© Greenpeace
© Greenpeace

„Hättest Du geschwiegen...“

Eine Replik von PETER WEISH auf haarsträubende Gentech-Desinformation

Vor einem Monat erschien in einem österreichischen Traditionsmedium ein bedauerlich irreführender Gastkommentar. Auf diesen reagierte der bekannte Humanökologe Dr. PETER WEISH mit einem Leserbrief, den wir unserer geschätzten Leserschaft nicht vorenthalten möchten, insbesonders da die Auswirkungen der grünen Gentechnik in Wahrheit desaströse Folgen zeitigen. (siehe USA, Argentinien, etc.,etc.).


REPLIK : Professor Günther Kreil glaubt unbeirrbar an unhaltbar gewordene Dogmen der Gentechnik und unterstützt die Propaganda der Agroindustrie.

Günther Kreil ist Chemiker. Wenn er in seinem Gastkommentar ‘Gentechnik und Lebensmittel: Wir entscheiden ,aus dem Bauch‘’ (‘Presse’ vom 8.2.) über das Etikett ‘ohne Gentechnik hergestellt’ auf einer Milchpackung rätselt, zeigt er damit, dass er nie ernsthaft über gesellschafts- und zukunftsrelevante Fragen der Lebensmittelversorgung nachgedacht hat.

Bio bedeutet MEHR als ‘gesund’. Es ist die nachhaltige Form der Lebensmittelproduktion. Biologische Landwirtschaft kommt ohne Gifte aus, bewahrt und verbessert die Bodenfruchtbarkeit und ermöglicht durch lokal angepasste Produktionssysteme eine reiche Vielfalt an Nutzpflanzen und -tieren.

Industrielle Landwirtschaft hingegen ist nicht zukunftsfähig: Monokulturen mit Agrochemie bewirken Umweltvergiftung, Bienensterben, Zivilisationskrankheiten sowie als gefährlichste Folge die Zerstörung der Bodenfruchtbarkeit. Industrielle Landwirtschaft beruht auf billigem Erdöl, das es bald nicht mehr geben wird. Die ‘grüne’ Gentechnik ist ein Teil dieser Fehlentwicklung und trägt dazu bei, zukunftsfähige Formen der Landwirtschaft zu verdrängen. Kreil behauptet, die Risken gentechnisch veränderter Nutzpflanzen seien anfangs überschätzt worden und deshalb könnten strenge Zulassungskriterien gelockert werden.

Laxe Zulassungskriterien

Es ist aber gerade umgekehrt: Von Anfang an hat die Industrie mit Behauptungen von Unschädlichkeit laxe Zulassungskriterien durchgesetzt, nun häufen sich die Befunde über gesundheitliche Risken durch gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Immer mehr Menschen engagieren sich daher für einen Lebensmittelmarkt ohne Gentechnik, weil dies eine lebensfreundliche Nahrungsproduktion unterstützt.

Kreil jedoch beschränkt sich auf den engen Blickwinkel seiner Biochemie und hat jüngste Fortschritte auf dem Gebiet der Genetik offenbar verschlafen. So etwa hat ein maßgeblicher Proponent des sündteuren Projekts zur Entschlüsselung der menschlichen Erbanlagen eingestanden, man müsse aufgrund der Ergebnisse erkennen, dass die bisherigen molekulargenetischen Konzepte geradezu peinlich naiv seien. Kreil aber glaubt unbeirrbar an unhaltbar gewordene Dogmen der Gentechnik und verwirft alles als Horrormeldung, was nicht zu seinem heilen chemischen Weltbild passt.

Er hat offenbar vergessen, dass er bei der Promotion gelobte: ‘...die edlen Wissenschaften unermüdlich zu pflegen, nicht um schnöden Gewinnes oder eitlen Ruhmes willen, sondern dass die Wahrheit weitergegeben werde...’ Statt kritischer Suche nach Wahrheit unterstützt Professor Kreil die Propaganda multinationaler Giftproduzenten, deren Ziel es ist, die Welt in totale Abhängigkeit von ihren Produkten zu bringen. Gentechnik und Pestizide sind ein untrennbar miteinander verbundenes Milliardengeschäft.

Vielleicht sollte man aber über Professor Kreil nachsichtiger urteilen. Jedenfalls passt der klassische Spruch auf ihn: ‘Si tacuisses, philosophus mansisses.’ (Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben.)

Dr. Peter Weish ist Humanökologe, war Sprecher des Gentechnik-Volksbegehrens 1997 und ist Präsidiumsmitglied des Forums Wissenschaft & Umwelt.

Die OEKONEWS-Redaktion bedankt sich beim Autor für die Überlassung seines Schreibens.


Artikel Online geschaltet von: / hackenberg /