© Stefan Fencl
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Endlich Ausstieg aus der Energie-Import-Falle!

Erneuerbare Energie Österreich: Die Ukraine-Krise zeigt die Notwendigkeit einer beschleunigten Energiewende auf

Wien- Im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien forderte heute der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) möglichst schnell Maßnahmen zu setzen, um die Abhängigkeit Österreichs von Importen von fossilen Energien zu verringern. Dazu muss die Verwendung von Öl und Gas für Strom- und Wärmeversorgung durch eine beschleunigte Energiewende stark beschränkt werden.

"Die Abhängigkeit von teuren Energieimporten hat uns zuerst in eine Kostenfalle, und mittlerweile auch in eine außenpolitische Falle geführt", so EEÖ-Präsident Plank. "Die Lösung ist weniger Energieverschwendung, und mehr erneuerbare Energien."

Die präsentieren Zahlen sind katastrophal: Allein nur für Gasimporte aus Russland gibt Österreich derzeit mehr als eine Milliarde Euro jährlich aus - das ist zweieinhalb mal so viel als noch vor zehn Jahren! Die Gesamtkosten für Energieimporte betrugen 2012 17,3 Mrd. Euro - das sind 2 Mrd. Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Zum Vergleich: der Ausbau der Ökostromversorgung wird jährlich mit ca. 350 Mio. Euro unterstützt, und für thermische Sanierung sind jährlich 100 Mio. Euro verfügbar!


Während die Ausgaben für Energieimporte rasch immer steigen, setzt Österreich bisher kaum politische Schritte, damit der Energiebedarf verringert wird. Die Sanierungsrate im Wohnbau ist nach wie vor sehr niedrig, wodurch der Bedarf an Öl und Gas für Heizungszwecke gesamt gesehen hoch bleibt, weil knapp die Hälfte der Haushalte noch mit Gas oder Öl heizt.

"Ein Verbot für Ölheizungen im Neubau, eine Kesseltauschprämie und steuerliche Unterstützung für eine Umrüstung auf erneuerbare Heizenergieträger wären effektive Sofortmaßnahmen, um den Erneuerbaren-Anteil bei der Heizenergie von aktuell knapp über 40 Prozent auf 55 Prozent bis 2020 zu steigern," so EEÖ-Geschäftsführer Jurrien Westerhof. "Mittelfristig braucht es außerdem Verbesserungen im Mietrecht, um die Sanierungsrate steigern zu können. Darüber hinaus muss eine aufkommensneutrale CO2-Steuer eingeführt werden. Die Einnahmen sollen unter anderem für die Unterstützung von Energieeffizienzmaßnahmen verwendet werden."

Im Strombereich ist bei einer konsistenten Politik ohne Probleme bis 2020 eine vollständige Umstellung auf heimische, erneuerbare Energien möglich - das Potential dazu ist vorhanden. Die wichtigste Maßnahme dazu wäre, das bestehende Einspeisetarifsystem zu handhaben, und Hemmnisse, wie die gedeckelte PV-Unterstützung, zu beseitigen. "100 Prozent sauberer, heimischer Strom bis 2020 ist ein ambitioniertes Ziel, aber es ist möglich", so Westerhof. "Gehen die Entwicklungen im jetzigen Tempo weiter, dann schaffen wir das. Je mehr inflexible Überkapazität aus Atom- und Kohlekraft dabei vom Netz genommen wird, desto leichter wird es."

Am Rande der Pressekonferenz meint ein Techniker aus dem Bereich erneuerbare Energien, das es sogar noch schneller geht.

Ein beachtliches Potential für die Verringerung von Gasimporten liegt in der Erzeugung von Methan aus Biogas - ca. zehn Prozent des jetzigen Erdgasbedarfs können durch Biogas ersätzt werden. Vor allem im Reststoffbereich liegt hier derzeit noch ein immenses unausgeschöpftes Potential. Darüber hinaus bietet die Power-to-Gas-Technologie, bei der aus Strom Wasserstoff erzeugt wird, weitere Möglichkeiten, um aus Wind, Wasser oder Sonne gasförmige Energie zu erzeugen und erneuerbare Energien damit speichern zu können.

"Die jetzige Krise in der Ukraine muss ein Weckruf für jene Politiker sein, die die Energiewende bremsen wollen. Mittlerweile geben wir mehr für Energieimporte als für Bildung aus, und sind wir über den Gashahn erpressbar geworden", so Josef Plank. "Abgesehen davon müssen wir eine Debatte darüber führen, für welche Bereiche der Energieversorgung wir die Ressource Gas verwenden wollen. Die aktuelle Lage zeigt, dass wir den Bedarf nicht vergrößern, sondern verringern sollen. Die Priorität beim Gaseinsatz muss bei flexibel einsetzbaren Kraftwerken liegen, die in Gegensatz zu inflexiblen Atom- und Kohlekraftwerken besser zur fluktuierenden Einspeisung aus Wind und Sonne passen."

Fazit: Ein Umstieg ist rasch möglich und realisierbar, die Technologien sind entsprechende vorhanden. Es fehlt noch an ambitionierten politischen Rahmenbedingungen.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /