© Böhlau Verlag GmbH & Co.KG
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Grundlagen der Verkehrs- und Siedlungsplanung: Siedlungsplanung

Ein oekonews-Buchtipp: Hermann Knoflacher zeigt zukunftsfähige Lösungen auf

Planung für Menschen – Darstellung der Zusammenhänge

Wer ist wichtiger? Die Menschen als die Benutzer, Planer und Entscheidungsträger – oder hat das Auto über Benutzer, Planer und Entscheidungsträger die Oberhand?

Moderner Städtebau muss sich wandeln- die Siedlungsentwicklung muss den geänderten Anforderungen angepasst werden.

Eine Siedlung in der grünen Wiese, weil es in der Stadt zu laut ist, weil es zuwenig Platz gibt usw. in der Folge steigt die Mobilität - Verkehrsprobleme nehmen zu, Steigende Kosten der Kommunen sind die Folgen. Prof, Knoflacher zeigt die Zusammenhänge leicht nachvollziehbar auf und präsentiert den notwendigen Paradigmenwechsel . Planungsprinzipien müssen auf andere Maßnahmen gezielt Rücksicht nehmen: Eine Harmonie von Mensch, gebauter Umwelt, Natur und den gesamten Lebensgrundlagen ist eine Notwendigkeit.

Knoflacher spricht sich dafür aus, mit Planungen "menschengerechte Umgebung" zu gestalten. In seiner Publikation erläutert er die Zusammenhänge und die Auswirkungen an greifbaren Beispielen aus der Praxis.

Strukturen beeinflussen das Verhalten

Das Verkehrs- und Siedlungswesen ist in diese Strukturen eingebunden. Ändert die Planung Strukturen, so beeinflussen diese das Verhalten der Bewohner.

Die Stadt muss den Menschen anziehen und Sicherheit als Grundlage bieten

Das Mobilitätsverhalten gibt Aufschluss über gelungenen oder misslungenen Städtebau. Der Widerstand für Fußwege nimmt bei einem hässlichen Umfeld zu. Der Wert einer Siedlung ist daran zu messen, inwieweit sich Bewohner oder Beschäftigte gern und freiwillig in deren Umgebung aufhalten.

Hochwertig gestaltete historische Städte, das Aufeinanderfolgen von vielfältig gestalteten Gebäuden und Plätzen mit Durchgängen und Gassen im Dialog mit dem öffentlichen Raum bedeutet gleichzeitig Harmonie für die Fußgänger. Abgestellte Autos im öffentlichen Raum zerstören immer mehr diese Harmonie von Mensch und Stadtt. Im vergangenem Jahrhundert wurde durch das Parken im öffentlichen Raum, vor der Haustür oder in Gebäuden eine Zone der Behaglichkeit für Autos geschaffen. Für Fußgeher wurden so öffentliche Räume zu Zonen der Unverträglichkeit.

Änderung baulicher Strukturen – Problem bei der Wurzel packen

Lösungen städtischer Probleme vom Road Pricing zu erwarten ist eine Illusion, solange die baulichen Strukturen dagegen wirken. Anders ausgedrückt heißt dies, dass Fehler gebauter Strukturen mit Preissignalen nicht zu kompensieren sind. Die Fehlplanung der vergangenen Jahrzehnte haben dazu beigetragen, vernüftige Alternativen zum Auto zu unterbinden.

Erst durch eine Lösung des Problems auf der Ursachenebene können andere Maßnahmen, die zwar durchaus richtig, aber wenn sie allein gesetzt werden, wirkungslos sind, voll wirksam werden.

Mobilitätsbedürfnis steigt nicht

Dass das tägliche Mobilitätsbedürfnis der Menschen steigt, ist grundsätzlich eine falsche Annahme , denn der Aufwand für Mobilität steigt durch schlechte Siedlungsplanung. Die Ursache für den zusätzlich notwendigen Aufwand an mechanisch gestützter Mobilität liegt in der Zerstörung der kleinen Strukturen in der Nähe der Siedlungsräume, samt hrer Vielfalt, und in der zunehmenden Unordnung durch geometrische Einfachheit sowie die damit verbundene Unwirklichkeit der Siedlungen. Mobilität mit minimalem Aufwand zu befriedigen, das heißt eine Siedlungsgestaltung für Fußgeher oder/und Radfahrer und RadfahrerInnen, das heißt Mensch sein bzw. langsame Wege möglich machen.

Zerstörung der Städte und Siedlungen

Zunehmender Autoverkehr ergibt sich aus dem Verlust dieser Ziele in den Siedlungen. Die Stadt stirbt in dem Maß, in dem die Menschen aus dem öffentlichen Raum verschwinden.

Die Ursachen dafür sind beispielsweise in Bauordnungen, der Parkraumordnung, den Vorgaben über die Breiten der Verkehrsflächen, in der Funktionstrennung, in Flächenwidmungen und damit ausgelöster Fernmobilität zu suchen. Herkömmliche Verkehrsplanung bewertet den Autoverkehr höher als die Gesundheit der Menschen in der Umgebung von Siedlungen oder den Erhalt der Lebensgrundlagen. Lebenserhaltendes Grünland wird niedriger im Vergleich zu versiegeltem Boden eingestuft. Kein Planer hat jedoch das Recht, die für die Menschen wichtige Grundlage zu verletzen.

Zu Verkehrs- und Siedlungsplanung ist nicht nach Verkehrsmitteln zu fragen, sondern nach der Vitalität von Siedlungen und nach der Lebensqualität für ihre Bewohner. Durch die Gestaltung des öffentlichen Raums kommt zum Ausdruck, wer erwünscht ist, aber auch wen man vergessen bzw. missachtet hat.

Interesse geweckt?

Detaillierte Lösungen können in diesem wirklich interessanten Buch nachgelesen werden! Knoflachers Ansätze sind erfrischend und zeigen nicht nur die gemachten Fehler, sondern auch den notwendigen Wandel auf.

Grundlagen der Verkehrs- und Siedlungsplanung: Siedlungsplanung

Autor: Hermann Knoflacher

330 Seiten
Zahlreiche Tabellen, Grafiken und Abbildungen ergänzen den TextE
2012 im Böhlau Verlag erschienen
ISBN 978-3-205-78693-1


Artikel Online geschaltet von: / wabel /