©  Ökosoziales Forum/Strasser Robert - Auftakt der Wintertagung in Wien
© Ökosoziales Forum/Strasser Robert - Auftakt der Wintertagung in Wien

Wintertagung 2013: Intensivierung und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch

60. Wintertagung des Ökosozialen Forums von 21. bis 25. Jänner 2013 mit acht Schwerpunkten an sieben Veranstaltungsorten - Generalthema: Intensivierung? Ja, aber nachhaltig!

"Wir stehen vor der globalen Herausforderung, einer stetig wachsenden Weltbevölkerung genügend Lebensmittel und erneuerbare Energie zur Verfügung zu stellen. Die EU fordert gleichzeitig eine Stilllegung von sieben Prozent der produktiven Flächen. Darüber hinaus müssen wir davon ausgehen, dass die produktiven Flächen abnehmen werden. Die Frage ist: Wie soll das zusammenpassen? Und genau diese Frage stellen wir uns bei der heurigen Wintertagung mit dem Motto "Intensivierung? Ja, aber nachhaltig!". Eine nachhaltige Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion ist aus meiner Sicht die einzige Lösung auf diesen Widerspruch. Das gilt auch für Österreich", so der Präsident des Ökosozialen Forums Stephan Pernkopf heute anlässlich der Eröffnung der 60. Wintertagung.

Der Intensivierung der Produktion widmet sich auch ein Modul der breit angelegten Initiative "Unternehmen Landwirtschaft 2020" von Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich. Sie zielt auf Wettbewerbsfähigkeit, gesunde und sichere Lebensmittel, Umwelt- und Klimaschutz sowie erneuerbare Energie. "Damit die Bäuerinnen und Bauern für die kommenden Herausforderungen optimal gerüstet sind, müssen wir ihre Unternehmerkompetenz stärken. Mit den Bildungs- und Beratungsangeboten aus Unternehmen Landwirtschaft 2020 geben wir ihnen das notwendige Rüstzeug mit. Wesentlicher Bestandteil ist zudem die Forcierung des Eiweißfuttermittel-Anbaus in Österreich.

Dadurch werden wir weniger von Importen abhängig, schaffen Einkommensfenster für die Bäuerinnen und Bauern, stellen Qualität sicher und tragen so schließlich zu einer insgesamt nachhaltigen Landwirtschaft im Sinne des globalen Klima- und Umweltschutzes bei", so Berlakovich.

Dass eine ökologische Intensivierung durch Nutzung des Züchtungsfortschritts oder durch Verwendung moderner Technologien - etwa precision farming - möglich ist, zeigt ein österreichisches Beispiel: Bei der Zuckerrübe ist es gelungen, innerhalb von drei Jahrzehnten die Stickstoffdüngung zu halbieren und den Ertrag zu verdoppeln.

Auch FAO und OECD setzen auf eine nachhaltige Intensivierung. Ken Ash, Direktor der Abteilung für Landwirtschaft und Handel der OECD in Paris ergänzt: "Bis 2050 geschätzte 70 Prozent mehr Lebensmittel und Futtermittel zu erzeugen - bei höheren, jedoch zunehmend volatilen Güterpreisen - , etwas gleich viel Land und höchstwahrscheinlich weniger Wasser zu verwenden, bedeutet, dass "business-as-usual" nicht reichen wird. Wir brauchen neue politische Konzepte: ein verbessertes Klima für Handel und Investitionen, effektive Risikomanagement-Tools für gefährdete Hersteller, Konsumenten und Länder, die nachhaltige Nutzung unserer endlichen Land-, Wasser- und Biodiversitätsressourcen sowie stark verbesserte landwirtschaftliche Innovationssysteme", ergänzt Ken Ash, der Direktor der Abteilung für Landwirtschaft und Handel von der OECD in Paris. OECD und FAO fordern schon länger eine nachhaltige Intensivierung auf den bestehenden Flächen.
Bildung und Beratung für mehr Erfolg

Um eine nachhaltige Intensivierung erfolgreich umsetzen zu können, ist neben verstärkten Forschungsaktivitäten auch unternehmerisches Denken der bäuerlichen Betriebe gefragt. Dass Innovation für die österreichischen Bäuerinnen und Bauern längst kein Fremdwort mehr ist, beweisen zahlreiche Beispiele aus ganz Österreich. Wer hätte je gedacht, dass der beste Wodka der Welt aus heimischen Bioweizen gemacht wird? Oder dass ein Wiener Jungbauer für seine Weinbergschnecken den Innovationspreis der EU für Junglandwirte bekommt? Einige dieser innovativen Projekte - wie etwa die Chilifarm vom Niederösterreicher Richard Fohringer oder das Green Care Projekt der Wiener Gärtnerin Anneliese Schippani - werden auch im Rahmen der Wintertagung vor der Vorhang geholt.

"Wer am Markt Erfolg haben will, muss für den Wettbewerb gewappnet sein. Die Landwirtschaftskammern und mit ihnen das LFI, und die Organisationen der Meister, der Bäuerinnen und der Landjugend bieten den Bäuerinnen und Bauern ein umfassendes Bildungs- und Beratungsprogramm an. Dieses deckt die konventionellen Bereiche in allen Sparten ebenso ab, wie den Biolandbau, es umfasst Direktvermarktung, Ab-Hof-Verkauf und Urlaub am Bauernhof genauso wie die Suche nach Innovationen oder neuen Modellen der betrieblichen Zusammenarbeit. Ziel ist es, mit jedem interessierten bäuerlichen Unternehmer ein maßgeschneidertes Betriebsmodell zu entwickeln, damit dieser erfolgreich die Anforderungen der nächsten Jahre meistern kann", kündigt der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich Gerhard Wlodkowski eine noch stärkere Betonung des Schwerpunktes Aus- und Weiterbildung an.

Auch Andreas Klauser, Präsident und CEO von Case IH & Steyr sowie COO Fiat Industrial EMEA spricht sich für eine Intensivierung aus: "Nachhaltig intensivieren heißt die Produktivität zu steigern und gleichzeitig den Verbrauch zu senken. Mit Hilfe unserer innovativen Landtechniklösungen und gemeinsam mit unseren Kunden stehen wir für Verantwortungsbewusstsein in der Landwirtschaft."

Die Wintertagung des Ökosozialen Forums, die heuer bereits zum 60. Mal stattfindet, ist die größte agrarische Informations- und Diskussionsveranstaltung Österreichs. Bis Freitag finden an sieben Veranstaltungsorten Veranstaltungen zu acht Schwerpunktthemen statt: Angefangen von Ackerbau, Geflügel- und Schweineproduktion über Gemüse bis hin zu Grünland- und Viehwirtschaft. Ein besonderes Highlight der Fachtag Unternehmen Bauernhof, der die unternehmerische Kompetenz und Innovationskraft der bäuerlichen Betriebe in den Mittelpunkt stellt.



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Weitere Infos: Ökosoziales Forum Österreich
GastautorIn: Mag. Annette Weber für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /