Kosten für Gebäudeautomatisierung sind noch hoch

Immer mehr Anbieter setzen bei Smart Homes auf Funk

Funk übernimmt die Steuerung smarter Gebäude. © Hans Schürmann

Light and Building: Anbieter zeigen Lösungen zur Steuerung von Smart Homes mit Funk.

Die Kosten für eine Gebäudeautomatisierung sind immer noch verhältnismäßig hoch. Da muss man den Architekten und Planungsbüros schon gute Argumente an die Hand geben, damit diese ihren Kunden eine Vernetzung des Smart Home schmackhaft machen können. Dass dies aber nicht ganz so leicht ist, zeigt sich auch in diesem Jahr wieder auf der Branchenmesse Light & Building in Frankfurt.

Bei den meisten Neubauten fällt der Anreiz, Energie einsparen zu können, ja schon mal weg, da sie bereits energieeffizient geplant werden. So dass den Herstellern hier nur noch neben einer vereinfachten Nachrüstung in Bestandsgebäuden das Argument "höherer Komfort" bleibt.

Wie sich Gira ein angenehmeres Leben mit Hilfe der Gebäudeautomatisierung vorstellt, hat der Hersteller von Komponenten für die Elektroinstallation gezeigt: Der Mensch wird frühmorgens mit leiser Musik geweckt, das Licht schaltet sich automatisch ein – es ist leicht gedimmt und wird langsam heller. Das Bad ist schon angenehm vorgeheizt. Bewegungssensoren sorgen dafür, dass auf dem Weg durch die Wohnung die Lampen eingeschaltet werden. Entschließt sich der Mensch zu duschen, macht ihn nicht nur das Wasser munter, sondern die Musik hat inzwischen gewechselt und bringt ihn zusätzlich mit Pop oder Jazz in Schwung – und damit das so bleibt, wird beim Verlassen der Dusche schon mal der Kaffeeautomat gestartet.

Ob das Szenario den Geschmack aller Besucher trifft, sei mal dahingestellt. Die Haussteuerung sei so leicht und intuitiv zu bedienen, dass die einzelnen Verknüpfungen leicht verändert werden können, versichert das Unternehmen. Dazu hat Gira ein Smartphone-ähnliches Bediengerät entwickelt, das sogenannte "G1". Über das Multitouch-Display des Geräts lassen sich die Funktionen durch Antippen mit dem Finger oder per Geste steuern. Automatische Funktionen und Szenarien sind laut Gira in wenigen Schritten programmierbar und jederzeit wieder zu ändern.

Damit die voreingestellten Abläufe funktionieren, muss der Installateur nur noch die Komponenten einbauen. Angesteuert werden sie über ein Funknetz namens "eNet". In Verbindung mit einem IP-Gateway kann das "G1" darüber hinaus als Wohnungsstation und Bedienzentrale für ein KNX-System eingesetzt werden. Das "G1" ist einfach nachrüstbar und kann wie ein normaler Schalter auf einer Unterputz-Dose installiert werden.

Auf das gleiche bidirektionale Funksystem setzt auch Jung. Mit der eNet-Übertragungstechnik können Kunden des Schalterherstellers künftig neben der Beleuchtung auch Jalousien und Rollläden steuern. Auch die Funk-Vernetzung von Jung soll sich einfach nachrüsten lassen: Es müssten nur die bisherigen Schalter und Steckdosen ausgetauscht werden, heißt es. Die Tasten besitzen eine Schnittstelle zu dem bidirektionalen eNet-System und übertragen das Signal an die Smartphone-große Steuerzentrale, die wie die Schalter in einer Unterputzdose untergebracht wird.

Da die Komponenten für die Funkvernetzung deutlich teurer sind als einfache Schalter, ist es für die Kunden sicher ein wichtiges Argument, dass sie so einfach wie sie installiert werden können, sich später auch wieder ausbauen und bei einem Umzug in eine neue Wohnung mitnehmen lassen.

Beim Rundgang über die Light and Bulding wird deutlich, dass immer mehr Anbieter bei der Gebäudeautomatisierung auf Funklösungen setzen. Auch Anbieter, die mit anderen Lösungen wie einer Informationsübertragung per Stromleitungen ganz erfolgreich sind.

So kündigt Devolo eine Lösung über die Vernetzung des Smart-Home auf Basis des Z-Wave-Standards an. Wie die Ideen des Unternehmens dazu konkret aussehen, verraten die Gesprächspartner am Stand in Halle 9 jedoch noch nicht und verweisen auf die IFA im September.

Dass das Thema "Energiesparen" nur für einen Teil der potenziellen Kunden als Argument für die Installation einer modernen Haussteuerung zieht, weiß auch der Entwickler von Heizungssteuerungen alphaEOS. "Bald werden unsere Häuser mehr Energie erzeugen, als für den Betrieb und die Anforderungen der Nutzer benötigt wird", sagt Jonathan Busse, Vorstand der alphaEOS AG. Mit dem Energieüberschuss werde man künftig Elektroautos laden oder den Strom einfach direkt und lokal vermarkten. Hausbesitzer benötigten daher ein intelligentes Energiemanagement, das ihre Komfort- und Mobilitätsgewohnheiten berücksichtigt und das die Energieströme im Gebäude nach unseren Bedürfnissen optimal steuert.

Das Unternehmen zeigt auf der Messe in Frankfurt ein vorausschauendes Heizungssteuerungssystem, das sich dem Tagesablauf der Bewohner anpasst. Dabei berücksichtigt es sowohl die Anwesenheits- und Abwesenheitszeiten, als auch die lokalen Wetterinformationen und die bauphysikalischen Gegebenheiten des Gebäudes bei der Berechnung der Heizstrategie. "Wenn die Bewohner schlafen, senkt das System die Temperatur ab, klingelt der Wecker, dann hat das System rechtzeitig für eine angenehme Temperatur gesorgt", erläutert Busse die Idee, die hinter der Steuerung steckt. Und bevor die Raumluft zu viel Feuchtigkeit enthält, warnt das System und fordert zum Lüften auf.

Alles wird über eine von alphaEOS entwickelte APP für mobile Endgeräte gesteuert. Dabei legt der Entwickler Wert auf einen ausreichenden Datenschutz. Die Informationen, die für die Steuerung benötigt werden, wie Daten zur Bauphysik des Hauses oder zum Tagesablauf und Nutzerverhalten werden lokal auf der Basis-Station des Systems gespeichert. Und für die Kommunikation zwischen Internet und der Datenstation im Haus stehe ein sicherer Kommunikationskanal auf dem Cloud-Server des Unternehmens zur Verfügung, der die Übertragung der Daten vor fremden Zugriff abgeschirmt, versichert der alphaEOS-Manager.

Wie die Messe zeigt, gewinnt das Thema "Datensicherheit" aber auch bei anderen Anbietern von Innovationen im Smart-Home an Bedeutung. So zeigen Technologiepartner der Funkinitiative "EnOcean", dass es sogar bei batterielosen Systemen möglich ist, Sensordaten oder Signale bei der Übertragung zu verschlüsseln. Am Stand zeigten vor allem kleinere Unternehmen pfiffige Lösungen jenseits von Komfort und Luxus. So hat das Ingenieurbüro Soda einen Tür- beziehungsweise Fenstergriff zu einer Sensorzentrale für die Hausautomation weiterentwickelt. Unter der Abdeckung befindet sich eine Vielzahl von Sensoren, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Helligkeit messen oder Informationen darüber erfassen, ob das Fenster geöffnet ist oder auch Informationen über die Griffstellung. Zur Steuerung der Haustechnik geben sie diese Informationen regelmäßig per Funk weiter. Hans Schürmann

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