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Tschechische Präsidentenwahl: Böhmerwald und AKW Temelin im Fokus

Karel Schwarzenberg und Ex-Premierminister Milos Zeman dominierten die erste Runde der Präsidentenwahl - Sie werden gegeneinander um die Burg kämpfen. Was sagen sie zum Böhmerwald und zum AKW Temelin?

Der Nationalpark Böhmerwald und das AKW- die Schlüsselthemen Südböhmens - was sagen die Kandidaten dazu?

Zum Thema Nationalpark Böhmerwald und Kampf mit dem Borkenkäfer sind sich Milos Zeman und Karel Schwarzenberg ganz einig: Es muss etwas getan werden, damit ie Wälder nicht durch den Borkenkäfer vernichtet werden. Schwarzenberg besitzt selbst 10 Tausend Hektar Wald und meint: ‘Wir haben bei uns nur 200 befallene Bäume entfernt. Die Strategie heißt ein Gleichgewicht des Wirtschaftens zu erhalten- damit gibt es mit dem Borkenkäfer kein Problem.’ Schwarzenbergs Empfehlung ist daher, dass auch im Böhmerwald so gehandelt wird. Das heißt, dass die befallenen Bäume entfernt werden und die Borkenkäfer damit eingedämmt werden. Auch Milos Zeman sagt schon lagen, dass sich der Mensch um den Wald einfach entsprechend kümmern muss. Im Unterschied zu Schwarzenberg sind für ihn die ökologischen Aktivisten ‘Terroristen’. ‘Die Grünen sind für das Leben, für den Menschen und für Böhmerwald gefährlich. Das, was ich aus dem Hubschrauber gesehen habe, überschritt alle meine bisherigen Vorstellungen über den Böhmerwald, der durch den Borkenkäfer befallen ist. Es war ein apokalyptischer Blick,’ kommentierte Zeman, nachdem er im Jahr 2009 den Böhmerwald besucht hatte.

Beim Atomkraftwerk Temelin meinen beide, die Aktivisten gegen das Kraftwerk sind auf dem falschen Weg- Für den Ausbau des AKW sind sowohl Schwarzenberg als auch Zeman. Der Außenminister hat immerhein ein paar Vorbehalte: Es gibt andere, wünschenswertere Energiefirmen, aber Tschechien hat eben keine Alternative zur Atomkraft.
‘Bis der Strom in die Steckdose kommt, müssen wir ihn irgendwo erstellen. Können Sie mir sagen, wo wir den Strom hernehmen sollen? Wir können weder Gazprom, noch das Kraftwerk am Inn übernehmen. Und nur auf die Braunkohle können wir uns auch nicht verlassen. Wir brauchen Atomkraft,’ erklärte vor ein paar Tagen in einem Interview für das Nachrichtenmagazin Profil.

Er kritisiert au0erdem die österreichischen Anti – Atom – Aktivisten heftig: ‘Es ist ein absoluter Unsinn, zu behaupten, dass Temelin nur ein Schrotthaufen ist. Es ist wunderlich, dass niemand die bayerischen Atomkraftwerke in Frage stellt, obwohl sie viel älter sind als unsere und in unserer Windrichtung liegen! ’ Ein wenig gebessert hat er sich- früher waren die Anti-Atom-Aktivisten, die die Staatsgrenze blockierten, "Magori" das heißt Trotteln. Nicht zufällig wurde er daraufhin mit dem Spitznamen ‘Atomfürst’ bedacht.
Das Milos Zeman, während dessen Regierungszeit das Atomkraftwerk Temelin in Betrieb genommen wurde, nicht viel anders denkt, ist ebenfalls ein Fakt. Er erklärte bereits im Jahre 2002, dass die Österreicher, die die Petition gegen Temelin unterzeichnet hatten, absolut keine Ahnung haben. ‘Nur jemand, der nicht informiert ist, und ich weiche dem Begriff Idiot aus, kann diese Petition unterstützen,’ erklärte er damals. Aber es kam noch besser: Er verglich die Petition mit dem Referendum über den Kriegs – Anschluss im Jahre 1938, aufgrund dessen Österreich sich an Deutschland angeschlossen hat.

In der Zwischenzeit äußert er sich ein bißchen diplomatischer: ‘ Das ist eine Möglichkeit der Nutzung der Präsidenten – Kompetenzen bei der Vertretung des Staats nach außen. Ich würde auf jeden Fall mit meinem österreichischen Amtskollegen verhandeln und mich bemühen, die verschlechterten Beziehungen zu verbessern, weil die Energie aus dem AKW Temelin uns eine gewisse Autarkie sicherstellt. Gute Beziehungen mit unseren Nachbarn halte ich dennoch für die Grundlage einer erfolgreichen Diplomatie!"

Also dürfte es nichts mit einem Anti-Atom-Präsidenten werden- eigentlich schade, denn mit einem Atomkraftwerk autark zu sein, ist genauso eine Utopie- Tschechien wird nicht das ganze Uran selbst abbauen können und die strahlenden Überreste werden auch den Tschechen noch für hunderte Jahre erhalten bleiben. UND: Die Gegner eines Endlagers für radioaktiven Abfall werden in Tschechien immer mehr. Bereits mehrere Gemeinden, die in Frage kommen würden, hat die Bevölkerung dagegen abgestimmt.

Übersetzung von mehreren Artikeln als Hintergrundinformation. Gabi Pohlova OIZP - Obcanska iniciativa pro ochranu zivotniho prostredi


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /