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Hitze & Hochwasser gingen im Wahlkampf unter: Klimawandel kein Thema

MODUL University Vienna analysierte 250.000 aktuelle Artikel und Postings

Wien - Im österreichischen Nationalrats-Wahlkampf wurde Klimawandel nicht thematisiert - das zeigt eine brandaktuelle Auswertung von über einer Viertelmillion Online-Medienartikeln und Social Media Postings. Die Analyse erfolgte mittels innovativer Web Intelligence Technologien, die an der MODUL University Vienna entwickelt werden. Diese bewährten sich bereits im US-Wahlkampf 2012, um die Berichterstattung über Obama und Romney zu analysieren. Eine jetzt im international renommierten Fachjournal "IEEE Internet Computing" publizierte Auswertung dieser Untersuchung belegt dabei den gezielten Einsatz des speziell in den USA kontroversiell diskutierten Themas "Klimawandel".


Alle zehn Jahre ein "Jahrhundert-Hochwasser", gefolgt von Dürreschäden durch einen Rekord-Sommer. Für viele BürgerInnen besteht kein Zweifel mehr: Klimawandel macht uns ALLEN zu schaffen. Ein ideales Thema also, um Menschen verschiedenster sozio-ökonomischer Gruppen emotional zu erreichen. Ein Thema wie geschaffen für den laufenden Wahlkampf in Österreich - würde man meinen. Eine Analyse des Instituts für Neue Medientechnologie der MODUL University Vienna zeigt nun deutlich, dass dem nicht so ist.

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Im Rahmen der Analyse wurden über 150.000 Online-Medienartikel und 100.000 Social Media Postings zwischen 22. März und 22. September 2013 ausgewertet. Nach Jahrhundert-Hochwasser und extremer Hitze im August überrascht das Ergebnis: In mehr als 1.800 Medienartikeln zur österreichischen Nationalratswahl erwähnen nur eine Handvoll von Beiträgen auch das Thema Klimawandel.

Diese Daten spiegeln Ergebnisse aus dem US-Wahlkampf 2012 wider. Dazu Prof. Arno Scharl, Leiter des Instituts für Neue Medientechnologie: "Das Thema Klimawandel wurde sowohl von Romney als auch Obama gemieden. Anfang November jedoch, nur wenige Tage vor der Wahl, konnte unser System eine deutliche Trendumkehr identifizieren. Die Überflutungen durch Hurricane Sandy und das vorbildliche Management der Krisensituation durch Obama hatten deutliche Zugewinne in unserem automatisch berechneten Stimmungsbarometer zur Folge." Es überrascht daher nicht, dass Klimawandel im Jahr 2013 zum zentralen Bestandteil der Kommunikationspolitik des Weißen Hauses wurde, was im Zuge des Amtsantritts von Obama, seiner Ansprache zur Lage der Nation sowie seiner vielbeachteten Rede an der Georgetown University im Juni deutlich wurde.

In Österreich hingegen werden trotz extremer Wettersituationen im Wahljahr und dem knapp bevorstehenden Bericht des "Intergovernmental Panel of Climate Change" (IPCC) die Themen Klimawandel und Klimaschutz im Wahlkampf kaum thematisiert. Dies ist nicht nur in Nachrichtenmedien, sondern auch auf sozialen Plattformen wie Facebook, Google+ und Twitter der Fall - was eine Analyse von über 100.000 User-Kommentaren bestätigt.

Ermöglicht wurde die gleichzeitige Analyse von Nachrichten und Sozialen Medien durch Web Intelligence Technologien, die von der MODUL University Vienna immer weiter verfeinert werden, wie Prof. Scharl erläutert: "Die intelligente Auswertung wachsender Datenmengen ist eine Herausforderung, der wir uns seit längerem erfolgreich stellen. Dabei konzentrieren wir uns ganz bewusst auf Umwelt-Themen. Diese werden in vielen Gesellschaftsgruppen diskutiert, sind emotional stark besetzt und besitzen eine hohe Eigendynamik."

BIG DATA - BIG CHALLENGE

Diese Emotionalität und Dynamik machen automatisierte Big Data Analysen von Inhalten aus sozialen Medien zur Herausforderung. So strotzen User-Kommentare vor Emotionen und neuen Wortkreationen, während Medienberichte eher nüchtern im Ton und konservativ in der Wortwahl sind. Solch unterschiedliche Textarten mit einem einzigen System auszuwerten - und die Ergebnisse damit vergleichbar zu machen - ist bisher kaum möglich. Die an der MODUL University Vienna entwickelten Methoden erlauben eine solche ganzheitliche Betrachtungsweise. So wurde vor kurzem ein Verfahren vorgestellt, das Doppeldeutigkeiten von Begriffen erkennen und im Kontext des jeweiligen Artikels richtig deuten kann.

Die Analyse stammt aus dem durch den Österreichischen Klima- und Energiefonds geförderten "Climate Change Collaboratory", unter Nutzung semantischer Methoden aus dem Projekt DIVINE - finanziert durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG und das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT).


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /