© VZI-vlnr: Andreas Gobiet, Brigitte Jilka, Karin Keglevich, Eduard Winter, Thomas Madreiter
© VZI-vlnr: Andreas Gobiet, Brigitte Jilka, Karin Keglevich, Eduard Winter, Thomas Madreiter

Wien wächst – Ein Stadtentwicklungskonzept

Laut Statistik Austria wird Wien in 2035 rund zwei Millionen Einwohner aufweisen.

Welche Maßnahmen sieht das Stadtentwicklungskonzept vor und wie wird man die Verkehrsströme bewältigen? Zu diesem Thema lud der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI) interessante Persönlichkeiten als Podiumsdiskutanten ins Hotel Sacher: DI Brigitte Jilka, MBA, Stadtbaudirektorin der Stadt Wien; DI Thomas Madreiter, Wiener Planungsdirektor der Stadt Wien; Direktor DI Eduard Winter, Betrieblicher Leiter der Wiener Linien sowie Ziviltechniker DI Andreas Gobiet, Präsident des VZI. Mag. Karin Keglevich, Special Public Affairs GmbH, moderierte die Diskussion.

‘Wien wächst’, dem ist man sich in der Stadtbaudirektion bewusst und verfolgt dabei drei Erweiterungsmöglichkeiten: Die grüne Wiese, Konversionsflächen, aber auch Verdichtung. Angesprochene Projekte die in diesen Bereichen entstehen sind die Seestadt Aspern, der neue Hauptbahnhof, die Passivhaussiedlung Eurogate, uvm. Im Bereich Verdichtung weist Stadtbaudirektorin Jilka auf den Umstand hin, dass sich hier die Stadt nur eingeschränkt einbringen kann, da die Eigentumsverhältnisse das nicht zulassen. Darüber hinaus muss auch Rücksicht genommen werden, dass ‘Verdichtung’ von Anrainer oftmals negativ behaftet ist. Die Stadt Wien unterstützt sinnvolle Projekte, wird sie jedoch nicht offensichtlich bewerben. Derzeit sind rund 20.000 Dachböden ausgebaut. Weitere 20.000 könnten noch ausgebaut werden, hier ist aber die Kostenfrage ausschlaggebend. Denn diese Potenziale liegen in Häusern mit schlechterer Bausubstanz, so dass die dadurch hohen Ausbaukosten nicht jedes Projekt ertragsreif macht.

Vorzeigemodell ‘Smart City’


Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien gab der Diskussion eine globalere Sichtweise und sprach den Wunsch aus, bei vielen Projekten in größeren und wirtschaftlichen Dimensionen zu denken. So sei ‘Smart City’ für ihn kein Schlagwort für einzelne Projekte, sondern ein umfangreiches Projekt der Europäischen Union, mit dem sehr ambitionierten Ziel 2020. Dafür steht von der EU ein Projektvolumen von rund 11 Mrd. Euro zur Verfügung, aus dem ein Fördervolumen von rund 5-6 Mrd. abgeleitet werden kann. Als einzelne Stadt kann man aber nicht punkten. Wien hat sich daher erfolgreich in eine Allianz mit Koppenhagen, Amsterdam und Hamburg begeben und ist mit dieser Allianz erfolgreich an die erste Stelle gerückt. In Wien selbst wird diese positive internationale Sichtweise, so Madreiter, leider noch nicht uneingeschränkt geteilt. Es gilt diese Position besser zu vermarkten. Die Kernbotschaft sollte sowohl für Auftraggeber als auch für Ausführende sein: ‘Gemeinsam Chancen wahrnehmen’.

Wiener Linien als Mobilitätsdrehscheibe


Auch der betriebliche Leiter der Wiener Linien, Eduard Winter, sieht neben der täglichen Abwicklung der 9,6 Millionen Passagiere und des Handlings mit dem durch das Stadtwachstum entstehende Probleme des öffentlichen Verkehrsnetzes, die Aufgabe der Wiener Linien darin, sich als Mobilitätsdrehscheibe weiterzuentwickeln und innovativ zu denken. Es gehe darum Schritte zu setzen, die in anderen Städten noch in Kinderschuhen stecken – beispielsweise Elektrobusse im Linienbetrieb. Zum Thema Stadtentwicklung wird dort, wo Bedarf ist die U-Bahn weiter ausgebaut, wie U1, U5, aber nicht nur um den innerstädtischen Bereich zu entlasten sondern auch um die Außenbezirke miteinander zu verbinden. Die U-Bahnvernetzung mit dem Umland, wie Purkersdorf, Klosterneuburg, etc. sieht Winter aber mangels genügender Anzahl an Passagieren nicht. Es gehe hier viel mehr darum, kontinuierlich mit erhöhter Frequenz Busse auf eigenen Busspuren zu führen sowie Straßenbahnnetze weiter auszubauen, oder bereits belastete Linien mit alternativen Mitteln zu entlasten.

Totalunternehmertum oder Chance für Architekten und Ziviltechniker?


VZI-Präsident Andreas Gobiet stellte die Frage an alle Diskutanten, bei einer derartigen Vielfalt an Projekten, ob die Tendenz in Richtung Totalunternehmertum gehe, oder ob Architekten und Ziviltechniker eine Chance haben an den Projekten der Stadt Wien zu partizipieren. Die einhellige Meinung aller Diskussionsteilnehmer lautete: Ohne die Unterstützung und der guten Ideen die diese Branchenvertreter einbringen, könne es keine Entwicklung für die Stadt geben. Sie sind sich aber auch bewusst, dass hier die Ausschreibungsqualität gefordert ist, um innovative Vorschläge überhaupt einbringen zu können. Jilka und Madreiter forderten aber auch auf darüber zu informieren, wo ein Auftreten von Stadtplanungs-Veranwortlichen internationale Unterstützung für heimische Ziviltechniker, Architekten und Ingenieure gewährleisten würde.

Nach einer interessanten Diskussion wurde beim anschließenden Cocktail noch ausführlich weiter debattiert und Networking betrieben.

GastautorIn: Mag. Alexandra Scharr für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /