großen Wurf einigen, werden die Steuergelder schlussendlich wieder für Strafzahlungen anstatt für Gebäudesanierung ausgegeben."

Die österreichische Wohnbauförderung ist ein Vorzeigemodell. Nirgends sonst konnten mit real sinkendem Mitteleinsatz - der Bundesanteil ist seit 1996 mit rund 1,78 Mrd. Euro eingefroren - die steigenden Qualitätsanforderungen bei Gebäuden erfüllt werden, wie das in Österreich der Fall ist. Gleichzeitig ist Geld durch niedrige Zinsen "so billig wie noch nie", analysiert Josef Schmidinger, Generaldirektor der s Bausparkasse. Aber: Immer strengere Besicherungserfordernisse - Stichwort Basel III - erschweren die Kreditvergabe an Haushalte. Banken und Haushalte brauchen langfristig Sicherheit und Berechenbarkeit, "denn es kann ja niemand voraussehen, wie die Zinsen in 5 oder 10 Jahren aussehen ", so Schmidinger weiter. Eine gesicherte Wohnbauförderung in Verbindung mit dem Bausparkassensystem wäre hier ein guter Schritt in die richtige Richtung.


In der Frage rund um die Prioritätensetzung herrscht Einigkeit unter den Diskutanten:
"Zuerst muss der Energiebedarf gesenkt werden, dann können auf dieser Basis alternative Energien und Heiztechnologien sinnvoll zum Einsatz kommen", bringt DI Johannes Fechner, Bildungskoordinator der Initiative klima:aktiv ein logisches Grundprinzip effizienten Energieeinsatzes auf den Punkt, denn ". in einer zugigen Bretterbude ohne Wärmedämmung macht die beste Heizung keinen Sinn", ergänzt GDI-Geschäftsführer Franz Roland Jany.


Die notwendigen hohen Qualitätsanforderungen in den Gewerken werden künftig vermehrt EnergieEffizienzPartner der Dämmstoffindustrie umsetzen. EnergieEffizienzPartner ist ein Programm der Dämmstoffindustrie, das in Kooperation mit der Nachhaltigkeitsinitiative klima:aktiv des Lebensministeriums entwickelt und umgesetzt wird. "Ausgebildete EnergieEffizienzPartner, wie Architekten, Zimmerer, Baumeister, Dachdecker sowie andere Verarbeiter werden ihren Kunden aktiv optimierte Energieeffizienz-Lösungen anbieten", baut Jany auf eine branchenübergreifende EnergieEffizienz Partnerschaft. Die Verbesserung der Energieeffizienz durch hochwertig verarbeitete Wärmedämmung wird die Gebäudequalität spürbar erhöhen. Damit unterstützt die Dämmstoffindustrie gemeinsam mit klima:aktiv auch die Ziele der EU-Initiative "BUILD UP Skills" die das optimale Ausbildungsniveau von Fachkräften für die Umsetzung von Energieeffizienz bei Sanierung und Neubau gewährleisten soll.

"Mit einem Qualitätsschub in Planung und Umsetzung, einer bedarfsorientierten gesicherten Wohnbauförderung und einer Bundeswohnbauagentur, die innovative Finanzierungen durch die EIB, der Europäischen Investitionsbank zur Verfügung stellt, kann morgen Wohnen wieder leistbar sein und heute ein kräftiger Konjunkturimpuls erfolgen", schließt Jany.



Die Teilnehmer der am 21. November in den Räumlichkeiten der Wirtschaftskammer Österreich durchgeführten Diskussionsveranstaltung:

. Dr. Margarete Czerny (Wissenschaftliche Leitung Umwelt + Bauen),
. DI Johannes Fechner (Bildungskoordinator klima:aktiv),
. Dr. Stephan Schwarzer (Leiter Wirtschafts- und Umweltpolitik WKO),
. NAbg. Josef Muchitsch (Vorsitzender Gewerkschaft Bau Holz),
. Dr. Josef Schmidinger (Generaldirektor s Bausparkasse) und
. Mag. Franz Roland Jany (GF Gemeinschaft Dämmstoff Industrie)


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /