Forschung als Schlüsselbereich für die Entwicklung erneuerbarer Energien

Staatssekretärin Kranzl und Karl Blecha, Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Forschung sind überzeugt: Der Markt kann Energieproblem nicht lösen - Forschung ist gefodert

Wien- Bei einer Pressekonferenz, die heute in Wien stattfand, widmeten sich Staatssekretärin Christa Kranzl und der Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Forschung, Karl Blecha, dem Thema "Emanzipation vom Öl. Innovative Technologien als Erfolgsfaktor. Maßnahmen des BMVIT zur Energieversorgung der Zukunft".

Die Staatssekretärin unterstrich in ihrem Statement, dass "Forschung und Entwicklung der Schlüsselbereich sind, um alternative Energie-Entwicklungen zu gewährleisten". Die Staatssekretärin plädierte für Energiegewinnung aus Wasserkraft - wichtig sei jedoch auch die Kombination von Wind, Photovoltaik und Solarenergie. Sie sprach sich gegen Biosprit aus, falls er "negative Einfluss auf die Lebensmittelproduktion hat" - weit mehr zu stärken seien dagegen Bemühungen in Richtung der zweiten und dritten Generation der Biotreibstoffe - z.B. sei die Nutzung von Grünschnitt zu forcieren. Es gebe hier bereits vielversprechende Forschungsprojekte, auch in Österreich.

Blecha zitierte die aktuellen Ereignisse am Weltenergiemarkt und rief nach einem "Politikwechsel", denn: "Der Markt kann die Energieprobleme nicht lösen -daher ist jetzt die Forschung und Entwicklung gefordert."

Kranzl unterstrich, dass vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) bereits eine Reihe von zentralen Maßnahmen gesetzt worden seien. Die Staatssekretärin verwies hier u.a. auf das Strategieprogramm "Intelligente Verkehrssysteme und Services IV2Splus", auf die ausreichend mit Mitteln versehene Förderung alternativer Antriebe und Kraftstoffe sowie auf Österreichs "federführende Rolle" bei den Passivhäusern, die auch durch das Programm "Haus der Zukunft" mitforciert worden sei. Einen "Durchbruch" erwartet sich Kranzl von der "Grünen Bioraffinerie": Hier würde in einem "vorbildlichen biologischen Kreislauf" aus Grünschnitt sowohl energetischer (z.B. Wärme) als auch nicht-energetischer Nutzen (Eiweiß) sichergestellt. Selbst die am Ende des Prozesses anfallende Trockenmasse könne sinnvoll verwendet werden, nämlich als "natürlicher Dünger", so Kranzl. Für Biotreibstoffe, die negative Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung hätten - und eine "globale soziale Bombe" -sein könnten, gelte dagegen "Hände weg!".

Auch angesichts der jüngsten Warnungen seitens des Chefökonoms der Weltenergiebehörde IEA, Fatih Birol, dass bis 2015 bereits 15 Prozent des täglichen Ölbedarfs nicht mehr gedeckt seien und gleichzeitig zuwenig in Richtung alternative Energieträger getan werde, zeige sich, dass das Energiethema die "Schlüsselfrage der zukünftigen politischen Tätigkeit ist". Gerade im Feld von erneuerbaren Energien und Klimapolitik ortete Kranzl aber die Möglichkeit einer absoluten "Win-Win-Situation": So profitierten von der CO2-Reduktion nicht nur die Umwelt, sondern auch heimische innovative Unternehmen und der Arbeitsmarkt. Schon jetzt könne Österreich im Bereich der Photovoltaik auf "Weltmarktführerschaft" verweisen, freute sich Kranzl.

Im Bereich des Verkehrs sorge man durch Verkehrs-Telematik-Systeme für ein Flüssighalten des Verkehrs, zudem stärke die Regierung Gusenbauer den öffentlichen Verkehr. Und auch dem Vorschlag von Verkehrsminister Werner Faymann in Richtung eines Österreich-Tickets kann Kranzl viel abgewinnen: Das sei ein "sehr guter Ansatz", befand die Staatssekretärin, die sich auch für eine Forcierung von Fahrgemeinschaften aussprach. Im Bereich des Wohnens gelte es nun, in die zweite Generation des Passivhauses zu gehen - diese Häuser decken nicht nur den eigenen Energiebedarf, sondern erzeugen nach dem Motto "mein Haus als Kraftwerk" noch zusätzliche Energie. Im Bereich der Passivhäuser werde künftig auch der Kosten-Nutzen-Effekt besser dargestellt, kündigte Kranzl an. Weitere Schwerpunkte: die Netzevaluierung zur Verhinderung von Energieverlust, forcierte Bewusstseinsbildung für Energie-Effizienz sowie eine Erhebung des Entwicklungsstands eingereichter Programme noch bis zum Sommer. Flankiert werde das durch eine Bündelung der vom BMVIT gestarteten Programme, unterstrich Kranzl.

Die Ölkrise ist schon da! Weg von fossilen Rohstoffen!

Mit drastischen Worten warnte Karl Blecha vor einer sich immer klarer abzeichnenden Ölkrise samt großen sozialen Implikationen durch die Preissteigerungen: "Die Ölkrise steht nicht vor der Tür, sie ist schon da." Genau daher gelte es nun, alle Anstrengungen zu forcieren, um von fossilen Rohstoffen zu biogenen Rohstoffen zu kommen. Freilich dürfe das keine negativen Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln haben, so Blecha. Staatssekretärin Kranzl komme hier die wichtige Rolle eines "Motors für die Entwicklung der österreichischen Forschungspolitik" zu, so Blecha, der abschließend festhielt: "Wir brauchen die Entwicklung langfristiger und konsistenter Strategien für unsere Energiezukunft" - schließlich sei das Energiethema die "brennend aktuelle" Thematik unserer Zeit.

Mehr über die Grüne Bioraffinie können Sie auf
Fabrik der Zukunft
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /