© Brauerei Murau/ Eröffnung der ersten CO2 neutralen Brauerei
© Brauerei Murau/ Eröffnung der ersten CO2 neutralen Brauerei

Eröffnung der ersten CO2 neutralen Brauerei

Meilenstein im Sudhaus: Nahwärmeheizwerk Murau-Stolzalpe läßt Brauerei Murau Brau-Geschichte schreiben

Murau- Zusammen mit der Murauer Stadtwerke Ges.m.b.H. und der Krones AG, Neutraubling, hat die österreichische Brauerei Murau eGen Geschichte in der Brauereitechnologie geschrieben. Seit Ende April 2014 produziert die Genossenschaftsbrauerei mit einem Ausstoß von rund 300.000 Hektoliter ihr Bier zu 100 Prozent mit Wärme aus dem Biomasse-Heizkraftwerk der Murauer Stadtwerke GmbH. Das bedeutet, es werden in der Brauerei keine fossilen Brennstoffe mehr zur Bierherstellung verbrannt. Ein Meilenstein. Und: Es werden bisher nicht gekannte Energieeinsparmöglichkeiten im Brauprozess unter Einsatz von ‘Niedertemperatur-Prozesswärme’ eröffnet. Die Wärme in Form von Heißwasser kommt aus einem von der Murauer Stadtwerke GmbH im Jahr 2011 neu gebauten Biomasse-Heizkraftwerk, welches ausschließlich mit Holz aus der Region beheizt wird. Aufgrund der hohen energiepolitischen Bedeutung dieser Maßnahme hat auch Bundesminister Andrä Rupprechter an der offiziellen Eröffnung der ‘Niedertemperatur-Brauerei Murau’ am 2. Mai 2014 teilgenommen.

‘Durch die Einführung einer neuen Technologie konnten die zum Brauen notwendigen Temperaturen stark gesenkt werden. Darum kann sich Murau über die erste CO2-neutrale Brauerei Österreichs freuen. Dieser Betrieb ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und aktiver Klimaschutz optimal verbinden lassen. Durch die Umweltschutzmaßnahmen der letzten 15 Jahre wurden insgesamt Einsparungen von mehr als vier Millionen Euro erzielt.’, betont Rupprechter.

Möglich wurde diese Umstellung auf regionale, regenerativ erzeugte und CO2-neutrale Wärmeenergie insbesondere erst durch den Umbau des Sudhauses auf das Krones EquiTherm System. Dabei wird die gesamte Energie, die zum Maischen benötigt wird, vom Würzekühlprozess bereitgestellt. Da die Brauerei den traditionellen Charakter des vorhandenen Sudhauses mit seinen Kupferhauben weiter erhalten wollte, integrierte Krones die hochmoderne Technik in die bestehenden Kupfergefäße. Das komplette Innenleben der Maischegefäße und der wesentliche Teil der Würzekocheinrichtung wurden auf aktuellste Krones-Steinecker Technologie umgerüstet, ebenso wurde der bestehende Würzekühler auf das EquiTherm System erweitert. Entscheidend für die Funktion der ‘Energieschaukel’ des EquiTherm Systems ist das Zusammenspiel von Maischegefäß und einer besonders verlustarmen Energierückgewinnung zwischen der Kochung und Kühlung.

Heißwasser statt Dampf im Sudhaus

In den meisten Brauereien wird nach aktuellem Stand der Technik Dampf mit ca. 130 bis 150 °C eingesetzt – in der Brauerei Murau lag in der Vergangenheit die Dampftemperatur sogar bei 160 °C. Durch seine diskontinuierliche Wärmeproduktion sowie hohe Kondensat- und Nachdampfverluste arbeitet ein Dampfkessel in vielen Brauereien relativ ineffizient. In Murau hingegen wird durch Einsatz des EquiTherm System von nun an das Bier mit extrem wenig Energie und auf niedrigstem Temperaturniveau gebraut. Die höchste benötigte Temperatur in der ‘Niedertemperatur-Brauerei Murau’ ist nur noch beim Ankochen der Würze erforderlich, hier kommt die Brauerei schon bei der Inbetriebnahme mit heißem Wasser von weniger als 115 °C aus. Die Wärmeübertragung erfolgt in Murau mittels verlustarmer Wärmeübergabestation und einem eigens für die Spitzenlastabdeckung und Wärmerückgewinnung des Krones EquiTherm Systems konzipierten Energiespeichers, der in diesem Fall die komplette Brauerei mit regenerativer und rekuperativer Wärme versorgt.

Die Murauer Stadtwerke GmbH unter Leitung von Direktor Ing. Kurt Woitischek und seinem Team haben diesen großen und sehr wichtigen Schritt für die Region gesetzt, um die gesamte Wertschöpfung hinsichtlich der Energieversorgung in der Region zu belassen und sowohl im Strom- als auch im Wärmebereich die Energiebereitstellung durch erneuerbare Energieträger wie Wasser und Holz sicherzustellen. Die Brauerei wird nun zu 100 Prozent mit regenerativ erzeugtem elektrischem Strom und Biowärme versorgt. Der Weg, den die Brauerei unter dem Vorstandsobmann Johann Lassacher, dem Geschäftsführer Ing. Josef Rieberer und den Braumeistern Günter Kecht und Christoph Lippert-Pagany dafür gegangen ist, dürfte in der Braubranche einzigartig sein: Energie wird nämlich nicht nur durch die Systemumstellung der Wärmebereitstellung eingespart, sondern vor allem auch durch die Senkung der ‘Prozesswärme-Temperatur’.

Erste Co2 neutrale Brauerei

Seit langem schon verfolgt die Brauerei Murau eine Unternehmensphilosophie, die das Thema Umweltbewusstsein ins Zentrum der Produktion stellt. Erklärtes Ziel ist es, eine CO2-neutrale Brauerei zu werden. Die Genossenschaftsbrauerei im obersteirischen Murau mit über 500jähriger Tradition fühlt sich der Bioregion und der Energievision der Klimabündnisgemeinde Murau verpflichtet, welche bis 2015 energieautark sein will. Auch der in der Brauerei benötigte elektrische Strom wird von den Stadtwerken mit Hilfe von Wasserkraftwerken erzeugt. Während die Stromversorgung im Bezirk Murau bereits vollständig aus der Region erfolgt, ist nun mit der wärmetechnischen Anbindung der Brauerei ein wesentlicher Schritt zur ‘Energievision Murau – Ein Bezirk auf dem Weg in die Energieunabhängigkeit!’, die bis zum Jahre 2015 vollzogen sein soll, realisiert worden.

GastautorIn: Mag. Andrea Traussnig für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /