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Schaden Kreuzfahrten der Gesundheit?

Mit einer Kampagne zu Emissionen von Kreuzfahrtschiffneubauten macht der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf den hohen Schadstoffausstoß des weltweiten Schiffsverkehrs aufmerksam.

Die Umweltschützer wollen, dass Reedereien so schnell wie möglich auf schwefelarmen Treibstoff umsteigen und ihre Schiffe mit Rußpartikelfiltern ausrüsten. Ansonsten drohe das erwartete Wachstum des Seeverkehrs Erfolge bei der Schadstoffminderung an Land wieder zunichte zu machen.

Der Nabu hat die Abgastechnik von 20 Kreuzfahrtschiffen untersucht, die bis 2016 für den europäischen Markt gebaut werden. Der Analyse zufolge werden auch zukünftig 17 der 20 Schiffe über keine Abgasreinigung verfügen. Dabei müssten die Reedereien für wirksame Reinigungssysteme nur 0,2 Prozent der Investitionssumme aufwenden, bemängelt der Naturschutzbund.

Lediglich zwei Reedereien verwendeten erstmals Stickoxid-Katalysatoren, allerdings verzichteten auch sie auf Rußpartikelfilter. Der Kreuzfahrtverband Cruise Lines International Association (CLIA) weist darauf hin, dass es für Entschwefelungsanlagen und Stickstoff-Katalysatoren erst Prototypen gebe.

Die Abgase von Schiffen kritisiert der Naturschutzbund dabei nicht nur wegen ihrer Treibhausgaswirkung, sondern hauptsächlich wegen ihrer negativen Effekte auf die Gesundheit. Weltweit hatten Schiffe 2007 laut einer Untersuchung der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) einen Anteil von 3,3 Prozent am Treibhausgasausstoß. Damit lagen sie über dem Anteil des Luftverkehrs (1,9 Prozent). Der Straßenverkehr verursacht 21,3 Prozent und der Energiesektor 35 Prozent.

Bei der Verbrennung des von Schiffen verwendeten Schweröls entstehen große Mengen an Schwefeloxiden, Stickoxiden und Rußpartikeln. Schwefel- und Stickstoffdioxid reizen die Atemwege, feine Rußpartikel stehen im Verdacht krebserregend zu sein. Schwefeloxide sind außerdem der Hauptverursacher für sauren Regen.

Die Gesundheitsauswirkungen sind besonders bedeutsam, wenn Schiffe in Küstennähe fahren oder in Hafenstädten ankern. An ihren Liegeplätzen lassen Kreuzfahrtschiffe ihre Motoren für die Stromversorgung weiterlaufen. Nach einer Darstellung des Umweltbundesamtes stammen rund sieben Prozent der in Deutschland auftretenden Schwefeloxide aus Nord- und Ostsee, bei den Stickoxiden sind es 12,4 Prozent.

Schiffsdiesel statt Schweröl

Am gründlichsten könnten Schiffe ihre Emissionen reduzieren, wenn sie statt Schweröl schwefelarmen Schiffsdiesel verwendeten. Das MARPOL-Abkommen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation schreibt seit 2012 auf hoher See für den Schwefelanteil im Treibstoff einen Grenzwert von 3,5 Prozent vor. Spätestens bis 2025 soll der Grenzwert auf 0,5 Prozent sinken.

Die Reedereien sollen den hochwertigen Schiffsdiesel aber schon zuvor einsetzen, fordert der Nabu. Ein niedriger Schwefelgehalt ist deshalb so wichtig, weil er Voraussetzung für den Einbau von Stickstoff-Katalysatoren und Rußpartikelfiltern ist.

Die gesamte Schifffahrt sofort auf Schiffsdiesel umzurüsten sei aber nicht möglich, weil die derzeit verfügbaren Raffineriekapazitäten nicht ausreichten, entgegnet CLIA. Schwefelarmer Kraftstoff ist zudem fast doppelt so teuer wie Schweröl. Ein kompletter Umstieg sei zu teuer, urteilt Robert Banek vom Institut für elektrische Energiesysteme und Automation der TU Hamburg-Harburg.

Die IMO weist deshalb in Küstennähe Emission Control Areas (ECAs) aus, in denen strengere Grenzwerte gelten. In Europa sind die Nord- und die Ostsee solche Zonen. Der Schwefelanteil im Treibstoff darf dort nur bei einem Prozent liegen, bis 2015 soll er auf 0,1 Prozent sinken. Der Nabu fordert strengere Grenzwerte auch für Stickoxide sowie den Einbau von Rußpartikelfiltern.

Quelle: Rat für Nachhaltige Entwicklung


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /