©  Karrer / Ragweed
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Die Aliens kommen

EU will Probleme durch invasive Arten eindämmen - EU-Umweltkommissar Janez Potocnik stellt Maßnahmenpaket vor

Die Einschleppung, Einfuhr und Ausbringung von nicht heimischen Tier- und Pflanzenarten wird immer mehr zu einem international wichtigen Thema, da durch ihre Folgewirkungen oft hohe Kosten entstehen. Derzeit gibt es in Europa mehr als 12 000 Arten, die nicht heimisch sind, davon sind rund 15 % invasive Arten, und deren Zahl ist ansteigend. Handel und Reiseverkehr nimmt zu und befördert, bewußt oder unbewußt, immer mehr Arten in Länder, in denen sie nicht heimisch sind. Aus Gärten und Parks verbreiten sich Zierpflanzen in der Natur. Der Klimawandel wirkt sich ebenfalls negativ aus und läßt solche Arten, z.B. durch wärmere Winter, nicht mehr erfrieren.

Gebietsfremde Arten können durch das Verdrängen von heimischen Arten, durch das Auslösen von Allergien, durch die Übertragung von Krankheitserregern etc. eine Bedrohung der ursprünglichen biologischen Vielfalt darstellen. Zum Schutz der ursprünglichen Artengemeinschaften und der biologischen Vielfalt/Biodiversität sind Maßnahmen zur Kontrolle jener Arten, die ursprüngliche Arten und Lebensräume gefährden, notwendig.


Die Auswirkungen durch gebietsfremde Arten sind hoch. In Europa verursachen sie alljährlich Schäden im Wert von mindestens 12 Mrd. EUR. in den unterschiedlichsten Bereichen: Durch Gefährdung der menschlichen Gesundheit (z. B. durch Allergien gegen Ragweed, Stiche durch die Asiatische Tigermücke oder die Asiatische Riesenhornisse), Schäden an der Infrastruktur (z. B. Pflanzenarten, die Gebäude beschädigen) oder Ertragseinbußen in der Landwirtschaft (z. B. die Biberratte, die Kulturpflanzen gefährdet)

Invasive gebietsfremde Arten können schwere Schäden an Ökosystemen anrichten und das Aussterben von Arten auslösen, die für die Erhaltung des Gleichgewichts unserer natürlichen Umwelt notwendig sind. So verursacht die spätblühende Traubenkirsche erhebliche Störungen des forstlichen Ökosystems, und Graue Eichhörnchen verdrängen Rote Eichhörnchen aus ihren angestammten Lebensräumen. Gebietsfremde Arten sind nach dem Verlust natürlicher Lebensräume die zweitwichtigste Ursache für den Verlust an Biodiversität.

Viele Mitgliedstaaten müssen bereits erhebliche Mittel aufwenden, um mit diesem Problem fertig zu werden, aber die Maßnahmen der Mitgliedsstaaten enden an den Landesgrenzen und im Nachbarland wird die entsprechende Pflanzenart nicht bekämpft und wandert aus diesen wieder ein.
Um die immer schneller wachsende Bedrohung durch invasive Arten einzudämmen, schlägt die Europäische Kommission daher neue Maßnahmen vor.

EU-Umweltkommissar Janez Potocnik lud dazu in der Vorwoche zu einem interessanten Briefing ein und meint: "Die vorgeschlagenen Rechtsvorschriften sollen dazu beitragen, die Biodiversität zu schützen, und uns dabei helfen, uns auf die größten Gefahren in diesem Bereich zu konzentrieren. Sie sollen helfen, die Wirksamkeit der Maßnahmen einzelner Staaten, die bereits jetzt gesetzt werden, zu erhöhen und damit kosteneffizientere Ergebnisse zu erzielen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament um gemeinsam Rechtsvorschriften einzuführen und damit unsere Anstrengungen, dieses ernste Problem europaweit anzugehen, zu verstärken."

Im Mittelpunkt des Vorschlags steht eine Auflistung invasiver gebietsfremder Arten, die EU-weite Bedeutung haben. Dazu soll eine Liste mit etwa 50 Arten erstellt werden, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten, und unter Heranziehung von Risikoabschätzungen und bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Danach werden z.B. auch bestimmte Arten in der EU verboten werden, so dass deren Einfuhr, Erwerb, Verwendung, Freisetzung und Verkauf hier nicht mehr möglich sein wird. Während eines Übergangszeitraums sollen Maßnahmen ergriffen, um Fragen im Zusammenhang mit Händlern, Züchtern oder Tierhaltern gezielt zu berücksichtigen.

Drei unterschiedliche Bereiche in Vorschlag

* Prävention: Die Mitgliedstaaten führen Kontrollen durch, um die absichtliche Einführung bedenklicher Arten zu verhindern. Viele Arten gelangen jedoch als Verunreinigung von Waren oder eingeschlossen in Containern unbeabsichtigt in die EU. Die Mitgliedstaaten müssen Maßnahmen ergreifen, um diese Pfade zu erkennen und Abhilfemaßnahmen zu treffen.

* Früherkennung und rasche Reaktion: Stellen Mitgliedstaaten fest, dass sich eine Art von EU-weiter Bedeutung etabliert, so treffen sie umgehend Maßnahmen zu deren Tilgung.

* Kontrolle bedenklicher invasiver gebietsfremder Arten: Haben sich Arten von EU-weiter Bedeutung bereits stark ausgebreitet, so müssen die Mitgliedstaaten Maßnahmen ergreifen, um die von ihnen verursachten Schäden auf ein Mindestmaß zu begrenzen.

Durch den Vorschlag soll eine Umstellung auf eine harmonisierte und präventivere Vorgehensweise erfolgen, wodurch die Kosten aufgrund von Schäden und von im Laufe der Zeit durchgeführten Maßnahmen verringert werden können.

Weitere Schritte

Die vorgeschlagene Verordnung wird jetzt vom Rat und vom Parlament geprüft. Die Mitgliedstaaten werden in die Erstellung der Liste umfassend eingebunden und können Vorschläge für die Aufnahme von Arten in die Liste einreichen. Die Regelung wird mit einem Informationsmechanismus, dem Informationsnetz für gebietsfremde Arten (European Alien Species Information Network, easin.jrc.ec.europa.eu) gekoppelt.

Hintergrund

Die Verordnung über die Prävention und Kontrolle invasiver gebietsfremder Arten stützt sich auf den ‘Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa’ und die ‘EU-Strategie zum Schutz der Biodiversität bis 2020’.

Weitere Informationen:

DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe) ist Europas erste Datenbank über nicht-heimische Arten. Neben den derzeit bekannten Spezies sind auch jene berücksichtigt, die in Zukunft eventuelle Invasoren sein könnten.

Invasive Alien Species- Seite der EU-Kommission

ec.europa.eu/environment/nature/invasivealien

Invasive Alien Species/ Biodiversitätsconvention


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /