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Studie: Europa 2030 ohne Atomkraft ist machbar!

Mehr Energieeffizienz, Ausbau erneuerbarer Energien und politsche Maßnahmen notwendig

Wien - Die Studie "Phase out of Nuclear Power in Europe - From Vision to Reality" , erstellt von der der TU Wien und der Stiftung Umweltenergie, wurde gestern in Wien vom Lebensministerium, Global 2000 und Wien Energie gemeinsam vorgestellt. Sie zeigt, dass ein sauberes, atomstromfreies Europa 2030 möglich ist. Was dafür notwendig ist? Eine Erhöhung der Energieeffizienz, der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie zahlreiche politische Maßnahmen: z.B. das Setzen von verbindlichen Zielen, die Verkürzung von Genehmigungsverfahren sowie die Ermöglichung von Netzzugängen für Erneuerbare Energieträger, ebenso wie CO2-Preissignale. Langfristig bedeutet der Umstieg auf Erneuerbare Energien geringere Strompreise. Weiters zeigt die Studie, dass die derzeit geplanten Einspeisevergütungen für 35 Jahre für das britische Atomkraftwerk Hinkley Point beihilferechtlich nicht vereinbar wären!

In weniger als einer Woche, am 11. März 2014, jährt sich die Atomkatastrophe von Fukushima zum dritten Mal. Und noch heute ist die Situation vor Ort nicht unter Kontrolle. In manchen Staaten kam es damals zu einer schlagartigen Reaktion, Deutschland z.B. beschloss, bis 2022 gänzlich aus der Atomenergie auszusteigen. Doch noch immer werden neue Atomkraftwerke geplant - und noch gefährlicher: die Laufzeit bestehender, betagter Atomkraftwerke verlängert. Jedoch ist ein europaweiter Atom-Ausstieg notwendig, um uns in Mitteleuropa tatsächlich vor Atomgefahren zu schützen.

Vision für eine saubere Energiezukunft in ganz Europa braucht politische Maßnahmen

"Was sich noch nicht alle vorstellen können: Ein Europa ohne Atomstrom ist möglich! Schon bis 2030 und unter Berücksichtigung der Erreichung von Klimazielen", erläutert Dr. Reinhard Uhrig, GLOBAL 2000 Geschäftsführer, das Ergebnis der Studie "Phase out of Nuclear Power in Europe - From Vision to Reality" der Technischen Universität Wien, die von GLOBAL 2000 in Auftrag gegeben und von Lebensministerium und Wien Energie unterstützt wurde.

"Die Vision für eine saubere europaweite Energiezukunft 2030 wird aber nicht von selbst Realität werden", meint Uhrig weiter. "Die politischen Entscheidungen über die EU-Klima- und Energiepolitik bis 2030 sind entscheidend dafür, ob wir diese Vision Realität werden lassen oder ob wir tagtäglich weiter enormen Atomgefahren ausgesetzt sind." Dafür braucht es nicht nur verbindliche Klima-Ziele, sondern auch verbindliche Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energie und verbindliche Energieeffizienz-Ziele.

Umstieg auf Erneuerbare Energien: kurzfristig zwar Kosten, langfristig jedoch
geringere Strompreise


Europas BürgerInnen und Unternehmen müssen jedoch auch wirtschaftlich von Erneuerbaren Energien profitieren. Die Studie zeigt eindeutig - kurzfristig bedeutet ein Umstieg auf erneuerbare Energieträger Kosten, langfristig jedoch geringere Strompreise.

"Für eine saubere Energiezukunft sind auch wirksame Beihilfemodelle notwendig", so Uhrig. "Statt umstrittener Förderungen für den Neubau von Atomkraftwerken zu diskutieren, müssen die Zeichen klar weiter in Richtung Energiewende gesetzt werden. Die aktuellen Vorschläge der EU Kommission für zukünftige Einspeisegarantien für Erneuerbare Energien gehen allerdings in die falsche Richtung, erfolgreiche nationale Modelle wie das österreichische Ökoenergiegesetz könnten nicht fortgeführt werden."

Anfang März 2014 soll die öffentliche Konsultation der EU-Kommission für den Fall Hinkley Point C eröffnet Die Ergebnisse belegen, dass das von Großbritannien geplante staatliche Beihilfensystem zur Förderung der Kernenergie nicht mit dem Beihilfenrecht der EU vereinbar ist. Das unterstützt Österreichs Ablehnung einer staatlichen Beihilfe für das britische AKW-Projekt Hinkley Point C.

Von der Vision zur Realität

"Damit der Ausstieg aus der Atomkraft bei gleichzeitigem Erreichen der Klimaziele möglich wird, brauchen wir stabile Rahmenbedingungen, welche die Investitionssicherheit garantieren" erläutert Dr. Susanna Zapreva, Wien Energie-Geschäftsführerin. "Neben dem klaren Bekenntnis zu Energieeffizienz- und Klimazielen sind laut Studie noch drei weitere Maßnahmen notwendig: erstens, die Marktintegration aller Erzeugungstechnologien zur Schaffung von Transparenz der Gesamtkosten und fairem Wettbewerb aller Technologien. Das erfordert eine Reform der Fördersysteme in Europa für alle Technologien, sprich fossile, atomare und erneuerbare Energieträger. Zweitens ein CO2-Preis, der Klimaanreize setzt. Und drittens die Verringerung von nicht-ökonomischen Barrieren zum Ausbau erneuerbarer Energien und der erforderlichen Netz- und Speicherinfrastruktur."


"Atomenergie ist weder eine nachhaltige Form der Energieerzeugung noch ein geeignetes Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels. Ich lehne die Subventionierung von Atomkraft oder staatlich garantierte Preise für Nuklearstrom entschieden ab", stellt Umweltminister Rupprechter klar.

Die Studie im Detail: Die Studie im Detail ist in der deutschsprachigen Executive Summary sowie der englischsprachigen Langversion unter www.global2000.at downloadbar.

atomstopp_oberoesterreich: Pflichtlektüre für alle Energie- und Umweltminister in ganz Europa

Die Studie wirkt natürlich wie ein Wasserfall auf unsere Mühlen und wir begrüßen es sehr, dass das österreichische Lebensministerium die Erstellung der Atomausstiegsstudie unterstützt hat! Das lässt auf einen beherzten und wirklich engagierten Einsatz auch unseres obersten Umweltschützers – Umweltminister Andrä Rupprechter - hoffen!’, kommentieren Roland Egger und Gabriele Schweiger, Sprecher von atomstopp_oberoesterreich, die Präsentation.

‘Wir gehen deshalb davon aus, dass Umweltminister Rupprechter die Studie in alle Sprachen der Europäischen Union übersetzen lässt und bei nächster Gelegenheit seinen Amtskollegen und auch den Energieministern der Mitgliedsstaaten zukommen lässt! Diese wegweisende Studie sollte – und das muss Umweltminister Rupprechter am Herzen liegen – Pflichtlektüre für alle EU-Umwelt- und Energieminister und -ministerinnen sein! Der Zeitpunkt könnte besser nicht sein, bei dieser Gelegenheit ganz generell die Förderung der Atomenergie in Europa über den EURATOM-Vertrag zu hinterfragen: Bereits im Dezember 2013 hatte die EU-Kommission selbst angemerkt, dass dieser Atomfördervertrag nicht mehr zeitgemäß sei!’, so Egger und Schweiger


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /