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Neue Greenpeace Studie: Grenznahe AKW brandgefährlich

Report von deutscher Physikerin Prof. Oda Becker zeigt begrenzte Wirkung der europäischen Stresstests für Sicherheit

Jeden Tag erreichen uns neue Meldungen über Störfälle im AKW Fukushima. Ausfälle im Kühlsystem und der Austritt von radioaktiv verseuchtem Wasser zeigen: Das Risiko, das vom Atomfriedhof Fukushima ausgeht, ist nicht gebannt. Doch auch in Europa - vor den Toren Österreichs - werden AKW betrieben, die nicht einmal ein Mindestmaß an Sicherheit einhalten können. Der von Greenpeace in Auftrag gegebene und heute bei einer Pressekonferenz in Luxemburg präsentierte aktuelle Bericht: "Critical Review of the National Action Plans (NAcP) of the EU Stress Tests on Nuclear Power Plants" stellt erneut unter Beweis: Bei Atomkraft gibt es keine Sicherheit. Dennoch beharren einige europäische Länder nach wie vor auf einer nuklearen Zukunft.

"Die jüngsten Störfälle im AKW Fukushima führen uns das massive Sicherheitsrisiko, das vom havarierten AKW ausgeht, deutlich vor Augen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch vor den Toren Österreichs AKW betrieben werden, die brandgefährlich sind", mahnt Julia Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin bei Greenpeace. Die heute in Luxemburg präsentierte Studie zu den Nationalen Aktionsplänen ist eine Folgestudie der im Vorjahr in Auftrag gegebenen Analyse der europäischen Stresstests. Die Ergebnisse sind abermals ernüchternd: Trotz Investitionen in die Sicherheit, die auf die Stresstests gefolgt sind, wurden wesentliche und bekannte Aspekte nicht in die Bewertung aufgenommen. "Auch die Behebung jener Mängel, die in die Nationalen Aktionspläne aufgenommen wurden, wird Jahre dauern - Jahre, in denen die europäische Bevölkerung dem massiven Sicherheitsrisiko ausgesetzt bleibt", folgert die Atom-Sprecherin.

Besonders in den AKW rund um Österreich wurden Sicherheitsmängel identifiziert, die zum sofortigen Abschalten einiger Reaktoren führen müssten.

Tschechien - AKW Temelín Bereits die Stresstests haben verdeutlicht: Das sich nur rund 50 Kilometer hinter der österreichischen Grenze befindliche AKW wurde in einer erdbebengefährdete Zone errichtet. Die Nationalen Aktionspläne unterschätzen aber das Risiko und legen keine ausreichenden Maßnahmen für den Erdbebenschutz vor. Auch Gefahren durch Feuer und Überflutungen fließen nicht in den Maßnahmenkatalog ein. Greenpeace fordert daher, dass Temelín 1 umgehend geschlossen wird und Temelín 2 bis zur Installation eines angemessenen Unfallmanagements vom Netz geht und danach so rasch wie möglich ausläuft.

Slowakei - AKW Mochovce Auch bei diesem Kraftwerk stellen Erdbeben die Hauptgefahr dar. Die Notwendigkeit von Filtersystemen wird derzeit nur überprüft, wobei die Installation eines solchen eine wesentliche Lektion aus der Atomkatastrophe von Fukushima ist. Viele der geplanten Maßnahmen werden erst in den kommenden Jahren umgesetzt. Defizite im Reaktordesign werden nicht aufgehoben. Greenpeace fordert, dass der Bau von zwei weiteren Reaktoren im AKW gestoppt wird und die Nutzung der beiden Reaktoren 1 und 2 so rasch wie möglich ausläuft.

Slowenien - AKW Krsko Krsko befindet sich in einer seismisch aktiven Zone und wird immer wieder von Überflutungen getroffen. Maßnahmen für einen verbesserten Schutz von Überflutungen sind bis 2015 vorgesehen - doch für die Nachrüstung wird von zu niedrigen Überflutungsgrenzen ausgegangen. Greenpeace fordert daher, dass Slowenien die Nutzung des AKW so rasch wie möglich auslaufen lässt und keine Laufzeitverlängerung vorgenommen wird.

Obwohl die massiven Sicherheitsrisiken für die europäische Bevölkerung durch AKW bekannt sind, versucht eine Reihe von Ländern, darunter Frankreich und Großbritannien, Atomkraft als Klimaschutzmaßnahme zu deklarieren und damit für die Energiezukunft Europas zu verankern.

Noch im April treffen sich die europäischen Energie- und Umweltminister, um über die Energiezukunft Europas nach 2020 zu diskutieren. "Greenpeace fordert Österreich ist als Vorreiter im Kampf gegen Atomkraft auf, seine Verantwortung auf europäischer Ebene wahrzunehmen, und sich für Erneuerbare Energie und gegen Atomkraft - für eine saubere und vor allem sichere Energiezukunft Europas - einzusetzen. Die Sonne wird sicher nicht so schnell aufhören zu scheinen - nutzen wir sie also", schließt Kerschbaumsteiner.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /